Liebesfee feiert Karneval
und euch aus eurer Not erretten.“ Luzifer wusste nicht, ob es am
Karneval lag oder ob die Liebesfee-Chefin generell einen Hang zum
Theatralischen hatte. Er ertrug ihr Gebaren jedoch ohne ein Wort zu sagen.
Langsam
und mit vollkommen übertriebenen Hüftbewegungen schritt Arabella dann auch die
wenigen Stufen von ihrem Thron hinab zu ihrem Feen-Fußvolk. Lila applaudierte
und auch die anderen Liebesfeen stimmten mit ein. Luzifer verharrte reglos und
wartete ab. Er fühlte sich veralbert.
„Danke.“
Arabella verbeugte sich. „Danke. Ihr seid so süß.“ Sie verteilte Luftküsschen
zu allen Seiten.
Lila
und ihre Kolleginnen taten, als würden sie diese auffangen.
Luzifer
war kurz davor, abzuhauen. Mit der Zorneswelle, die gerade in ihm aufstieg,
wäre es vermutlich ein Leichtes, Hugos Seele zu überwältigen und einzufangen.
Er musste sie nur erst einmal finden, und genau darin lag sein Problem.
Endlich
hörten die Feen mit ihrem albernen Getue auf. Die meisten von ihnen stellten
sich nunmehr an die Ränder des Wagen und schmissen mit lauten „Kamelle“-Rufen ihre
goldenen Päckchen in die Menge. Luzifer konnte beobachten, wie die Menschen
lachten und strahlten, als sie eines davon ergatterten.
Arabella
hob einen Zeigefinger und tat, als wollte sie Lila ausschimpfen. „Liebes, ich
habe dir doch erklärt, wie der Zauber funktioniert. Hast du mir etwa nicht
richtig zugehört?“
„Doch
... ähm ... ich weiß nicht ... Vielleicht war ich zwischendurch etwas
abgelenkt.“ Lila zog den Kopf ein.
„Also“,
begann die Chefin, „du sprichst den Zauber aus und verfolgst den Verlauf mit
deinem Zauberstab. Der rosa Nebelschleier wird dich zu deinem Ziel leiten.“
Dann forderte sie Lila auf, ihren Zauberstab heraus zu geben, um diesen selbst
in die Hand zu nehmen und damit hin und her zu wedeln. Tatsächlich schlüpfte
Sekunden später ein rosafarbener Nebelschleier aus der Spitze.
„Siehst
du“, meinte Arabella. Der Nebel floss in einer dünnen Bahn zu Boden, kroch über
den Wagen, zog dabei einen Kreis und verschwand schließlich über den Rand
hinweg in der Menschenmenge.
„Wir
müssen ihm folgen.“
Das
hatte Luzifer schon geahnt. Ihm blieb aber auch nichts erspart. Er musste
gemeinsam mit Arabella und Lila hinab steigen und sich durch die überfüllten
Straßen kämpfen.
Als
erstes wurde er von einer Frau in Tigerkostüm angefallen. Sie packte ihn am Kragen,
zerrte an seinen Klamotten und drückte ihm schließlich einen Kuss mitten auf
den Mund. Ihr Atem roch stark nach Alkohol und Süßkram. Luzifer wollte sich ihr
mit einem höflichen Lächeln entziehen, aber sie hielt ihn einfach fest, legte
den Kopf auf seiner Schulter ab und meinte, sie könnte nicht mehr ohne ihn
leben. Menschen verhielten sich unter Einfluss von Genussmitteln äußerst
seltsam, befand Luzifer. Er beschloss daraufhin, die Tigerdame einfach
mitzuschleifen. Die Rechnung hatte er allerdings ohne Lila gemacht. Unfassbar,
wie ungehalten eine Liebesfee sein konnte, wenn es um „ihren Mann“ ging. Sie
blähte sich förmlich auf und ließ eine lautstarke Schimpftirade über die Frau
niedergehen. Vermutlich hätte sie damit selbst einen echten Tiger in die Flucht
geschlagen.
Dann
nahm Lila ihn bei der Hand und zog ihn hinter sich her durch die Menge. Auf dem
Weg stieß Luzifer mit allen möglichen Gestalten zusammen. Einige von ihnen
nahmen es lachend zur Kenntnis, andere reagierten wütend und einer versuchte
sogar nach ihm zu treten, schaffte es allerdings nicht. Ehe der Mann etwas
ausrichten konnte, waren Luzifer und die beiden Liebesfeen auch schon fort.
Sie
gingen weiter und weiter, verließen den Strom der Narren und kehrten in eine
Seitenstraße mit mehreren kleinen Kneipen und Cafés. Hierher verirrten sich
anscheinend nur wenige Kostümierte und die meisten von ihnen verhielten sich
ruhig, zumindest auf den Straßen. Wie Luzifer bald feststellte, ging es in den
Lokalen jedoch ebenso kurios zu wie auf dem Umzug.
Nach
schier endloser Suche, führte Arabella ihn und Lila schließlich in eine
herunter gekommene Kneipe. Hier hielten sich nur wenige Gäste auf. Es roch nach
Rum, Fisch und Urin. Luzifer rümpfte die Nase. Man sollte meinen, dem Teufel
würde Gestank jedweder Art nichts ausmachen. Luzifer fand jedoch, dass Schwefel
der einzig annehmbare Gestank überhaupt war.
Der
rosafarbene Nebel waberte durch den Raum und schlängelte sich letztendlich um
die Beine eines als Pirat verkleideten Mannes. Er wirkte ungepflegt,
Weitere Kostenlose Bücher