Liebesschmarrn und Erdbeerblues: Roman (German Edition)
rief bei mir an und fragte nach, was denn los sei. Ich erzählte ihm alles, na ja, fast alles, und hoffte auf sein Verständnis. Doch er hatte sich auf die Seite meines Vaters geschlagen und warf mir vor, in der letzten Zeit total egoistisch geworden zu sein.
Ich und egoistisch? Das war die Höhe! Weil ich endlich die Chance hatte, etwas Eigenes zu machen, an dem ich Spaß hatte? Nun, wenn die beiden so von mir dachten, konnten sie mir gestohlen bleiben. Das spornte mich nur noch zusätzlich an. Ich machte mich mit noch mehr Eifer ans Schreiben. Tagsüber war ich im Büro, und an den Abenden schrieb ich bis tief in die Nacht hinein in meinem neuen Zuhause, dem ich immer mehr meinen Stempel aufdrückte. Da mir das Sofa als Schlafplatz auf Dauer doch zu unbequem war, deckte ich mich mit farbenfroher Bettwäsche ein und dekorierte das Schlafzimmer mit allerlei bunten Accessoires. Kaum hatte der Raum etwas Farbe, fühlte ich mich auch schon viel wohler und schlief jede Nacht tief und fest wie ein Baby.
Endlich war Claudia wieder zurück aus ihrem Urlaub. Gleich am frühen Morgen ging ich in ihr Büro und lud sie für den Abend zum Essen bei mir ein. Als sie meine neue Adresse hörte, war sie sprachlos. Überhaupt verhielt sie sich immer noch etwas seltsam mir gegenüber. Die Claudia, die ich von früher kannte, schien weiterhin in Italien zu sein.
»Geht es dir nicht gut, Claudia?«, erkundigte ich mich besorgt.
»O doch«, antwortete sie bemüht freundlich.
»Was macht die neue Liebe?«
»Die hat sich erledigt!«
Ach, deswegen war sie so seltsam. Sie hatte Liebeskummer. Es wurde Zeit, dass wir uns gegenseitig wieder aufmunterten.
»Bei mir ist auch alles nicht so einfach mit meiner Sammlung Jungs«, versuchte ich, sie ein wenig aufzumuntern. Doch sie ging nicht darauf ein.
Matthias kam ins Büro. Als er Claudia sah, lächelte er.
»Claudia. Schön, dass du wieder zurück bist!«
»Hallo Matthias.«
»Kommt ihr beiden dann in mein Büro?«, bat er.
»Ja, klar«, sagte Claudia. Und auch ich nickte in seine Richtung.
Matthias ging mit uns die neuen Kapitel durch und bat Claudia, sie sprachlich noch ein wenig zu verbessern. Das gab mir doch einen kleinen Stich.
»Lene, es ist ganz normal, dass über die Arbeit eines Autors noch mal jemand drübergeht. Das hat nichts mit deiner Leistung zu tun. Bitte, krieg das nicht in den falschen Hals.«
»Nein. Das ist natürlich in Ordnung für mich«, sagte ich.
»Gut. Du sollst dich nämlich lieber auf was anderes konzentrieren.«
»Ja? Auf was denn?«
»Bayerwald TV hat dich zur nächsten Kochsendung eingeladen.«
»Du meinst doch nicht etwa zu ›Duellanten am Herd‹?«, fragte ich aufgeregt.
»Doch. Genau das meine ich«, antwortete er.
Das war ja eine tolle Nachricht. Einmal im Monat gab es die äußerst amüsante Kochsendung mit Persönlichkeiten aus der Region. Ich fühlte mich geschmeichelt, dass sie mich dazu einluden, denn die Sendung hatte in unserer Gegend bereits einen gewissen Kultstatus.
»Und wer wird mein Kochgegner sein?«, fragte ich neugierig. Eigentlich hätte ich mir die Frage sparen können. Schon am Blick von Matthias ahnte ich, dass dies nur einer sein konnte.
»Doch nicht der Huber?«, fragte ich mit einem Quäntchen Hoffnung, dass man mich diesmal vielleicht doch verschonen würde.
»Einen besseren Kochgegner könnten wir uns nicht wünschen, Lene. Sicher gibt das tolle Einschaltquoten.«
Klar. Wahrscheinlich würden die Zuschauer darauf warten, dass wir uns gegenseitig die Bratpfanne überzogen oder uns mit Knödeln bewarfen.
»Jetzt tu nicht so. Es macht dir doch Spaß, dich mit ihm öffentlich zu zoffen«, mischte sich Claudia in das Gespräch ein.
»Absolut nicht!«, stellte ich klar. Könnte schon sein, dachte ich insgeheim. Aber natürlich hätte ich das nie offen zugegeben.
Matthias schaute mich an. Seine unergründlichen grünen Augen blickten mir wieder mal tief in die Seele. Und ich wusste, dass er wusste, was ich dachte. Und er wusste, dass ich wusste, dass er es wusste. Somit war sein folgender Satz nur Makulatur.
»Wenn du deinen Auftritt bei der Kochsendung wegen Huber absagen willst, dann ist das deine Entscheidung, Lene.«
»Natürlich werde ich das nicht tun«, war die folgerichtige Antwort darauf.
»Gut«, sagte er, lächelte zufrieden und wandte sich an Claudia.
»Claudia, hast du heute Abend Zeit? Ich habe etwas mit dir zu besprechen.«
»Leider nicht. Lene hat mich zum Essen eingeladen.«
»Das könnt
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