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Lieber Dylan

Lieber Dylan

Titel: Lieber Dylan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siobhan Curham
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gesagt, nachdem du gegangen warst.« Ich drehte mich um und sah ihn geradewegs an. »Was?«
    »Ich habe ihr genau gesagt, was ich von ihr halte«, erwiderte er. »Das habe ich schon seit ewigen Zeiten mal tun wollen. Sie hat mich zum Wahnsinn getrieben, wie sie ständig um mich herumschlich und sich so unheimlich toll fand. Ich habe überhaupt nur mit ihr gesprochen, weil sie deine Freundin war.«
    WAS?!!! Jetzt sausten völlig willkürlich Puzzleteile in meinem Kopf herum. Jamie hatte nur mit Jessica gesprochen, weil sie meine Freundin war. Er fand, sie war ein widerliches kleines Biest. Jamie hasste Jessica   – und er mochte mich!
    »Was ist denn das nun für eine Geschichte mit deiner Mutter?«, fragte er. Und seine Stimme war so sanft und seine Augen voller Sorge, dass ich ihn wirklich nicht anlügen wollte. Aber die ganze Wahrheit wollte ich ihm auch nicht erzählen. Also sagte ich ihm, dass es meiner Mutter schwergefallen war, zurechtzukommen, nachdem mein Vater gestorben war, und dass sie sich manchmal, aber nicht sehr oft, betrunken hatte, aber im Grunde war alles in Ordnung, und ich war nur so verzweifelt gewesen, weil mir die Sachen, die Jessica gesagt hatte, so peinlich waren   – die Lüge, ich hätte sie in den Wald eingeladen, und dann das Zeug über meine Mutter. Ich sprach weiter und weiter, und als ich endlich eine Pause machte, setzte Jamie sich auf, küsste seinen Finger und berührte meine Nase, genauso wie er es in dem Stück machen musste. Nur war es diesmal kein Stück, und wir hatten nicht mal Probe.
    »Also, bist du jetzt endgültig wieder beim Workshop?«, fragte er. Ich nickte, und er sagte: »Toll, dann sehen wir uns ja morgen.« Undich konnte nichts anderes denken als: So was passiert doch nicht mir, höchstens in meinen Träumen, und dann ist es nicht mal halb so umwerfend. Dann stand Jamie auf und hielt mir seine Hand hin, und wir gingen Hand in Hand die Hauptstraße entlang, ohne ein Wort zu sagen, sahen uns nur hin und wieder an und lächelten. Als wir an der Bushaltestelle ankamen, sagte er, er müsste gehen, denn er hatte seinem Vater versprochen, ihm bei einem Motorrad zu helfen, und hatte ihm gesagt, er würde nur schnell einen halben Liter Milch kaufen gehen. Ich nickte, und dann sagte er noch einmal, wir würden uns ja morgen beim Workshop sehen, und ich sagte: »Okay.« Dann hielt sein Bus, und er war schon dabei einzusteigen, aber plötzlich drehte er sich noch einmal um, sprang wieder ab und umarmte mich ganz fest. Es war wirklich schön, bis der Busfahrer rief: »Jetzt komm schon, Jungchen, ich habe einen Zeitplan einzuhalten!«
    Ich bin sofort in die Bücherei gegangen, und meine Hand prickelt noch da, wo er sie gehalten hat, aber ich musste dir unbedingt erzählen, was passiert ist, bevor ich nach Hause gehe. Oh Nan, das Leben wird doch sicher ein bisschen unkomplizierter, wenn man älter wird, oder? Aber für mich scheint es nur immer merkwürdiger und merkwürdiger zu werden. Vor genau einer Woche saß ich hier, genau an diesem Tisch mit dem ganzen angeklebten Kaugummi darunter, und habe gedacht, meine ganze Welt sei untergegangen. Der Ton-Zerstörer hat mir dieses Zeug über meinen Vater erzählt, und ich war sicher, dass Jamie mich hasste und nie wieder mit mir sprechen würde. Jetzt bin ich frei und wieder beim Workshop, und Jamie hasst Jessica, und ich glaube, er mag mich!! Wie merkwürdig ist das denn? Es gab einen Moment, als er mich an der Bushaltestelle umarmt hat, da dachte ich, er würde mich wirklich küssen. Richtig. Nicht nur seinen Finger küssen und mein Gesicht berühren. Ich bin noch nie zuvor von einem Jungen geküsst worden. Ich habe immer gedacht, das muss schrecklich sein, aber wenn ich mit Jamie zusammen bin, fühle ich mich so sicher. Oh mein Gott, Nan, mein ganzer Körper kribbelt vor Aufregung. Es ist mir egal, wie heuteAbend die Atmosphäre zu Hause zwischen Mum und dem Ton-Zerstörer ist, nichts wird mir meine glückliche Stimmung zerstören.
    Alles, alles Liebe,
    Georgie xxx

    Von: [email protected]
    An: [email protected]
    Betreff: Re: Wunder
    Datum: Montag, 14. August, 21:22

    Ich habe es dir doch gesagt!!! Ich wusste, dass er dich mag und nicht das Krabbenstäbchen auf Beinen! Oh Liebling, es ist ja so aufregend! (Etwas lässt mich denken, dass ich in dieser Mail eine ganze Menge Ausrufezeichen verwenden werde!!!) Ich bin so, so froh, dass dir etwas Schönes passiert ist, nach allem, was in der letzten Zeit los gewesen ist.

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