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Lieber Feind

Lieber Feind

Titel: Lieber Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Webster
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Mrs. Pendleton riesige Summen für eine so wichtige Angelegenheit wie Gefrorenes habe. Aber sie können einfach das Gefühl nicht überwinden, daß es eine sündhafte Verschwendung ist, diese Kinder zu ernähren.
    Der Doktor und ich haben die Speisezettel der Vergangenheit sorgfältig studiert und können nur über das Hirn staunen, das sie erdacht haben mag. Hier ist eins der häufig wiederkehrenden Essen:
    Gekochte Kartoffeln
    Gekochter Reis
    Milchpudding
    Ich finde es ein Wunder, daß die Kinder noch etwas anderes als nur einhundertundelf kleine Haufen Stärke sind.
    Wenn man sich diese Anstalt ansieht, möchte man Robert Browning falsch zitieren:
    „Vielleicht gibt’s den Himmel;
    die Hölle gibt’s sicher;
    Einstweilen aber gibt’s das Heim
    des John Grier.“
    S. McB.

John-Grier-Heim
    Samstag.
    Liebe Judy!
    Dr. Robin MacRae und ich haben gestern wieder einmal eine Schlacht ausgefochten — über eine ganz unwichtige Angelegenheit (in der ich im Recht bin), und seitdem habe ich unserem Doktor einen Spitznamen zugelegt. „Guten Morgen, Feind!“ war heute meine Begrüßung, worüber er in allem Ernst verärgert war. Er sagt, er wünscht nicht als Feind angesehen zu werden. Er ist nicht im geringsten feindlich eingestellt — solange ich meine Politik seinen Wünschen anpasse!
    Wir haben zwei neue Kinder, Isador Gutschneider und Max Yog, die uns von der Hilfsgemeinschaft baptistischer Damen gegeben wurden. Wo in aller Welt mögen diese Kinder eine solche Religion aufgegabelt haben? Ich wollte sie nicht nehmen, aber die armen Damen wandten viel Überredungskunst auf, und sie zahlen für jedes Kind die fürstliche Summe von vier Dollar fünfzig Cents pro Woche. Damit kommen wir auf 113 und sind recht eingeengt. Ich habe ein halb Dutzend Babys abzugeben.

    Suche mir ein paar gütige Familien, die adoptieren möchten. Weißt Du, ich finde es doch recht störend, nicht ohne weiteres zu wissen, wie groß die Familie ist, aber meine scheint von Tag zu Tag zu wechseln, wie die Börsenkurse. Ich würde sie gerne ungefähr auf pari halten. Wenn eine Frau mehr als hundert Kinder hat, kann sie ihnen nicht die individuelle Aufmerksamkeit schenken, die sie eigentlich brauchen.
    Montag.
    Dieser Brief liegt schon zwei Tage auf meinem Schreibtisch, und ich habe nicht einmal die Zeit gefunden, eine Marke aufzukleben. Aber es sieht so aus, als ob ich einen freien Abend vor mir hätte, also will ich ein oder zwei Seiten anfügen, bevor ich ihn auf die angenehme Fahrt nach Florida sende.
    Ich fange gerade erst an, einzelne Gesichter unter den Kindern zu entdecken; zuerst schien mir, als würde ich nie lernen, sie auseinanderzukennen, sie kamen mir in den unsagbar häßlichen Uniformen so hoffnungslos nach einem Muster zugeschnitten vor. Schreibe bitte jetzt bloß nicht zurück, Du wünschtest, daß die Kinder sofort in neue Kleider gesteckt werden. Ich weiß, daß Du es wünschst. Du hast es mir schon fünfmal mitgeteilt. In einem Monat werde ich soweit sein, die Frage anzugreifen, aber im Augenblick ist ihr Inneres wichtiger als ihr Äußeres.
    Es besteht kein Zweifel: Waisen in Masse sagen mir wenig. Ich fange an zu fürchten, daß der berühmte Mutter-Instinkt, von dem wir so viel zu hören bekommen, meinem Charakter abgeht. Kinder als solche sind schmutzige, spuckende kleine Dinger und haben insgesamt laufende Nasen. Hie und da packe ich mir einen unartigen kleinen Missetäter, der einen Funken Interesse erweckt, heraus, aber im allgemeinen sind sie nur eine zusammengesetzte Masse aus weißem Gesicht und blau gewürfeltem Stoff.
    Allerdings mit einer Ausnahme. Sadie Kate Kilcoyne ist am ersten Tag aus der Masse emporgetaucht und dürfte wohl für immer draußen bleiben. Sie ist mein besonderes kleines Laufmädchen, und sie liefert mir meine Tagesration an Spaß. Es ist keine Missetat während der letzten acht Jahre in dieser Anstalt inganggesetzt worden, die ihren Ursprung nicht in Katies außergewöhnlichem Hirn hatte. Diese junge Person hat meines Erachtens eine ganz ungewöhnliche Geschichte, aber nach allem, was ich hier höre, ist sie in Findlingskreisen gewöhnlich genug. Vor elf Jahren ist sie auf der untersten Stufe eines Hauses in der 39. Straße in einer Pappdeckelschachtel mit der Aufschrift „Altmann & Co.“ entdeckt worden. ,,Sadie Kate Kilcoyne, fünf Wochen alt. Seid gut mit mir“ stand in sauberer Blockschrift auf dem Deckel.
    Der Polizist, der sie fand, nahm sie zum Bellevue 1 ), wo die Findlinge reihum

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