Liebesintrige im Herrenhaus
alles?“
„Was soll dieses Katz-und-Maus-Spiel?“, fragte sie aufgebracht. „Warum sagen Sie mir nicht einfach ehrlich, worauf Sie hinauswollen? Mir ist klar, dass Sie mich nicht mögen, aber deshalb müssen Sie mich doch nicht schikanieren.“
Einiges von dem, was sie sagte, war geeignet, seinen Blutdruck in die Höhe zu treiben, aber Andreas war entschlossen, sich diesmal weder von ihren Worten noch von dem vorwurfsvollen Blick in ihren großen grünen Augen ablenken zu lassen. „Dieses Empfehlungsschreiben hat mir ganz den Eindruck vermittelt, dass der gute Mr Riggs angenommen hat, Sie würden sich um eine Stelle bei mir bewerben. Die Art und Weise, wie er Ihre Fähigkeiten im Sekretariatsbereich, den verantwortlichen Umgang mit wichtigen Fallakten, den diplomatischen Umgang mit Klienten und so weiter betont … Verstehen Sie, was ich meine?“
„Aber genau das waren meine Aufgaben in der Kanzlei. Was hätte Mr Riggs denn schreiben sollen?“
„Nun, ich bin überrascht, dass er Ihre Fähigkeiten als Sekretärin überhaupt erwähnt hat, obwohl Sie ihn um ein Empfehlungsschreiben für eine Stelle als Haushaltshilfe für James gebeten haben. Auf mich macht das eher den Eindruck, als hätte der gute Mr Riggs gar nicht gewusst, auf was für eine Stelle Sie sich wirklich beworben haben. Merkwürdig, meinen Sie nicht?“
„Ich bin zuverlässig und tüchtig. Ist das nicht entscheidend für die Stelle hier?“
Andreas überging ihren Einwand. „Wie auch immer, ich hielt es für eine gute Idee, Mr Riggs anzurufen und persönlich mit ihm zu plaudern.“
Da sich dieses scheinbar so harmlose Gespräch mit Andreas wieder einmal als ein Weg voller Tücken und Fallen entpuppte, zog Elizabeth es vor, schweigend abzuwarten.
„Sie schweigen? Interessiert es Sie nicht, was er zu sagen hatte?“
„Sie werden es mir ja sowieso gleich verraten.“
„Richtig“, räumte Andreas ein. „Wissen Sie, was das Merkwürdige ist? Ihr Exboss hatte keine Ahnung, dass Sie hier im schönen Somerset auf Jobsuche gehen wollten. Sie haben nach dem Tod Ihrer Mutter lediglich um Sonderurlaub gebeten, um für eine Weile aus London rauszukommen und weil Sie etwas in Somerset zu erledigen hätten. Wobei er nicht den Eindruck hatte, dass es Ihnen dabei um einen neuen Job ging, sondern vielmehr um eine Person .“
Jetzt war der Zeitpunkt gekommen, mit der Wahrheit herauszurücken und Andreas zu erzählen, dass sie gekommen war, um ihren Vater zu suchen, dass sie ihn gefunden hatte und schlichtweg der Gelegenheit erlegen war, ihm auf so unbelastete Weise näherzukommen. Wäre es nicht ein gutes Gefühl, endlich alles loszuwerden?
Doch Elizabeth versuchte, sich Andreas’ Reaktion vorzustellen und scheute zurück. Er war kein Mensch, der etwas mit Zwischentönen anfangen konnte. Für ihn gab es nur Schwarz oder Weiß. Eine Lüge war für ihn eine Lüge, mochte sie auch dadurch motiviert sein, eine heikle Situation mit möglichst viel Fingerspitzengefühl anzugehen.
Würde er es befürworten, James die Wahrheit zu sagen? Oder es wie sie nicht riskieren wollen, seine immer noch labile Gesundheit einem derartigen Schock auszusetzen? Vielleicht würde er sie aber auch ganz einfach feuern. Oder ihr nur raten zu warten, bis James wieder völlig genesen sei? Und wie lange würde sie dann warten müssen?
Nie hätte Elizabeth es für möglich gehalten, in so kurzer Zeit eine derart enge Beziehung zu dem Mann aufzubauen, der bisher nur in ihrer Vorstellung existiert hatte. Sie wollte diese noch so zarte, junge Beziehung zu ihrem gerade erst gefundenen Vater nicht aufs Spiel setzen.
Ihr Schweigen dauerte Andreas zu lange. „Wie, in aller Welt, können Sie in London von diesem Job erfahren haben?“, hakte er gnadenlos nach. „Und wenn es so war, warum die Heimlichkeit? Warum haben Sie dem guten Mr Riggs nicht einfach gesagt, dass Sie sich nach etwas anderem umsehen wollten?“
„Ich … Sie bringen mich ganz durcheinander.“
„Dann rücken Sie endlich mit der Wahrheit heraus. Was suchen Sie wirklich hier?“
„Ich …“ Elizabeth atmete tief ein. „Ich brauchte eine Veränderung … wollte weg von allem. Und ja, ich bin auf gut Glück hier aufgetaucht, um Ihren Patenonkel zu treffen, weil ich wirklich von ihm gehört hatte.“ Streng genommen war nichts davon gelogen. „Ich habe es Donald, Mr Riggs, nicht erzählt, weil ich anfangs nicht wusste, ob ich nicht vielleicht in meinen alten Job zurückkehren würde und mir diese
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