Liebesfee feiert Karneval
hatte
einen Buckel, fettiges langes Haar und trug passenderweise eine schwarze
Augenklappe. Ein Körper, der perfekt zu der Seele von Hugo, dem Schlitzer,
passte.
Arabella
schnipste mit den Fingern. Lila applaudierte. Offenbar benötigte die
Liebesfee-Chefin diese Bestätigung in permanenter Weise.
„Lui,
ist das nicht wunderbar?“, fragte Lila und hopste wie verrückt auf und ab. „Wir
haben ihn gefunden. Jetzt schnapp ihn dir und dann können wir uns ruckzuck
wieder mit anderen Dingen beschäftigen. Du weißt schon.“ Sie klimperte mit den
Wimpern.
Luzifer
grinste.
Arabella
stöhnte laut auf. „Liebes, könntest du bitte mit deinem Liebesgeschwafel
aufhören, solange ich in der Nähe bin? Wir haben diese Angelegenheit noch
längst nicht erledigt. Du wirst Nachhilfestunden nehmen müssen, um durch die
nächste Prüfung zu kommen.“
„Tschuldigung.“
Lila machte einen Schmollmund und hörte augenblicklich auf zu hopsen.
„Bevor
wir Hugo überwältigen können, müssen wir noch wissen, wer die andere Hälfte
ist“, erklärte Arabella. „Immerhin handelt es ich hier um einen Liebeszauber,
und dazu gehören in der Regel zwei Personen, oder in diesem Falle Seelen. Also,
wer ist sie?“ Sie schaute Lila an. Auch Luzifer lehnte sich vor und wartete
dringend auf eine Antwort, denn der Pirat machte mittlerweile den Anschein, als
hätte er Lunte gerochen.
„Ja,
Lila, wer ist die andere Hälfte?“, fragte er.
„Ähm“,
meinte sie und zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht. Ich hab einfach so
ins Blaue hinein gezaubert. Ich dachte, er würde schon irgendwen finden, bei
all den Menschen, die sich hier am Rosenmontag herum treiben.“
„Das
darf doch nicht wahr sein!“, donnerte Arabella mit verzerrter Stimme. Eine
Gewitterwolke braute sich über ihrem Kopf zusammen.
Der
Pirat verließ seinen Platz an der Theke. Er sprang dahinter und schlang die
Arme um die Wirtin. Eine Matrone mit gewaltigem Vorbau und einem fiesen,
zahnlosen Grinsen. Luzifer fluchte innerlich. Warum fiel ihm das tiefdunkle
Glühen in ihren Augen erst jetzt auf? Er sprang in einem Satz auf die beiden
zu. Arabella keifte in seinem Rücken. Lila schluchzte. Im gleichen Moment
zückte der Pirat ein Messer, das er die ganze Zeit über an seinem Gürtel
getragen hatte.
Luzifer
erwischte ihn zu spät. Als er den Pirat am Arm gepackt hatte, steckte die Klinge
bereits im Brustkorb der Frau. Er spürte, wie ein heftiges Pulsieren auf ihn
überging. Das war der letzte Hauch eines Lebens, das auf sein Ende zusteuerte.
Luzifer wusste, dass die Sanduhr der Wirtin in diesem Moment aus seinem
Zeitenregal heraus zu Boden fiel. Sekunden später löste sich ihre Seele von dem
Körper. Auch Hugos Seele ließ von dem Pirat ab. Der Mann sank geschwächt zu
Boden, aber er war noch am Leben.
Fassungslos
beobachtete Luzifer wie sich die beiden Seelen vereinten und zu einer enormen
schwarzen Wolke mutierten, ehe sie sich im Nichts auflösten. Er hatte nicht
einmal die Gelegenheit bekommen, eine Hand nach ihnen auszustrecken. Wie
gelähmt war er in dieser Szenerie gefangen gewesen.
Dann
war alles ganz schnell vorbei. Die Wirtin lag tot am Boden, neben ihr kniete
der keuchende Pirat. Luzifer schaute hinüber zu Arabella und Lila, die
scheinbar erst jetzt registriert hatten, was geschehen war.
Lila
schlug die Hände vor den Mund.
Arabella
verschränkte die Arme vor der Brust. Sie sah unheimlich wütend aus. Ein
Anblick, der überhaupt nicht zu einer Liebesfee passte. „Na, großartig“, meinte
sie. „Du hast Hugos dunkle Seele mit einer anderen dunklen Seele vereint. Ist
dir überhaupt klar, wie schwierig es wird, die beiden dingfest zu machen?“
Lila
schüttelte den Kopf.
Luzifer
blickte an sich hinab und versuchte zu erkennen, ob sein bestes Stück noch
immer an der gewohnten Stelle saß. Wie lange würde es wohl dauern, bis das
Himmelreich beschloss, ihn für alle Zeiten zu kastrieren?
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