Liebesleben/Mann und Frau/Späte Familie
anflehen, er läuft schnell zur Tür, mit seinem geckenhaften Gang, und ich rufe ihm nach, warte nur, bis ich Amnon erzähle, was du getan hast. Wie kommst du darauf, dass es Amnon interessiert, fragt er trocken, ohne sich nach mir umzuschauen, verschwindet im Treppenhaus und lässt mich zurück, ich halte mir den Bauch, als hätte ich etwas Verdorbenes gegessen, und als ich durch das Fenster sehe, um sicher zu sein, dass er gegangen ist, sehe ich ihn in sein teures Auto steigen, in dem jemand auf dem Beifahrersitz auf ihn wartet, bestimmt eine von den Praktikantinnen aus seinem Büro, die er zu verführen versucht, ich kneife die Augen zusammen, nein, diesmal ist es ein Mann, lang und gebückt, es ist Amnon, der ihn mit einem unbeholfenen Lächeln empfängt und die Hand nach der Tüte ausstreckt, sie auf seine Knie legt.
Silbriges Licht blendet meine Augen, als ich nach dem Telefon greife, ich muss sie erreichen, bevor sie sich zu weit entfernen, als wären sie Diebe, die einen wertvollen Gegenstand wegschleppen, der mir gehört, ich will eigentlich Amnon verlangen, aber als sich Gabi mit seiner näselnden Stimme meldet, höre ich mich sagen, du hast hier etwas vergessen, Gabi, und er fragt überrascht, was habe ich vergessen? Und ich sage, hier ist noch eine Tüte. Wirklich, fragt er erstaunt, deckt für einen Moment das Telefon ab, dann sagt er, okay, ich komme schon, und kurz darauf sehe ich, wie sich das Auto im Rückwärtsgang vorsichtig nähert und am Straßenrand hält, unter den Pappeln, Gabi steigt mit wichtigtuerischem Gesichtsausdruck aus, und Amnon, der mit den Händen die Tüte umklammert, schaut ihm nach. Warum schaust du das Haus nicht an, in dem du einmal gewohnt hast, zum großen Fenster hinauf, das du geliebt hast, betrachte die Efeuranken, die an der Mauer hochklettern, erst vor zwei Wochen hast du die klebrigen Zweige beschnitten und die Aussicht aus dem Fenster wurde größer und größer, bis die ganze Straße offen dalag, schmal und gewunden wie ein ausgetrocknetes Flussbett.
Wo ist sie, fragt er misstrauisch, Schweißtropfen stehen auf seiner Oberlippe, und ich spiele die Naive, wer? Ich hab dein Spielchen satt, Ella, sagt er, wo ist die Tüte, und ich lächle ihn an, ziehe mit einer unsichtbaren Bewegung den dünnen Schulterträger herunter, eine Bewegung, die nicht zu mir gehört, und sage, es gibt keine Tüte, Gabi, und erst dann breitet sich auf seinem Gesicht Stolz aus, doch sein Blick bleibt zweifelnd, seine Lippen zittern nervös, und ich provoziere ihn, was ist los, hast du plötzlich Angst? Und er flüstert heiser, vor dir bestimmt nicht. Mit einer raschen Bewegung, als befürchte er, es im nächsten Augenblick zu bereuen, zieht er mich an sich, er packt mich an den Haaren, die noch immer nass sind, und schiebt mir seine fleischige Zunge in den trockenen Mund, und ich lehne mich an das Fensterbrett, werfe einen flüchtigen Blick zu dem Auto und dem Mann, der darin sitzt, mir scheint, dass er ungeduldig auf seine Uhr schaut, dann sieht er verärgert zum Haus hinüber, vielleicht beschließt er hochzukommen, er wird durch die weit geöffnete Tür in seine Wohnung treten, genau dann, wenn sein Freund meinen Hals leckt, mit einer rauen Zunge wie die einer Katze, er schiebt mir eine geballte Faust zwischen die Beine, du bist geil auf mich, Süße, und ich antworte nicht, meine Augen hängen an der gebückten Gestalt, mein Körper weicht zurück, ich habe immer gewusst, dass du scharf auf mich bist, murmelt er, und ich nicke gegen meinen Willen, aber ich starre noch immer wie hypnotisiert zu diesem Auto, der Dunst seines Motors beruhigt mich, so wie mich nachts Amnons Atmen neben mir beruhigt hat.
Er lässt mein von seinen Stoppeln zerkratztes Gesicht los, seine Hände fummeln an seinem Hosengürtel, seine Augen sind auf mich gerichtet, als erwarte er ein erregtes Bekenntnis, ein ergebenes Geständnis, und erst dann bemerkt er meinen Blick, was suchst du dort unten, flüstert er, packt mich hart am Kinn und dreht mein Gesicht zu sich, betrachtet erstaunt das Auto, als sei er überrascht, es dort zu sehen, auf seinen Wangen breiten sich rote Flecken aus, du treibst Spielchen mit mir, das ist es, was du tust, oder? Und plötzlich hebt er die Hand, atmet schwer, sein Blick jagt über mein Gesicht, hüte dich vor mir, Ella, mit mir spielt man nicht, du wirst teuer dafür bezahlen, und er entfernt sich mit schnellen Schritten von mir, wischt sich mit der Hand den Schweiß aus dem Gesicht und
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