Liebesfilmriss
bist ausgegangen.«
Amüsiert imitierte Rupert ihren überraschten Gesichtsausdruck. »Meine Güte, bin ich nicht. Ich bin hier.«
»Warum? Geht’s dir nicht gut? Wo ist Caro?« Sie warf den Mantel ab – das großartige an Rupert war, dass er mit der Zentralheizung nie geizig war – und realisierte plötzlich, dass Caro schon seit ein paar Tagen nicht mehr hier gewesen war.
»Wer weiß? Wen kümmert’s? Wir haben uns getrennt.« Er zuckte mit den Schultern und griff nach einer Schachtel mit Hühnchen
Sui mai
.
»Oh, das wusste ich nicht. Tut mir leid.«
»Ich muss dir ganz sicher nicht leid tun. Sie war langweilig. Phantastisch anzuschauen, aber mit so viel Charisma wie ein Stück Seife an einer Kordel.« Rupert seufzte.
Er hatte recht, aber Jem war diplomatisch genug, um das nicht auszusprechen. Ihrer Erfahrung nach war das nämlich eine narrensichere Methode, um dafür zu sorgen, dass ein getrenntes Paar binnen einer Woche wieder vereint war, und dann wurde man von
beiden
gehasst.
»Darum bin ich jetzt hier, ganz allein, mit mehr chinesischem Essen als ein Mensch allein jemals vertilgen kann. Aber du bist auch hier.« Rupert klopfte auf das Sofa. »Also ist alles gut. Komm, setz dich und nimm dir was. Ich habe hier einen Stapel mit DVD s. Wie war die Arbeit?«
Jem zögerte. Er hatte sich noch nie zuvor nach ihrer Arbeit erkundigt. Sie vermutete, dass Rupert nicht allein sein wollte und ihm die Trennung von Caro doch mehr nachging, als er zugab.
»Äh, eigentlich bin ich mit Lucy verabredet. Auf der Party von Kerry und Dan. Warum kommst du nicht mit?«
»Kerry, die herrische Hockeyspielerin? Und Karottenkopf Dan, der unglaubliche Hulk? Da säge ich mir lieber eigenhändig die Füße ab. Du willst doch wohl nicht wirklich hingehen«, meinte Rupert gedehnt. »All diese lärmigen Rugbytypen, die an einem Abend ihr eigenes gewaltiges Körpergewicht an Bier wegkippen? Draußen ist es kalt und es regnet, und bis du dort bist, bist du völlig durchgeweicht, und wozu soll das gut sein?«
Er war offensichtlich wirklich einsam. Und apropos abgesägte Füße – ihre Füße schmerzten unglaublich. Jem zögerte, stellte sich die Party vor, die sie verpasste. Sie hatte einen Bärenhunger, und bei Kerry und Dan gab es bestimmt nur trockenes Baguette und einen Eimer Knoblauch-Dip. Wohingegen Rupert nicht einfach nur bei einem gewöhnlichen Lieferdienst bestellt hatte, sondern im besten chinesischen Restaurant in Clifton, und alles, was auf dem Tisch stand, sah phantastisch aus und roch himmlisch.
»Vielleicht hast du recht.« Sie gab der Versuchung nach und ließ sich neben ihn auf das Sofa fallen.
Rupert grinste. »Ich habe immer recht. Soll ich dir helfen?«
Jem zerrte an ihrem linken Stiefel und seufzte erleichtert auf, als sie endlich wieder ihre Zehen spreizen konnte. Nachdem er ihr aus dem rechten Stiefel geholfen hatte, hielt Rupert ihn hoch und schüttelte betrübt den Kopf. »Die solltest du nicht tragen.«
Wofür hielt er sich, für einen Fußpfleger?
»Sie sind aus Leder«, erklärte Jem, »sie weiten sich noch.«
»Darum geht es nicht. Sie sind schrecklich.«
»Entschuldige mal!«
»Sind sie wirklich. Wie viel haben sie gekostet?«
»Es war ein Schnäppchen. 20 Pfund im Ausverkauf.«
»Aha.«
»Herabgesetzt von 75 !«
»Aha! Denn welcher Mensch bei Verstand würde sie schon haben wollen!«
»Ich!«, protestierte Jem, sah jedoch ihre Stiefel an und fragte sich, ob er womöglich recht hatte.
Rupert lächelte angesichts ihres Gesichtsausdrucks. Er warf den Stiefel auf den Teppich. »Na schön, genug von Stiefeln. Trink einen Schluck Wein. Und iss etwas. Ist dir warm genug?«
Die frittierten Königsgarnelen im Teigmantel waren göttlich. Heißhungrig probierte Jem die Jakobsmuscheln in Chili-Soße. Auch der Weißwein war besser als das Billig-Gebräu, das sie gewöhnt war. Sie schloss die Augen und wackelte mit den Zehen. »Weißt du was? Es ist schön, hier zu sein.«
»Natürlich. Zu Hause zu bleiben ist das beste Ausgehen.« Rupert hantierte wie ein Profi mit den Stäbchen und fütterte sie mit einem Bissen vom Zitronenhühnchen. »Hör dir nur den Regen draußen an. Wir haben hier alles, was wir brauchen. Zu irgendeiner schäbigen Party zu gehen, nur um der Party willen, das machen Leute, die zu unsicher sind, um zu Hause zu bleiben. Die sind einfach nur verzweifelt.«
Jem schluckte das Hühnchen hinunter und fand, dass Rupert sehr viel gesprächiger war, wenn sie allein waren. Solange
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