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Lieber Dylan

Lieber Dylan

Titel: Lieber Dylan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siobhan Curham
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kein anderer wäre in der Lage, die Rolle so gut zu spielen wie ich. Und Nan, die nächste Neuigkeit wirst du mir kaum glauben   – Jessica und Kate eins sind komplett aus der Gruppe ausgetreten. Ich hatte totale Angst davor, die beiden wiederzusehen, aber Kate Nummer zwei sagte, sie wären die ganze letzte Woche nicht da gewesen und würden auch nicht mehr wiederkommen. Anscheinend hatte Jessica Kate Nummer zwei erzählt, Bugsy Malone wäre zu unreif für sie, und sie hätte es satt, mit Kindern herumzuhängen. So wie Kate die Augen rollte, als sie mir das erzählte, bekam ich den Eindruck, dass sie auch die Nase ziemlich voll von Jessica hatte. Jamie war auch nicht da, also nahm ich an, er hätte aufgehört, um mit Jessica herumzuhängen. Der große, dünne Junge namens Peter spielte stattdessen den Bugsy, und es war überhaupt nicht dasselbe. Als er seinen Finger küsste und meine Nase berührte, gab es nicht das leiseste Flattern in meinem Bauch. Tatsächlich war mir übel, denn sein Finger war mit Spucke beschmiert. Und auch wenn ich bekommen hatte, was ich wollte, und wieder im Stück mitspielte, konnte ich mir nicht helfen, ich fühlte mich innerlich ein bisschen leer. Es war nicht dasselbe, und was, wenn der Ton-Zerstörer Mum das Leben zur Hölle machte, nur damit ich hier sein konnte?
    Erst ganz am Ende des Tages fing alles an, viel besser zu werden. Ich trottete aus dem Gemeindezentrum und überlegte mir, ob ich das Richtige getan hatte, als ich hörte, wie jemand nach mir rief: »Hey, Blousey.« Er war es. Jamie. Ich fuhr herum und sah ihn unter dem Weidenbaum beim Ententeich sitzen. Ich glaube, ich muss eine ganze Weile mit offenem Mund dagestanden haben, denn er rief: »Na, was ist? Kommst du her oder nicht?«
    Oh Nan, hast du dich jemals überglücklich, zu Tode erschrocken und übel zugleich gefühlt? Genauso fühlte ich mich nämlich, als ich langsam zu ihm hinüberging. Ich versuchte, cool auszusehen, doch leider verzog mein Mund sich immer wieder zu einem dämlichen Grinsen, egal wie fest ich die Lippen zusammenpresste. »Also, wasist los?«, fragte er, als ich bei ihm ankam, vor ihm stand und mit den Füßen im ausgetrockneten Gras scharrte. »Hinsetzen?«, sagte er, aber eher wie eine Frage als wie eine Anweisung und in seiner sanftesten rauen Stimme. Also ließ ich meine Tasche fallen, setzte mich neben ihn und sah hinaus auf den Teich, wo ein Entenpaar auf das Schilf in der Mitte zutrieb. »Alles in Ordnung?«, habe ich gefragt, glaube ich. Er hat »Ja« geantwortet, glaube ich. Und dann sah ich ihn an, und er starrte mich an, sein langer Pony zu beiden Seiten seiner Augen wie ein Paar dunkle Vorhänge, und er wirkte so besorgt, dass ich am liebsten geweint hätte. »Geht es dir gut?«, fragte er, und ich nickte. »Tut mir leid, was letzten Samstag passiert ist   – im Wald«, sagte ich langsam. »Tut mir leid, dass ich alles verdorben habe.« Er stieß ein kurzes wütendes, kleines Lachen aus und antwortete: »Du hast gar nichts verdorben. Das war diese dämliche, gekünstelte Freundin von dir.« Ich schluckte und sah ihn an. »Was meinst du?«
    Ich hatte mir die ganze Woche über vorgestellt, wie er und Jessica zusammengekommen waren. Was er sagte, ergab überhaupt keinen Sinn. »Na, wie sie da aufgetaucht ist«, sagte er. »Die Sachen, die sie zu dir gesagt hat, über deine Mutter und das alles.« Meine Wangen glühten, und ich wandte mich ab. »Ich habe sie nicht eingeladen, weißt du. Sie muss uns gefolgt sein.« Jamie nickte. »Ich weiß.« Dann legte er sich auf die Seite und sah zu mir auf. »Weshalb bist du denn weggerannt?«, fragte er. »Ich bin dir hinterhergekommen. Warum hast du nicht auf mich gewartet?«
    Es war so merkwürdig. Alles, was ich mir wie ein Puzzle in meinem Kopf zusammengesetzt hatte, fiel plötzlich vor meinen Augen in sich zusammen. Jessica und Jamie, die sich am Feuer an den Händen hielten. Jessica, die zu Jamie nach Hause geht und Sandwiches mit Krabbenstäbchen isst. Jessica, die Jamie das Gesicht abknutscht. Und dann entstand stattdessen in meinen Gedanken ein wesentlich schöneres Puzzle: Jamie, der mir im Wald hinterherrannte. Jamie, der sich um mich sorgte. Jamie, der Jessica dämlich und gekünstelt fand.
    »Es war mir peinlich«, murmelte ich, und meine Wangen nahmen einen noch dunkleren Rotton an. Aus dem Augenwinkel blickte ich hinunter und sah, dass Jamie nickte. »Sie ist ein widerliches kleines Biest«, sagte er ruhig. »Und das habe ich ihr

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