Liebeserwachen in Virgin River
Stoffe und keinen Hanf, und ich lebe auch nicht von dem, was das Land hergibt, sondern gehe in den Supermarkt. Ebenso wenig bin ich völlig unbelastet, denn schließlich wohne ich in einem riesigen, wunderschön restaurierten viktorianischen Haus mit Unterhaltskosten, die bezahlt werden müssen. Aber ich schätze, dass ich nicht ewig so weitermachen kann. Ich muss arbeiten.“
Er lachte über sie. „Du arbeitest sieben Tage in der Woche. Und wenn du dich unbelastet fühlst, könnte es daran liegen, dass du keinem besonderen Druck ausgesetzt warst. Die Pflanzen und dein Personal haben kooperiert. Und vielleicht – nur vielleicht – könntest du es dir sogar leisten, das noch ein weiteres Jahr fortzusetzen, selbst wenn du dazu ein anderes Stück Land finden müsstest.“ Er drückte sie fest. „Jilly, es ist in Ordnung, zu tun, was sich gut anfühlt, was sich für dich richtig anfühlt.“
„Ich habe etwas Geld zurückgelegt, doch ich bin erst Anfang dreißig. Wenn ich diesem Ersparten kein Einkommen hinzufüge, werde ich nicht lange etwas davon haben.“
„Warum denkst du nicht weiter darüber nach, während wir essen, Liebes? Ich habe uns ein gebratenes Hähnchen frisch vom Feinkostladen mitgebracht, dazu etwas Reis und einen gemischten Salat. Mit dem müssen wir wohl vorliebnehmen, bis der Salat in deinem Garten so weit ist.“
Im Schlafzimmer gab es keine Uhr, deshalb hatte Jillian keine Ahnung, wie spät es war, als sie aufwachte. Draußen war es stockdunkel, dennoch war sie hellwach. Sie kletterte aus dem Bett, fand eins von Colins T-Shirts, das sie über ihren nackten Körper streifte, schlüpfte in ihre flauschigen Hausschuhe und tapste die Treppe runter in ihr Büro. Nachdem der Computer hochgefahren war, sah sie, dass es kurz vor drei Uhr in der Früh war. Sie begann im Internet zu suchen.
Nur am Rande nahm sie wahr, dass die Sonne aufging, und irgendwann roch sie das Aroma frischen Kaffees. Schließlich stellte Colin eine Tasse davon neben sie auf den Schreibtisch.
„Ach, hier ist mein Hemd also gelandet“, meinte er, beugte sich über sie und gab ihr einen Kuss auf den Kopf.
Sie schaute auf und bemerkte, dass er nur seine Jeans trug, an der er den Reißverschluss zwar geschlossen hatte, nicht jedoch die Knöpfe; Brust und Füße waren nackt. Mein Gott, er war wirklich ein attraktiver Mann!
„Colin!“, rief sie aufgeregt. „Weißt du eigentlich, wie viele Biohöfe und Biogärten es in Kalifornien gibt?“
Er lächelte. „Eine Menge, schätze ich.“
„Und viele davon sind kommerzielle Farmen, die sich auf bestimmte Sachen spezialisiert haben. Zum Beispiel biologische Beeren für besondere Marmeladenkreationen oder Gelees oder auch hochwertige Früchte und Gemüse, wie sie von Fünfsterneköchen in exklusiven Restaurants verwendet werden. Ganz ähnlich wie die Sachen, die ich ziehen will – weißer Spargel, rote Rüben, Myona-Tomaten und so weiter. Dann gibt es noch den allgemeinen Biomarkt, das heißt Produkte, deren Abnehmer Bio- und Feinkostläden sind.“
„Du hast ganz rote Wangen und glänzende Augen“, meinte er. „Wie lange bist du jetzt schon wach?“
„Ich glaube, seit kurz nach halb drei.“ Sie erhob sich aus ihrem Schreibtischstuhl. „Colin, ich denke, dass ich einen Weg finden kann, meinen Lebensunterhalt damit zu verdienen. Vielleicht kann ich sogar richtig gut davon leben, zumindest gut genug, um zurechtzukommen, ohne wieder in die Managerwelt zurückzukehren.“
„Denkst du?“
„Vieles hängt von den Pflanzen ab, ob sie kräftig und gesund sind und zuverlässig wachsen. Die Kunden, vor allem Geschäftskunden wie Feinkostläden, Restaurants und Bioläden wollen vor der Saison bestellen und brauchen eine gewisse Sicherheit, dass die Früchte und Gemüse auch rechtzeitig in den georderten Mengen geliefert werden. Nun … Im Herbst werden ein paar dieser Fragen beantwortet sein.“ Sie lächelte. „Ich wette, das kann ich schaffen.“
„Davon bin ich überzeugt“, versicherte er ihr. „Doch ich hätte auch Schwierigkeiten, mir vorzustellen, dass es überhaupt etwas gibt, was du nicht schaffen könntest, wenn du es dir einmal in den Kopf gesetzt hast.“
Mit einem bloßen Anruf bei Jack war es jedoch nicht getan. Es war etwas komplizierter, denn als Vermögensverwalter war er der Gemeinde gegenüber verantwortlich und konnte es sich nicht erlauben, einer Freundin einfach einen Gefallen zu erweisen. „Ich muss das Haus schätzen lassen“, erklärte er
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