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Lieber Dylan

Lieber Dylan

Titel: Lieber Dylan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siobhan Curham
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Ton-Zerstörers aus dem Ständer bei der Tür. Mum schwang ihn wie ein Schwert vor ihm hin und her. »Halt dich von uns fern!«, schrie sie. »Du rührst meine Töchter nicht an!« Hätte ich nicht solche Angst gehabt, hätte ich ihr applaudiert. Der Ton-Zerstörer blieb einen Moment lang stehen, seine Silhouette zeichnete sich schwarz und klobig gegen die Sonne ab. Ich rappelte mich auf die Füße, meine Beine klebten voller Baumrinde-Stücke vom Steingarten. »Du sagst mir nicht, was ich zu tun habe!«, schrie er zurück und machte einen Schritt auf sie zu. Irgendwo in der Straße hörte ich eine Tür zuschlagen. Bitte lass jemanden kommen und uns helfen, flehte ich stumm. Und dann ertönte oben das Geräusch eines Fensters, das geöffnet wurde. Wir blickten hoch, schirmten unsere Augen mit den Händen ab. Es war Michaela. »Prinzessin!«, rief der Ton-Zerstörer, wobei seine Stimme sofort sanft wurde. »Ich bin gekommen, um dich mit zu Oma zu nehmen.« Michaela sah zu ihm hinunter, schüttelte ihren kleinen Kopf und sagte: »Geh weg, Daddy.« Der Ton-Zerstörer machte einen Schritt auf das Haus zu, aber Mum trat zur Seite, um ihn aufzuhalten. »Was ist los, Prinzessin? Möchtest du nicht gern ein bisschen Zeit mit deinem Dad verbringen?«, rief er. Wieder schüttelte Michaela den Kopf. Ich sah, wie der Ton-Zerstörer die Fäuste ballte. »Warum denn nicht?« Michaela sah von ihm weg auf das Fensterbrett. »Weil du Mami wehgetan hast. Ich will dich nicht sehen. Ich hab Angst.« Das Nächste ist alles ein bisschen verschwommen. Der Ton-Zerstörer sprang auf die Tür zu, Mum sprang auf ihn zu und schlug ihn mit dem Schirm auf seinen dicken Nacken. Ich sah, wie er herumfuhr, um sie zu stoßen, und ich rannte mit dem Kopf voran auf ihn zu. Er fuhr herum und packte mich, aber in dem Moment hörten wir Gott sei Dank alle ein schrilles Heulen. Es war eine Polizeisirene und dann gleich noch eine, sie wurden lauter und lauter, kamen näher und näher. Der Ton-Zerstörer ließ mich los, blieb wie angewurzelt stehen und starrte auf die Straße. Mum öffnete vor mir ihre Hand, und ich sah ihren Pager. »Hexe!«, schrie der Ton-Zerstörer, ehe er die Auffahrt hinunterrannte. Aber es war zu spät. Zwei Polizeiautos bremsten kreischend am Ende der Auffahrt, und innerhalb einer einzigen Sekunde waren vier Männer in knallgelben Jacken und schwarzen Hosen über ihm, schrien »Runter auf den Boden!« und fesselten ihm die Hände mit Handschellen auf den Rücken.
    Nan, ich zittere, während ich das tippe und dabei an das, was passiert ist, zurückdenke. Aber du hattest recht mit dem, was du über die schlimmsten Zeiten in unserem Leben gesagt hast: Oft folgen darauf die besten. Der Ton-Zerstörer ist im Gefängnis und wird bis zur Verhandlung dort bleiben, und zum ersten Mal seit einer Ewigkeit fühle ich mich frei. Nachdem die Polizei gestern gegangen war, mussten wir alle drei erst einmal weinen, aber es war ein gutes Weinen, falls das einen Sinn ergibt. Mum umarmte Michaela und mich ewig lange und sagte, dass wir nie wieder Angst zu haben bräuchten. Sie würde dafür sorgen, dass wir alle in Frieden und glücklichleben könnten. Und auch wenn ich spüren konnte, wie sie zitterte, wusste ich, sie meinte jedes Wort ernst. Es ist merkwürdig, aber es scheint, als hätte sie, seit sie den Ton-Zerstörer mit dem Schirm geschlagen hat, endlich keine Angst mehr vor ihm.
    Als Jamie später kam, konnte er nicht glauben, was passiert war, aber er sagte, obwohl es schrecklich gewesen sein muss, war es definitiv das Beste so. Und damit hatte er recht. Es war das schrecklichste Erlebnis meines ganzen Lebens, aber dass der Ton-Zerstörer hier aufgetaucht ist und seine Kautionsauflagen gebrochen hat, bedeutet, dass er jetzt eingesperrt wird und wir uns eine Zeit lang entspannen können. Ich versuche, nicht an die Gerichtsverhandlung und das, was danach passieren wird, zu denken. Ich weiß, die Erleichterung ist sicher nur vorübergehend, aber wenigstens haben wir jetzt ein bisschen Zeit, um zu planen, was wir tun werden. Ich bin im Augenblick in der Bücherei, und sobald ich diese Mail abgeschickt habe, gehe ich zu Jamie. Er will ein bisschen Musik mit mir machen, er denkt, das könnte mich von allem, was passiert ist, ablenken. Ich weiß allerdings nicht, was mit mir nicht stimmt, denn mir ist die ganze Zeit zumute, als müsste ich in Tränen ausbrechen. Verrückt, oder? Na, wie auch immer, ich dachte jedenfalls, ich erzähle dir mal schnell

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