Liebesnaechte im Palast
hatte, ehe es zu spät war.
Als die Sendung vorbei war, saßen beide Prinzen schockiert und schweigend da.
„Warum ist das so schlimm?" fragte Caroline schließlich.
Karim schaute sie an. „Erinnerst du dich an den Tag, als wir an diesem Wüstendorf vorbeikamen und ich dir gezeigt habe, dass sich auf dem Haus des Anführers eine Satellitenschüssel befand?" Sie nickte.
„In einigen Tagen wissen die meisten Bürger von Barakat, dass das Siegel von Shakur gestohlen wurde und sich nicht mehr im Besitz des herrschenden Hauses befindet. Die gewöhnlichen Bür ger werden damit rechnen, dass es zu einer Unglückswelle kommt, und sie werden diese vermutlich allein schon durch ihre Ängste auslösen. Schlimmer noch ist, dass mein Bruder Omar ohnehin Schwierig keiten mit einem dieser Wüstenscheichs hat, der möglicherweise von dieser Nachricht ermutigt wird. Andere Stämme könnten sich mit ihm verbünden. Dann wäre das Unglück, mit dem die Leute rechnen, da."
Es war Caroline nicht bewusst, dass sie Karims Probleme fast schon als ihre eigenen empfand. Sie spürte nur, dass es schrecklich wäre, wenn Davids egoistische Gier einen Krieg in diesem exotischen und schönen Land auslösen würde. „Lieber Himmel!" flüsterte sie. „Könnt ihr denn gar nichts dagegen unternehmen?"
„Wir müssen etwas dagegen unternehmen", erwiderte Karim.
Und Rafi erklärte: „Diese Möglichkeit haben wir nicht genug mit einberechnet. In unserem ursprünglichen Plan hätte Mr. Percy nicht die Gelegenheit gehabt, sich an die Presse zu wenden. Wir haben das Risiko wohl nicht genügend abgewogen." Bedauernd schaute er Karim an, denn er war es gewesen, der hitzköpfig wie er war, Karim zu der Entführung gedrängt hatte. „Wir haben geglaubt, die Drohungen würden ihn zum Schweigen veranlassen."
Karim sagte etwas auf Arabisch, und Rafi entschuldigte sich achselzuckend.
Caroline schaute von einem zum anderen und begriff instinktiv, was zwischen den beiden ablief.
„Was hast du denn angedroht?" fragte sie und ein kalter Schauer rann ihr über den Rücken.
Karim hatte eine reglose Miene aufgesetzt. Rafi zuckte mit den Achseln. Keiner von beiden wollte ihr antworten.
„Was denn?" Caroline blieb beharrlich.
„Nun", stellte sie munter fest, als klar wurde, dass sie keine Antwort bekommen würde. „Es gibt doch nur eins, was Entführer androhen, oder nicht? Ihr habt gedroht, mich umzubringen." Sie war seltsam kühl, gefühlsmäßig wie körperlich, und schien über allem zu schweben. Ihre Stimme klang unnatürlich.
Rafi murmelte etwas vor sich hin, was wie eine Entschuldigung klang, stand auf und ging.
„Habt ihr das so gemeint?" fragte sie Karim in diesem gefühllosen Tonfall, als ginge es um eine bedeutungslose Angelegenheit.
Schließlich reagierte Karim. „Natürlich habe ich nicht die Absicht, dir etwas anzutun, Caroline!
Wir haben de inem Verlobten aus den Gründen gedroht, die ich dir schon genannt habe, und wollten damit verhindern, dass die Information bis zu den Wüstenstämmen gelangt."
Er klang ungeduldig, redete mit ihr aber wie mit einer Freundin, die ihm naturgemäß vertraute und glaubte, die ihn mochte. War das nur Fassade? Hoffte er, sie damit dazu zu bringen, dass sie seine Seite einnähme?
„Von mir hast du nichts zu befürchten, sondern allein von deinem Verlobten. Was für eine entsetzliche Ehe wirst du mit diesem Mann führen."
Caroline starrte ihn an und begann, ihm zu glauben. Sie war einfach nicht dafür geschaffen, sich gegen eine solche Überzeugungskraft zu wehren.
Sie durfte aber nicht auf ihn hören. Sie konnte es sich nicht leisten, das zu tun, denn dann würde sie nicht mehr versuchen, ihm zu entkommen.
„Er weiß nicht, dass ich dir nichts tun werde, und überlässt dich meiner Gunst. Nimm seinen Ring ab!"
Sie tat so, als hätte er nichts gesagt. „Aber du wirst mich nicht umbringen, jedenfalls nicht sofort.
Du wirst dein Juwel nicht wiederbekommen, wenn du das tust! Nein, du musst mich am Le ben halten, damit du meiner Mutter und meinem Vater Körperteile von mir schicken kannst, nicht wahr?"
Karim schnaubte verärgert, stand auf und kam auf sie zu.
„Sei keine Närrin!" herrschte er sie an.
Aber jetzt war sie in Fahrt. „Womit willst du anfangen ... einem Ohr? Das ist ein beliebtes Körperteil, wie ich höre", höhnte sie bitter.
„Caroline, hör auf!"
„Oder einen kleinen Finger?" fuhr sie heiser fort und vermochte kaum weiterzusprechen. „Den kleinen Finger an meiner
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