Liebesleben/Mann und Frau/Späte Familie
und ich sage, ich gebe dir morgen Bescheid, wie kann ich mich jetzt schon festlegen, vielleicht will Amnon ja, dass ich zu ihnen komme, damit wir zusammen im Schnee spielen, und sie sagt, du musst dich jetzt entscheiden, ich will nämlich jemanden einladen, den du kennen lernen sollst, und wenn du nicht kommst, lade ich ihn nicht ein.
Du willst mich also auch verkuppeln, sage ich erstaunt, das passt nicht zu dir, du solltest wissen, dass ich dafür nicht geeignet bin, und sie sagt, aber man kann dir vielleicht helfen, dafür geeignet zu sein, und ich frage, wer ist es denn? Der Bruder von einer Freundin, sagt sie, ein Pilot, geschieden, er interessiert sich für Archäologie, deshalb habe ich an dich gedacht, und ich sage, aber ich interessiere mich nicht mehr für Archäologie, ich tu nur so, und sie entscheidet, es reicht, Ella, hör auf, so negativ zu sein, du kommst morgen um eins.
Alle paar Minuten gehe ich auf den Balkon und betrachte prüfend den Himmel, ob er in seinem Bauch die begehrten weißen Flocken verbirgt, die plötzlich zu einer Bedrohung meines Seelenfriedens geworden sind, wartet noch eine Nacht, bitte ich, haltet euch ein bisschen zurück, nur bis Samstagabend, lasst mir das Vergnügen, ihn mühsam auf die Fensterbank zu setzen, wir werden hinuntergehen in den Hof, der ganz verwandelt aussehen wird, wir werden uns einen Weg durch die abgebrochenen Zweige bahnen, seine Locken unter einer dicken Wollmütze versteckt, die Wangen gerötet vor Aufregung, mit einer Stimme wie eine Glocke, und sogar in der Nacht stehe ich ein paarmal auf, und schaue aus dem Fenster, und wenn ich die normale nächtliche Dunkelheit sehe, beruhige ich mich und schlafe wieder ein mit dem Gefühl, dass mein Gebet erhört worden ist, aber als ich schließlich morgens ziemlich spät aufwache, in erstaunlicher, verdächtiger Stille, wie sonst nur nach einem Anschlag, strahlen die Lichtstreifen zwischen dem Rollladen in einem herausfordernden Licht, und mir ist klar, dass ich es, trotz all meiner Anstrengungen, nicht geschafft habe, den Schnee aufzuhalten.
Amnons Stimme ist freundlich, aber entschieden, komm nicht, das würde ihn nur verwirren, wir gehen gleich raus und spielen im Schnee Fußball, er hat wunderbare Laune, warum sollte man ihn durcheinander bringen, und ich diskutiere nicht, ich lege den Hörer auf, die klaren Worte lassen meine Haut gefrieren, und ich ziehe mit gekränkten Fingern den Rollladen hoch, weiche vor der Schönheit zurück, eine verräterische Helligkeit liegt über den blassen Lippen der Stadt, die sich mit einem eisigen Lächeln vor mir öffnen.
Als ich ein Kind war, hatte ich keinen Sohn. Ganz allein taumelte ich von einer Jahreszeit zur anderen, als wären sie Haltestellen in einem verzauberten Vergnügungspark, herbstliche Farben folgten Blütendüften, Wolken bliesen dichten Rauch über die Sonne, glühende, duftende Nebel stiegen aus der Erde, Winde streichelten Baumstämme, jeder neue Winter vernebelte den vorhergehenden, jeder Sommer übertraf den Sommer davor, fasziniert verfolgte ich das Spiel der Jahreszeiten, wie vier junge Katzen sprang eine auf die andere, verschwand eine vor der anderen, forderte eine die andere heraus, und ich, mittendrin, glaubte, sie täten es nur für mich, um meine Einsamkeit zu besänftigen.
Weiter unten auf der Straße springen fröhliche Zwerge herum, in ihren dicken Mänteln, mit Mützen und Handschuhen sehen sie aus wie Bälle, sie setzen sich auf Plastiktüten und rutschen den Hang hinunter, und ich wende den Blick ab. Mürrisch laufe ich in der Wohnung herum, prüfe von jedem Fenster die Aussicht, den bekannten Anblick, aufregend in seiner neuen, königlichen Kleidung, wenn er hier wäre, würde er von einem Fenster zum nächsten rennen, seine begeisterten Ausrufe würden Dunstwölkchen auf die Scheiben malen, schau doch, schau doch, würde er besserwisserisch schreien und verkünden, das ist das Schönste auf der Welt, als hätte er schon alle Wunder der Welt gesehen, und ich gehe enttäuscht zurück in mein Bett, ich will nur noch schlafen, bis Gili zurückkommt, an der Wand über meinem Kopf hängt noch unser Foto, wir stehen zusammengedrängt unter einem schwarzen Schirm, wie die Schneeflocken vom letzten Jahr lautlos um uns herumtanzten, ein Abschiedstanz war es, und niemand hat es gewusst.
Mir kommt es vor, als rufe mich jemand vor dem Fenster mit einem leisen Seufzer, überrascht richte ich mich auf, es ist die tote Zypresse, die mir
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