Liebesfilmriss
stelle dich allen vor. Das wäre lustig.«
»Bist du verrückt? Ich bin deine Ex-Frau.« Ginny konnte nicht glauben, dass er es ernst meinte. »Weißt du, es ist nicht normal, seine Ex-Frau mit in einen Single-Club zu nehmen. Selbst wenn ich das ausprobieren wollte, was ich nicht
will
.«
Gavin zuckte mit den Schultern. »Man muss mit der Zeit gehen. Du solltest ruhig einmal darüber nachdenken, was du mit dem Rest deines Lebens anfangen willst.«
»Dad, lass gut sein. Das ist wie damals, als du mich überreden wolltest, Oliven zu essen, nur weil
du
sie magst. Mum geht es gut. Sie ist nicht verzweifelt wie du.«
»Ich bin nicht verzweifelt.« Gavin ärgerte sich über diese Unterstellung.
»Nein, du bist nur verrückt nach allem, was einen Rock trägt.« Jem tätschelte beschwichtigend seine Hand. »Das ist keine Kritik, das ist die Wahrheit. Aber Mum ist anders. Sie ist glücklich so, wie sie ist.« Jem drehte sich zu Ginny und fuhr fort: »Du fühlst dich nie einsam, nicht wahr, Mum? Du bist nicht der Typ dafür.«
»Äh … na ja …« Ginny wurde von dieser eindeutig rhetorischen Frage völlig unvorbereitet erwischt. Sie fragte sich, ob dies der Moment sein könnte, in dem sie zugeben sollte, dass sie sich ehrlich gesagt manchmal ein klitzekleines bisschen …
»Gott sei Dank«, fuhr Jem gefühlvoll fort. »Ich kann dir versichern, dass ich das sehr zu schätzen weiß!« Sie schüttelte verständnislos den Kopf. »Man glaubt ja gar nicht, wie manche Eltern drauf sind. Da draußen gibt es absolut hoffnungslose Fälle. Lizzi zum Beispiel, die auch in meinem Kurs ist – ihre Mum und ihr Dad rufen sie fast jeden Tag an. Sie haben keine Ahnung, wie peinlich das ist. Alle fangen schon an zu lachen, wenn Lizzis Handy klingelt – es ist fast so, als würden ihre Eltern nur durch sie leben. Davy ist auch so ein Fall – mein Gott, er ist noch viel schlimmer dran. Der arme Davy. Seine Mutter lässt ihn nicht einmal von zu Hause ausziehen. Er sitzt bei ihr förmlich in der Falle, und alle machen sich über ihn lustig. Ehrlich, kriegt die Frau das nicht auf die Reihe? Ist ihr gar nicht klar, dass sie sein Leben ruiniert?«
Der arme Davy. Die arme Mutter von Davy. Und sie selbst fühlte sich auch arm. Ginny wurde übel. Sie nahm einen Schluck Wasser. Ein Teil von ihr war erleichtert, dass Jem nicht die leiseste Ahnung hatte, wie verloren sie sich ohne ihre Tochter fühlte. Dem anderen Teil wurde klar, dass sie das von nun an unmöglich jemals zugeben konnte.
»Das ist keine böse Absicht von ihr«, protestierte Ginny im Namen von Davys Mutter.
»Mag ja sein, aber es ist so … jämmerlich! Ehrlich, wir sind doch keine Kleinkinder mehr.« Jem fuchtelte zur Betonung mit ihrer Gabel herum. »Wir sind
Erwachsene
.«
»Es ist nicht sehr erwachsen, sich über einen jungen Mann lustig zu machen, nur weil er noch zu Hause wohnt.« Ginny fiel wieder ein, wie Jem als Kleinkind auf ihrem Hochstuhl gesessen und auf exakt dieselbe Weise gebieterisch mit ihrer Gabel gefuchtelt hatte. »Ich hoffe, du warst nicht gemein zu ihm.«
»Ach Mum, natürlich war ich nicht gemein. Es ist einfach nur ein bisschen absonderlich, oder etwa nicht? Und es bedeutet, dass er nicht wie die anderen ist. Wenn ein paar von uns etwas trinken wollen, treffen wir uns in der Wohnung von einem von uns auf ein Bier. Und was soll Davy tun? Uns alle ins Haus seiner Mum einladen? Stell dir das mal vor: Man trinkt Tee aus dem besten Porzellan und muss aufrecht sitzen und eine höfliche Unterhaltung mit der
Mutter
von jemand führen.«
Ginny krümmte sich innerlich. Warum erstach Jem sie nicht einfach mit ihrer Gabel? Das konnte auch nicht schmerzlicher sein.
»Gib dich nicht groß mit ihm ab, er muss selbst klarkommen«, riet Gavin, der in Sachen politische Korrektheit so versiert war wie Mr Bean im Jonglieren. »Konzentriere dich auf deine anderen Freunde. Wenn du mich fragst, klingt dieser Davy sehr nach einer Schwuchtel.«
Ginny balancierte auf einer Trittleiter und sang aus voller Kehle zum Radio, als sie von fern die Türglocke hörte.
Als sie in den Flur kam, rief Carla gerade durch den Briefschlitz in der Tür: »Ich weiß, dass du da drin bist, ich kann den entsetzlichen Krach hören. Weinst du schon wieder? Los, mach die Tür auf, ich bin gekommen, dich aufzuheitern, weil ich so ein liebreizender und mitfühlender Mensch bin.«
Ginny öffnete die Tür, gerührt von Carlas Besorgnis. »Wie nett von dir.«
»Außerdem will ich mir deinen
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