Liebesnaechte im Palast
Mensch."
„Das ist eine Frage des Prinzips", entgegnete sie, glaubte es aber selbst nicht, sondern benutzte diese Erklärung als Schutzschild. „Wenn er nur einmal Lösegeld zahlen würde, wäre er verletzlich.
Außerdem meint er, wenn alle sich weigerten, Lösegeld zu zahlen, gäbe es keine Entführungen."
Karim lachte. „Wie amüsant es doch ist zu hören, dass David Percy von Prinzipien spricht!" Er wurde sogleich wieder ernst. „Dahinter verstecken sich aber bloß Egoismus und Mangel an Liebe."
Caroline legte ihre rechte Hand schützend über den Diamanten. „Ich weiß, dass er mich nicht liebt.
Das wusste ich von Anfang an." Jedenfalls fast. Sie lächelte, auch wenn es sie große Mühe kostete.
„Eure Nachforschungen waren wohl doch nicht gründlich genug, Durchlaucht! Wenn ihr David wirklich hättet treffen wollen, hättet ihr besser eines seiner leblosen Objekte gestohlen. Dann hättet ihr mit ihm handeln können."
Prinz Karim starrte sie an. „Du wusstest es? Du weißt, dass dein Verlobter dich nicht liebt? Warum gibt er deinem Vater dann so viel Geld für dich? Warum sollte er dich haben wollen, wenn nicht aus Liebe?"
Die Worte schmerzten. Warum sollte er dich haben wollen, wenn nicht aus Liebe? Vor kurzem noch hatte sie geglaubt, das wäre der Grund, warum Kaifar sie begehrte. Ihr Herz begann schneller zu schlagen. Sie senkte den Kopf. „Er will mich, weil ich aussehe wie eine Statue von Alexander dem Großen."
Karim musterte sie ungläubig. „Was?" flüsterte er und ein empörter Unterton schwang in seiner Stimme mit.
„Sie steht in einem Museum. Es ist seine Lieblingsbüste von Alexander. Er hat bereits mehrmals versucht, sie dem Museum abzukaufen, und ihnen riesige Summen geboten. Aber sie wollten nicht."
„Er kauft eine lebende Frau, damit sie den Platz einer Marmorstatue einnimmt?" Niemals hatte sie eine derart abgrundtiefe Verachtung gehört. „Und das lässt du zu? Nur für Geld?"
„Das wisst Ihr schon, Durchlaucht."
„Hör auf, mich dauernd mit Durchlaucht anzusprechen. Ich bin Karim, und du kannst mich mit Vornamen anreden!" fuhr er
sie zornig an.
Es machte Caroline nervös, wenn er wütend wurde. Sie wagte nicht, ih n zu reizen, und schwieg.
Aber sie ärgerte sich auch über ihre Feigheit.
„Dass du ihn nicht liebst, wusste ich. Natürlich wusste ich das, nach dem, was zwischen uns war", fuhr er fort. „Ich hätte aber niemals gedacht - und wie sollte ich auch? - dass er dich nicht liebt."
Sie schüttelte sich eine widerspenstige Haarsträhne aus der Stirn und musterte ihn wortlos.
Karim begegnete ihrem Blick und musterte sie prüfend, bis sie unruhig auf dem Stuhl hin-und herrutschte. „Und trotz allem willst du ihn heiraten", stellte er verärgert fest. „Du willst dich an einen solchen Mann binden, den man kaum als Mensch betrachten kann? Du willst ihm körperliches Vergnügen gewähren, auch wenn du nichts dafür bekommst? Du willst ihm Kinder schenken, wenn er überhaupt welche zeugen kann. Das willst du wirklich?"
Caroline blickte auf den blitzenden Diamanten. Eine direkte Lüge wollte sie nicht aussprechen, doch vermochte sie ihm auch nicht die Wahrheit zu sagen, weil es sie verletzlicher machte. Wenn er wusste, dass sie ihre Verlobung seinetwegen gelöst hatte, würde er sie haben wollen. Er hatte es ihr bereits gesagt, und sie sah es an dem Ausdruck seiner Augen. Aber wenn sie seiner Leidenschaft nachgäbe, was würde ihr bleiben, wenn es vorbei war? Und wenn es seine Absicht war, sie zu verletzen, falls David das Siegel nicht zurückgäbe, wie viel Munition würde sie ihm mit einem solchen Geständnis liefern? Er hätte dann eine entsetzliche Macht über sie.
„Es ist mein Leben, Karim", erwiderte sie abweisend. „Was ich damit anfange, geht dich nichts an."
Plötzlich lachte er laut auf. „Das ist verrückt! Dass jemand eine Statue erwerben möchte, weil sie ihn an eine Frau erinnert, die er nicht haben kann ... das ist durchaus verständlich. Dass sich aber jemand eine wunderschöne, attraktive, lebendige Frau kauft, weil sie ihn an eine Statue erinnert, das ist schlichtweg unmöglich!" Lachend schüttelte er den Kopf.
Dann fasste er plötzlich unter ihr Kinn und zwang sie, ihn anzusehen. „Caroline, nimm dir, was ich dir bieten kann." Der Ausdruck seiner Augen hatte sich verändert, und sie erschauerte unwillkürlich bei dem leidenschaftlichen, heftigen Verlangen, das darin lag. „Ein Mann wie er wird dein sinnliches Naturell ersticken,
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