Liebesfilmriss
In Carla stieg eine Welle der Zuneigung hoch und sie umarmte Ginny. »Du darfst mich nicht ersetzen. Wenn du eine Untermieterin willst, dann ist das in Ordnung. Aber ich bin deine beste Freundin – vergiss das nie.«
6. Kapitel
»Du weißt, dass du das nicht zu tun brauchst.« Jem schenkte Davy Stokes ein Lächeln, der es sich angewöhnt hatte, kurz vor Kneipenschluss ins Royal Oak zu kommen und sie nach ihrer Schicht nach Hause zu begleiten.
»Ich weiß, aber es liegt ja praktisch auf meinem Weg.« Davy zuckte mit den Schultern. »Tut mir leid, ist es dir peinlich? Ich höre natürlich damit auf, wenn dir das lieber ist.«
»Sei doch nicht albern. Es ist schön, mit jemand reden zu können. Und falls meine Stiefel drücken sollten«, fügte Jem hinzu, weil ihre neuen Stiefel zweifellos dazu entworfen worden waren, bewundert zu werden, aber nicht, um darin zu arbeiten, »dann kannst du mich Huckepack nehmen.«
»Träum weiter.« Davy grinste und duckte sich zur Seite, bevor sie ihn an den Schultern packen und auf seinen Rücken steigen konnte. »Du solltest Turnschuhe tragen, wie jede normale Kellnerin.«
»Aber sieh sie dir nur an! Wie hätte ich die zu Hause lassen können. Sie sind so schön!« Jems schwarze Over-Knee-Stiefel waren die neue Liebe in ihrem Leben. »Du bist ja nur neidisch, weil du keine hast.«
Frotzelnd gingen sie die Guthrie Road entlang, zitterten in dem einsetzenden, kalten Nieselregen. Aus einem Impuls heraus sagte Jem: »Kerry und Dan geben heute eine Party. Hättest du Lust, mit mir hinzugehen?«
Zögernd schüttelte Davy den Kopf. »Danke, aber ich muss nach Hause.«
Jeden Samstag, nachdem er sie nach Hause gebracht hatte, nahm er den Bus nach Henbury. Er tat ihr leid, darum drängte sie: »Nur dieses eine Mal. Komm schon, es wird lustig. Alle gehen hin. Und du kannst hinterher bei uns übernachten.« Angesichts Davys Verliebtheit in Lucy war das doch ein begnadeter Einfall.
Er schob seine Hände in die Manteltaschen. »Ich kann wirklich nicht. Mum wartet auf mich.«
»Davy, du bist 18 !«
Davy wandte den Blick ab. »Ich weiß, aber sie ist nicht gern allein. Bitte fang nicht wieder damit an. Meine Mum ist nicht so wie deine Mum.«
Jem hakte sich bei ihm unter und drückte seinen Arm versöhnlich. »Ist gut, tut mir leid. Ich werde den Mund halten.«
Er entspannte sich. »Das wäre ein Novum.«
»Ich habe dir noch gar nicht vom neuesten Plan meiner Mutter erzählt. Gestern habe ich sie angerufen, um ihr von meinen neuen Stiefeln vorzuschwärmen, und da hat sie mir berichtet, dass sie sich eine Untermieterin nimmt!«
»Meine Güte, wen denn?«
»Keine Ahnung, sie sucht noch. Nächste Woche schaltet sie eine Anzeige in den Lokalzeitungen.«
»Super. Und wie geht es dir damit?«
»Ich find’s großartig. Sie würde niemand nehmen, den ich nicht mag, oder? Tolle Idee von ihr.« Jem war stolz auf ihre Mutter. »Sie macht mit ihrem Leben weiter, unternimmt etwas Positives. Jetzt, wo ich nicht mehr da bin, kann sie bestimmt etwas Gesellschaft brauchen. Das solltest du deiner Mutter auch mal vorschlagen. Dann kannst du ausziehen, ohne dich schuldig zu fühlen, weil du sie allein zurücklässt.«
Davy rollte mit den Augen. »Du fängst schon wieder damit an.«
»Tut mir leid, es ist nur so schade, dass …«
»Und wieder!« Sie waren vor Jems Wohnung angekommen. Davy sah auf die Uhr. »Ich sollte mich besser beeilen, wenn ich den Bus noch erwischen will. Viel Spaß auf der Party.«
»Werde ich haben. Und danke fürs Heimbringen. Wir sehen uns dann am Montag.« Jem winkte ihm nach, als er in Richtung der Whiteladies Road ging. Eine einsame Gestalt in einem übergroßen Mantel von Oxfam, auf dem Heimweg, um mit seiner Mutter bei einer Tasse Schokolade und einen Keks noch etwas zusammenzusitzen. Kein Wunder, dass sich die Leute über ihn lustig machten.
Der arme Davy, was für ein Leben er doch führte.
Jem betrat die Wohnung und erwartete eigentlich, sie leer vorzufinden. Es war Mitternacht, Rupert chillte bestimmt irgendwo in einem angesagten Club. Und Lucy war bereits auf der Party von Kerry und Dan. Jem wollte sich nur rasch umziehen, etwas Lidschatten auflegen und ihre Haare frisieren, dann würde sie sich auf den Weg machen. Dieses Mal in Fußbekleidung, die nicht wie ein Hummer kniff.
Aber als sie die Wohnzimmertür aufstieß, lag Rupert auf dem Sofa und sah fern. Unzählige Esskartons vom Chinesen breiteten sich auf dem Couchtisch aus.
»Meine Güte, ich dachte, du
Weitere Kostenlose Bücher