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Lieber Dylan

Lieber Dylan

Titel: Lieber Dylan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siobhan Curham
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Straße war nichts als ein paar Häuser und   – ich erkannte die altmodische blaue Straßenlaterne und erstarrte. Das Polizeirevier.
    »Was machst du denn?«, fragte ich, und mein Mund war plötzlich so trocken und kratzig wie Sandpapier. Mum zog an meiner Hand und sagte, ich solle mit ihr kommen. Oh Nan, ich hatte solche Angst. Ich dachte, sie wollte Anzeige gegen dich erstatten, weil du mir gemailt hast. »Ich kann nicht«, sagte ich und blieb wie angewurzelt stehen. Mum entfuhr ein gewaltiger Seufzer, dann sagte sie: »Ich dachte, du willst, dass ich etwas unternehme?« Verwirrt starrte ich sie an. »Dass du weswegen etwas unternimmst?«   – »Wegen Tony«, antwortete sie. Es dauerte ein paar Augenblicke, bis das, was sie sagte, den Teil meines Gehirns erreicht hatte, der den Sinn von Sachen ermittelt. »Ist das dein Ernst?«, flüsterte ich. Mum nahm die Sonnenbrille ab, und ich glaube, trotz der Schwellungen und der blauen Flecke sah sie noch nie zuvor so schön und so tapfer aus. Sie nickte, und ich sah, wie ihr eine Träne die geschwollene Wange hinunterlief und im Blau der Polizeilampe schimmerte. »Es tut mir so leid«, flüsterte sie, und dann   – wie genau, weiß ich nicht   – umarmten wir uns, und sie wiegte mich sanft von einer Seite zur anderen. Als ich mich an ihr festklammerte, nahm ich einen Hauch ihres Kokos-Shampoos wahr, und das gab mir ein Gefühl der Sicherheit, wie ich es seit einer Ewigkeit nicht mehr verspürt hatte. Als wir uns endlich losließen und einander ansahen, hatten wir beide geweint, aber wir lächelten auch, ein echtes Lächeln, das unsere mit Tränen gefüllten Augen erreichte.
    So, nun weißt du es. Ich wusste, es würde eine Ewigkeit dauern, dir alles zu erzählen, aber ich musste es dich einfach wissen lassen. Kannst du es fassen, dass in einer einzigen Nacht so viel passieren kann? Jamie hat mich geküsst, wir haben unser Stück aufgeführt, meine Mum ist zur Aufführung gekommen, und dann hat sie auch noch den Ton-Zerstörer verlassen!
    Als wir auf das Polizeirevier kamen, haben sie Mum befragt und schickten dann einen Wagen los, um den Ton-Zerstörer zu verhaften. Ich bin nicht sicher, was mit ihm passiert ist, aber die Polizei brachte Michaela zu uns, und wir wurden in einem sicheren Haus an einem Ort namens West Drayton untergebracht. Wir drei teilen uns ein Zimmer, was eigentlich ziemlich cool ist, als wären wir im Urlaub in einem Wohnwagen oder so. Auch andere Frauen wohnen hier mit ihren Kindern   – wir alle verstecken uns vor Psychopathen- Männern   –, was im Grunde irgendwie deprimierend ist. Aber das Beste von allem ist das Computerzimmer, wo ich jetzt gerade bin. Es ist komisch, wenn ich daran denke, wie sehr ich mir gewünscht habe, einen Computer zu haben, den ich bei mir zu Hause benutzen kann   – so habe ich mir das natürlich nie gedacht! Ich melde mich bald wieder, wenn ich mehr darüber weiß, was vor sich geht.
    Alles Liebe,
    Georgie xx

    Von: [email protected]
    An: [email protected]
    Betreff: Re: Unglaubliche Neuigkeiten!
    Datum: Sonntag, 20. August, 09:01

    Du meine Güte! Wieder einmal hast du mich sprachlos gemacht. Nun ja, vielleicht nicht ganz. Das Wichtigste zuerst   – wäre es möglich, dass ich mit deiner Mutter spreche? Nur um sie zu beruhigen undihr zu versichern, dass ich nicht irgendein Stalker bin, der im Internet Teenager verfolgt. Das Letzte, das ich will, ist, ihr noch weitere Sorgen zu bereiten. Vielleicht könnte ich kommen und euch besuchen? Oder ihr könntet alle hierherkommen? Wenn du, deine Mutter und deine Schwester einen Ort braucht, an dem ihr bleiben könnt, Georgie, wäre ich nur allzu glücklich, euch auszuhelfen. Hier ist jede Menge Platz, da nur noch Woodstock und ich unsere Kreise ziehen. Bitte gib deiner Mutter meine Nummer und versuch, sie dazu zu bringen, mich anzurufen.
    Liebling, das alles, was dir passiert ist, muss sich für dich wirklich merkwürdig anfühlen. Was hat die Polizei wohl mit dem Ton-Zerstörer gemacht? Ich hoffe, sie sperren ihn ein und werfen den Schlüssel weg. Und was ist mit Jamie? Deine Beschreibung des Kusses trieb mir eine Träne ins Auge, sogar eine ganze Menge Tränen, um ehrlich zu sein! Hast du die Möglichkeit, von dort, wo du bist, mit ihm Kontakt aufzunehmen? Er hört sich so liebenswert, so freundlich und stark an   – genau der Mensch, den du jetzt brauchst. Hast du in dem sicheren Haus eine Telefonnummer? Ich könnte dich anrufen, wenn du willst. Ich

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