Liebesperlenspiel
nicht überstehen.«
Zum ersten Mal nach gefühlten hundert Tagen kann ich unbeschwert auflachen. »Das kann ich natürlich auf keinen Fall zulassen. Also bin ich an dich gebunden, allein um dein geschundenes Herz zu schonen.« Ich ziehe seinen Kopf zu mir und küsse ihn auf die Lippen.
»Mach das nie wieder, hörst du, Hanna? Lauf nie wieder vor mir weg«, flüstert er und ich nicke zur Bestätigung.
»Übrigens, ich habe gerade mit Michael gesprochen, wir beide, er und ich, werden morgen bei dem Gespräch mit Kinsley anwesend sein.«
»Wirklich?«, frage ich etwas unsicher.
»Michael ist der gleichen Meinung, dass man so einem Schwein wie Kinsley das Handwerk legen muss .«
Wow, ich kann nicht anders und küsse Paul leidenschaftlich , bis er mich sanft von sich schiebt.
» Hanna, sag mal, wann wolltest du mir eigentlich von den Kindern erzählen?«
Upps!
Diese Frage stellt Paul so ganz nebenbei, ich muss erst einige Sekunden darüber nachdenken, bis mir die Bedeutung klar wird.
» Ich … ähm … «, ich bin und bleibe vorerst sprachlos.
» Warum hast du es mir nicht gesagt?« Er hebt mich von seinem Schoß und zieht mich an der Hand ins Wohnzimmer.
» Setz dich «, weist er mich an und ich habe das Gefühl, nun Paul Westen, dem Chef, gegenüberzusitzen. Er schenkt zwei Gläser Wein ein und reicht mir eines. Allerdings setzt er sich nicht zu mir, sondern schreitet langsam das Wohnzimmer ab.
» Ich dachte, du wüsstest es bereits, es steht in meiner Personalakte«, wage ich einen Vorstoß, wenn auch einen kläglichen.
» Nein, ich wusste es nicht. Ich habe erst in dieser E-Mail davon erfahren. Wie alt sind deine Kinder? «
Oh man, das kann jetzt sehr hässlich werden.
»Neun Jahre «, meine Stimme bricht.
» Und das andere Kind? «
» Auch neun. Es sind Zwillinge. Ein Mädchen und ein Junge. «
» Wie sind ihre Namen? «
» Emely und Jonah. «
Einen Moment ist Paul still, setzt seinen Weg aber durch das Wohnzimmer fort. Ich sehe förmlich vor mir, wie es in seinem Kopf arbeitet und er eins und eins zusammenzählt.
»Deshalb also der Kaiserschnitt? «, fragt er geradeheraus.
Meine Hand wandert schützend in meinen Schoß, als könnte ich die Narbe unter meinem Shirt damit verschwinden lassen.
»Ja, Zwillinge werden des Öfteren mit einem Kaiserschnitt geboren, die Geburt ist alles andere als einfach, auch wenn es keine Komplikationen gibt. « Ich traue mich nicht, ihm in die Augen zu schauen, denn ich könnte dort etwas entdecken, was mir ganz und gar nicht gefallen würde.
» Du sagst, sie sind neun Jahre alt. Wer ist der Vater? «
Das ist die Frage, vor der ich mich ein Jahrzehnt lang gefürchtet habe.
» Es gibt keinen Vater! «
» So einen Quatsch habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht gehört, Hanna. Wer bist du? Die heilige Jungfrau Maria? Wir wissen es beide besser, oder? «
Ich bin so aufgewühlt, dass ich mein Glas in einem Zug leere und streiche mir hektisch die Haare aus dem Gesicht.
»Wenn ich 9 Jahre und 9 Monate zurückrechne, dann komme ja wohl nur ich als Vater infrage! «
» Ich kann es nicht fassen, dass du mir nicht gesagt hast, dass du schwanger warst. « Sein Gesicht drückt Unverständnis aus und ich fühle mich ziemlich schlecht dabei. Wäre er doch nur wütend oder würde mich anschreien, doch mit dieser distanzierten Zurückhaltung kann ich einfach nicht umgehen.
» Als ich feststellte, dass ich schwanger war, warst du bereits mehrere Monate verschwunden. Ich wusste nicht, wie ich dich erreichen sollte. Du hast mich nicht bei dir haben wollen, schon vergessen? Ich bin davon ausgegangen, dass du bereut hast, mit mir zu schlafen. «
Mit langen Schritten kommt er auf mich zu und setzt sich auf die Kante des niedrigen Couchtisches.
» Ja, du hast vollkommen recht. Es war ein Fehler – ein großer Fehler … «
Mir sackt das Herz in die Hose und ich sollte wohl lieber sofort das Weite suchen. Warum tue ich mir das hier an? Ich habe genug gehört.
» Es war von Anfang an ein Fehler, dich überhaupt zu verlassen. Mensch, Hanna, wenn ich nur den Hauch einer Ahnung gehabt hätte. «
» Hättest du ein Leben geführt, das du jetzt vielleicht hassen würdest. Nein, Paul, es war meine Entscheidung, die Kinder zu bekommen, daher ist es auch meine Aufgabe sie großzuziehen. Du hast damit nichts zu tun. «
Zaghaft greift Paul nach meinen Händen. „Wo sind die Kinder jetzt? Bei Maggie?“
Zögerlich schüttele ich den Kopf. »Nein, sie besuchen ein Internat.
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