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Liebesleben/Mann und Frau/Späte Familie

Liebesleben/Mann und Frau/Späte Familie

Titel: Liebesleben/Mann und Frau/Späte Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zeruya Shalev
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damals kraftlos gesunken bin, wundere mich über seine Schäbigkeit, meine Augen gewöhnen sich langsam an das durch die Vorhänge violett gefärbte Dämmerlicht, ich bemerke einige Kartons, die an der Wand stehen, und zu meiner Verblüffung erkenne ich auf ihnen meine Handschrift, kurze Worte, die mit Hoffnung und Angst geschrieben wurden, Schlafzimmer, Wohnzimmer, Küche, packt er etwa seine Sachen ein, und zieht aus, wo ist er überhaupt, ich schaue mich beunruhigt um, als würde ich zum ersten Mal in seine innere Welt blicken und ein bedrohliches Chaos entdecken.
    Erst jetzt bemerke ich die Person, die bewegungslos auf dem Sofa liegt, ist das vielleicht einer seiner Patienten, der dort vergessen wurde, während er mit seinem Leben hadert, erschrocken springe ich auf, betrachte verwirrt die zerbrechliche Gestalt, auf ihrem Gesicht liegt die Gelassenheit, die ich von den Momenten unserer Liebe kenne, Ella, sagt er plötzlich, ohne die Augen zu öffnen, endlich bist du gekommen, ich warte schon so lange auf dich, seine Stimme klingt monoton und abgehackt, sie klingt wie eine Tonbandaufnahme, die von den Wänden hallt, und ich frage leise, Oded, warum liegst du hier, warum arbeitest du nicht? Und wieder antwortet er mit dieser seltsamen Stimme, ich habe Urlaub, habe ich dir nicht erzählt, dass ich Urlaub habe?
    Du hast mir vieles nicht erzählt, sage ich, warum hast du Urlaub? Weil ich auf dich warte, sagt er, wie kann ich arbeiten, wenn ich auf dich warte, ich muss mit dir reden, und ich frage erstaunt, mit mir reden, ich verstehe dich nicht, du hast tausend Möglichkeiten gehabt, mit mir zu reden, und sie nicht genutzt, und plötzlich wartest du hier auf mich?
    Ich hatte keine Möglichkeiten, sagt er und dreht das Gesicht zu mir, du hast mir keine Chance gegeben, ich rede die ganze Zeit mit dir, aber du hörst nicht zu, ich bitte dich die ganze Zeit, dass du aufhörst, mir zu misstrauen, mich so hart zu verurteilen und von mir etwas zu verlangen, was ich nicht geben kann, und der Ernst seiner Worte weckt den üblichen Zorn in mir, und ich sage, was habe ich schon von dir verlangt, dass du meinem Jungen gute Nacht sagst? Ist das schon zu viel? Erspare mir deine scheinheilige Ansprache, mit Worten bist du gut, aber deine Worte sind nicht viel wert, was soll das heißen, von dir etwas zu verlangen, was du nicht geben kannst? Es ist doch wohl eher so, dass du überhaupt nichts geben kannst.
    Er seufzt, es tut mir Leid, Ella, ich war dumm, ich habe gedacht, dass ich deine Hoffnungen erfüllen kann, vielleicht ist das gut für einen Therapeuten, so fest an seine Kraft zu glauben, aber außerhalb der Praxis scheint das nicht zu funktionieren, es tut mir wirklich Leid, und ich schreie, es tut dir Leid? Das ist alles, was du zu sagen hast? Als hättest du mich aus Versehen angerempelt und Kaffee über mich verschüttet, als hättest du eine Verabredung vergessen, warum schämst du dich nicht, sag mir das, und er springt auf und schaut mich an, seine Augen füllen sich mit schwarzer Feindseligkeit wie überlaufende Tassen, und er sagt, es wird langsam Zeit, dass du dich auch selbst hinterfragst, glaubst du etwa, es ist ein großes Vergnügen, mit dir zusammenzuleben? Du willst nur nehmen, du hast beschlossen, dass du für alles, was du durchmachen musstest, eine Entschädigung verdienst, jedes Problem empfindest du als Teil einer Verschwörung gegen dich, du kannst immer nur anklagen, Ella, du hast keine Geduld für die Probleme anderer, mit Steinen kommst du vermutlich zurecht, aber Menschen sind einfach zu viel für dich.
    Verschone mich mit deiner Diagnose, zische ich, umklammere den Stock und gehe zur Tür, du hast mich und Gili in eine unerträgliche Situation gebracht, du hast uns falsche Versprechungen gemacht, du hast dich von mir entfernt, als ich dich am meisten gebraucht habe, ist es da ein Wunder, dass ich heftig reagiere, aber mach dir keine Sorgen, ich werde dich nicht länger belasten, sobald ich eine Wohnung gefunden habe, bin ich weg, mit diesen Worten mache ich die Tür auf und sehe im Neonlicht, das aus dem Treppenhaus hereinfällt, wie sich sein Gesicht verzerrt, als er sich umdreht, wie spitz sich seine Schultern unter dem dünnen Hemd abzeichnen, du hast Recht, sagt er mit leiser Stimme, ich habe dich getäuscht, ich habe nichts, was ich dir geben könnte, ich bin leer, ich bin am Ende, ich kann niemandem etwas geben, deshalb mache ich Urlaub. Einen Moment lang glaube ich, dass er mich damit nur weiter

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