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Lieber Dylan

Lieber Dylan

Titel: Lieber Dylan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siobhan Curham
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sich auf den Rand setzt und mir über die Haare streichelt, wie sie es früher immer gemacht hat, und dann würde sie mir sagen, dass alles wieder in Ordnung kommt. Stattdessen hörte ich die Wodkaflasche, die gegen ihr Glas klirrte, und das leise Gemurmel des Fernsehers, das durch die Nacht rauschte.
    Ich weiß nicht, was ich tun werde, Nan. Ich habe das Gefühl, als wären mir die wenigen schönen Dinge, die ich im Leben hatte, auf einen Schlag weggenommen worden. Jamie, der Theater-Workshop, meine sogenannten Freundinnen. Und jetzt habe ich das Gefühl, niemanden mehr zu haben   – nur dich. Es tut mir so leid, dass meine Mail so elend klingt, besonders weil deine so voll mit guten Nachrichten war. Und ich bin wirklich froh darüber, dass du dein altes Selbst wiedergefunden hast. Und wirklich aufgeregt, weil du vielleicht auf die Bühne zurückkehrst. Jetzt gehe ich mal lieber nach Hause.
    Alles Liebe,
    Georgie xx

    Von: [email protected]
    An: [email protected]
    Betreff: Sorry   – schon wieder!
    Datum: Sonntag, 13. August, 16:12

    Oh nein! Ach Georgie, es tut mir so leid. Ich habe das Gefühl, jedes Mal, wenn ich versuche, dir zu helfen, mache ich alles eine Million Mal schlimmer. Aber vielleicht sind die Dinge gar nicht so düster, wie du denkst. Manchmal, wenn wir Sachen hören, die wir eigentlich gar nicht hören wollen, brauchen wir eine Weile, bis wir damit zurechtkommen. Deine Mutter musste all diese Dinge, die du ihr gesagt hast, zu hören bekommen, auch wenn es den Anschein hatte, als hätte sie gar nichts gehört. Wenigstens weiß sie jetzt, wie du dich wirklich fühlst. Wenigstens hat sie jetzt keine Ausrede mehr. Es ist, als hättest du einen Samen gepflanzt, und jetzt musst du dich zurücklehnen, abwarten und zusehen, wie er wächst. Lass ihr Zeit. Und bleib stark. Und vergiss nicht, wenn du mich brauchst, bin ich nur einen Telefonanruf entfernt.
    Alles Liebe,
    Nan xx

    Von: [email protected]
    An: [email protected]
    Betreff: Wunder
    Datum: Montag, 14. August, 16:59

    Du hattest recht!!! Ich habe einen Samen gepflanzt, und ein Wunder ist daraus gewachsen! Den ganzen Tag gestern herrschte zu Hause eine echt merkwürdige Atmosphäre, so als wäre das stürmische Wetter, das wir letztens hatten, durch die Fenster und unter den Türen hereingekrochen und würde nun darauf warten, direkt über unseren Köpfen auszubrechen. Alles war zu ruhig, zu still. Als derTon-Zerstörer hereinpolterte   – um zehn nach eins am Mittag, nach schalem Zigarettenrauch, Bier und Parfüm stinkend   –, lächelte Angelica ihm nur liebevoll zu und fragte, ob er einen schönen Abend gehabt hätte. Aber irgendetwas war mit ihrem Lächeln, etwas an der Art, wie es sich ganz auf ihre Lippen beschränkte und es nicht bis in ihre Augen schaffte, sagte mir, dass etwas wirklich nicht in Ordnung war. Normalerweise weint sie oder stellt Fragen oder schmollt, wenn der Ton-Zerstörer die ganze Nacht weg war, aber dieses Mal nicht. Und ich glaube, er wusste auch, dass etwas in der Luft lag, denn er war extra nett zu ihr, sagte, sie solle gehen und ihre Beine hochlegen, während er das Essen machte. Aber Angelica schüttelte fest den Kopf und sagte dann: »Warum ruhst du dich nicht ein bisschen aus? Ich wette, du könntest etwas Schlaf gebrauchen.« Normalerweise schüttelte ich den Kopf und seufzte, wenn sie so etwas sagte und er den Raum verließ, aber dieses Mal nicht. Denn auch wenn das, was sie gesagt hatte, albern und süßlich klang, war die Art, in der sie es gesagt hatte, so hart wie Stahl. Als hätte sie in Wirklichkeit sagen wollen: »Ich hasse dich, du Bastard.« Er hat es auch gemerkt, denn er ging nicht, um sich hinzulegen, sondern lungerte weiter in ihrer Nähe herum und versuchte, ihr zu helfen und nett zu ihr zu sein, und jedes Mal antwortete sie ihm in derselben stählernen Art, bis er endlich ging und sich auf die Couch setzte, wobei er sich hinter dem Sportteil der Sonntagszeitung versteckte. Zu mir war sie auch echt komisch, sie sagte mir, was ich machen sollte, zum Beispiel Michaelas Buntstifte einsammeln oder nach den Röstkartoffeln sehen, aber dabei sah sie mich überhaupt nicht richtig an. Sobald wir zu Mittag gegessen hatten, verschwand ich in meinem Zimmer. Beim Essen hatten sich die ganze Zeit über Sturmwolken zusammengebraut, und ich wollte wirklich nicht dabei sein, wenn sie ausbrachen. Ich war fast eingedöst, als ich hörte, wie die Küchentür zugeschlagen wurde. Ich schlich mich

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