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Lieber Feind

Lieber Feind

Titel: Lieber Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Webster
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bi uns ni wär. Awer set ji ju dal, lever Dokter, en doht so, as wenn ji to Hus sünt .“
    „Wölt ji een Pot Thee hem ?“
    „Ach laten’s man. Da deiht nich nödig. Awer een lütten büschen Thee künt ick verdrägen.“
    „Jo, dat giv ick Se gern.“
    Du wirst finden, daß das kein schwindelerregender Ausflug in die Regionen der Leichtlebigkeit ist; aber ich versichere Dir: für jemand mit Sandys Würde ist es geradezu revolutionär. Der Mann ist seit meiner Rückkehr in einer himmlischen Laune; nicht ein einziges böses Wort. Ich glaube bald, daß ich ihn ebenso gut umerziehen kann wie Punch.
    Dieser Brief muß sogar für Dich allmählich lang genug sein. Ich habe ihn angestückt, so oft ich an meinem Schreibtisch vorbei kam.
    Wie immer Deine
    Sallie.

    PS. Ich halte nicht viel von Deinem gepriesenen Haarmittel. Entweder der Drogist hat es nicht richtig angerührt, oder Jane hat es nicht vorsichtig genug verwendet. Heute früh war ich am Kopfkissen festgeklebt.

    Das John-Grier-Heim,
    Samstag.
    Lieber Gordon!
    Dein Brief vom Donnerstag ist da, und ich finde ihn geradezu lächerlich. Selbstverständlich denke ich gar nicht daran, Dich sanft aufzugeben. Das würde nicht zu mir passen. Wenn ich Dich überhaupt aufgeben sollte, dann wird es plötzlich sein, und mit einem großen Knall. Ich muß gestehen, ich war mir nicht bewußt, daß ich seit drei Wochen nicht geschrieben hatte. Verzeihung!
    Aber, mein lieber Herr, ich muß auch Dich zur Rechenschaft ziehen. Du warst letzte Woche in
    New York und bist nicht einmal hierher gefahren, uns zu besuchen. Du hast gedacht, wir würden es nicht merken; aber wir haben es erfahren — und sind beleidigt.
    Möchtest Du gerne eine Übersicht über meine Tätigkeit am heutigen Tag haben? Monatsbericht für die Aufsichtsratssitzung geschrieben. Buchführung kontrolliert. Abgesandten von der Staatlichen Wohlfahrtsgesellschaft zum Mittagessen gehabt. Speisezettel der Kinder für die nächsten zehn Tage überprüft. Fünf Briefe diktiert an Familien, die Kinder von uns haben. Unsere kleine schwachsinnige Loretta Higgins besucht (verzeih, daß ich sie erwähne, ich weiß, daß Du Schwachsinnige nicht leiden kannst), die bei einer netten gemütlichen Familie in Pension ist, wo sie arbeiten lernt. Zum Tee nach Hause und Besprechung mit dem Doktor, ob ein Kind mit tuberkulösen Drüsen in ein Sanatorium geschickt werden soll. Artikel gelesen über die Fräge, ob Einzelhäuser oder Gesamtanstalt für die Unterbringung abhängiger Kinder besser sind. (Wir brauchen unbedingt Einzelhäuser! Ich wollte, Du würdest uns ein paar zu Weihnachten schenken.) Und jetzt, um neun Uhr, fange ich schläfrig einen Brief an Dich an. Kennst Du viele junge Mädchen aus der Gesellschaft, die auf einen so nützlichen Tag wie diesen hinweisen können?
    Ach, ich habe vergessen zu sagen, daß ich mich von meinen Rechnungsbüchern heute morgen zehn Minuten fortgestohlen habe, um eine neue Köchin einzuführen. Unsere Sallie Washington-Johnston, die wie für Engel kochte, hatte einen schrecklich, schrecklich bösen Charakter, und sie terrorisierte unseren armen Noah, den hervorragenden Heizer, so, daß er kündigte. Auf Noah können wir nicht verzichten. Er ist der Anstalt nützlicher als die Vorsteherin, und so ist Sallie Washington-Johnston nicht mehr.
    Als ich die neue Köchin nach ihrem Namen fragte, sagte sie: „Mein Name ist Susanne Estelle, aber meine Freunde nennen mich Liebchen.“ Liebchen kochte heute abend das Essen, doch ich muß sagen, sie hat nicht Sallies leichte Hand. Ich bin sehr traurig, daß Du uns nicht besucht hast, solange Sallie hier war. Du wärst mit einer hoben Meinung über meine hausfrauliche Befähigung abgereist.
    Die Müdigkeit hatte mich an diesem Punkt übermannt, und jetzt ist es zwei Tage später.
    Armer vernachlässigter Gordon! Es ist mir gerade eingefallen, daß ich Dir immer noch nicht gedankt habe für den Modellier-Ton, der vor zwei Wochen kam. Und dabei war es ein so ungewöhnlich intelligentes Geschenk, daß ich meine Freude hätte telegrafieren sollen. Als ich den Kasten aufmachte und das ganze klebrige Kittzeug sah, setzte ich mich sofort hin und machte eine Statue von Singapur. Die Kinder sind davon begeistert; und es ist sehr gut, wenn auch die handwerkliche Seite ihrer Ausbildung ermutigt wird.
    Nach einem sorgfältigen Studium der amerikanischen Geschichte bin ich zum Schluß gekommen, daß für einen künftigen Präsidenten nichts so wertvoll ist wie eine

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