Liebesschmarrn und Erdbeerblues: Roman (German Edition)
aber ich ahne, dass du mir wieder einen Korb geben würdest«, sagte er. Matthias sollte sich mal in einer dieser Mentalshows melden. Seine Fähigkeit, meine Gedanken zu erraten, war schon richtig unheimlich.
»Aber es gibt etwas, das ich genauso gerne mit dir mache. Und ich bin überzeugt, dass du das auch willst.« Er legte mir die Mappe auf den Schoß. Und jetzt sah ich, dass es der Ausdruck der Probekapitel war. »Wir arbeiten an deinem Buch.«
»Hast du schon alles gelesen?«, fragte ich überrascht.
»Ja. Letzte Nacht. Ich habe da einige Anmerkungen.«
Da saßen wir nun auf dem Boden seiner zukünftigen Terrasse mit herrlichem Ausblick und redeten über das Manuskript. Er sparte dabei nicht mit Kritik, allerdings mit konstruktiver, die ich gut annehmen konnte.
Wir machten Notizen und spannen weitere Ideen. Darüber hatte ich völlig vergessen, dass zu Hause eine andere Arbeit auf mich wartete.
Mein Vorschlag mit den bayerischen Rezepten kam gut bei ihm an. Und wir überlegten uns beide verschiedene Gerichte, die ins Buch kommen sollten.
Plötzlich riss ein Windstoß einige Blätter aus meiner Hand davon. Ich stand auf, um sie einzusammeln, und erschrak. Hinter uns hatte sich der Himmel schwefelgelb gefärbt. Es sah nach einem heftigen Gewitter aus.
»Schnell. Wir müssen weg hier«, rief ich.
Matthias nahm die Decke und das Manuskript, und wir eilten zum Wagen. Kaum saßen wir darin, zuckte auch schon der erste Blitz am Himmel. Kräftiger Donner grollte nur wenige Sekunden später. Normalerweise hatte ich keine Angst vor einem Gewitter. Aber das hier würde sicherlich kein Spaß werden. Wie hatten wir es nur übersehen können?
Matthias fuhr los. Der Wind wurde stärker, und immer häufiger zuckten grelle Blitze über uns. Innerhalb weniger Sekunden war es dunkel geworden.
»Keine Sorge, Lene. Ich bring dich sicher nach Hause«, sagte Matthias in dem Versuch, mir die Angst zu nehmen, die wohl deutlich in meinem Gesicht geschrieben stand. Doch ich merkte, dass auch er sich Sorgen machte.
Plötzlich setzte ohrenbetäubender Lärm ein. Es begann zu hageln und Eiskugeln, fast so groß wie Tischtennisbälle, krachten auf den Wagen. Matthias fuhr an den Straßenrand und blieb stehen. An eine Weiterfahrt war nicht zu denken. Hoffentlich würden die Hagelkörner nicht die Windschutzscheibe durchschlagen.
»Klettern wir lieber nach hinten«, schrie Matthias in den Lärm. Wir stiegen auf die Rückbank und hielten uns die Ohren zu. Chef oder nicht – ich lehnte mich ängstlich an ihn, und er zog mich fest an seine Brust. Sein Körper war warm und fest, und ich fühlte mich sofort geborgen.
So verrückt das auch sein mochte: Jetzt, genau in diesem Moment wollte ich plötzlich mit ihm schlafen. Er sah mich an und lächelte. Und ich wusste, dass er wieder mal meine Gedanken erraten hatte.
Der Lärm war fast unerträglich und der Wind zu einem ausgewachsenen Sturm geworden, als wir uns wild küssten. Während Äste durch die Gegend flogen und kleine Eisbälle mächtige Dellen in den Wagen schlugen, waren seine Hände überall an meinem Körper. Ich hatte Angst, und so drängte ich mich noch mehr an ihn. Doch es wäre gelogen, wenn ich das Gewitter als alleinige Ausrede dafür benutzt hätte, seine Küsse zu genießen. Sein Körper, sein Duft, seine Stimme erregten mich. Ich wusste nicht, wie er es geschafft hatte, aber plötzlich war meine Hose offen und er schob sie mitsamt dem Slip nach unten. Ich ließ mich auf den Rücksitz sinken und zog ihn zu mir. Plötzlich hielt er inne. Er sah mich an mit einem Blick, der mir noch mehr Angst machte als das Unwetter. Doch der Augenblick war so schnell vorbei, dass ich hinterher nicht mehr wusste, ob ich mir das eingebildet hatte.
Der Hagel hörte so plötzlich auf, wie er angefangen hatte, und ging in einen starken Regen über. Ich zog meine Hose hoch und setzte mich aufrecht hin.
Mein Kopf war völlig leer.
Matthias sah mich an. »Es ist nicht der richtige Zeitpunkt«, sagte er leise.
Ich nickte wortlos. Er hatte völlig recht! Ich fühlte mich, als ob mich jemand einen Schritt vor dem Abgrund festgehalten hätte.
Als wir eine halbe Stunde später in den Hof fuhren, war mein Vater schon da. Er war noch vor dem Gewitter zurückgekommen, aber nicht rechtzeitig genug, um das Fenster im Büro zu schließen. Der Wind hatte die Belege, die auf dem Schreibtisch lagen, im ganzen Zimmer verstreut. Das war jedoch harmlos gegen den Schaden, den das Unwetter am Hof und auf
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