Liebesschmarrn und Erdbeerblues: Roman (German Edition)
tat. Trotzdem konnte es nicht schaden, das mal zu recherchieren. Rein hypothetisch natürlich. Bevor ich mir darüber weitere Gedanken machte, gab mir sein Beziehungsstatus ein Rätsel auf. Da stand ganz eindeutig, er sei Single. Hatte er das falsch eingestellt?
Karl: Noch da?
Lene: Ich schon. Wo warst du?
Karl: Hab mir ein Glas Wein geholt.
Lene: Hätte ich jetzt auch gerne.
Karl: Prost!
Lene: Haha! Prost!
Karl: Ich glaube dir das mit den Fotos.
Lene: Echt? Wieso die Sinneswandlung?
Karl: Wegen Fritzi.
Ich lachte. Der Kerl war wirklich für Überraschungen gut.
Lene: Wieso steht in deinem Profil Single?
Ein paar Sekunden später hatte er sich ohne ein weiteres Wort abgemeldet. So ein Depp!
Ich meldete mich ebenfalls ab, fuhr den Rechner runter und stellte ihn auf den Nachttisch. Dass ich eigentlich arbeiten wollte, hatte ich total vergessen. Und kaum hatte ich die Augen geschlossen, segelte ich schon in einen neuen Traum hinüber.
Kapitel 18
Es gab sicherlich weitaus schönere Aktivitäten, als am Sonntagvormittag Steuerunterlagen zusammenzusuchen. Ich saß in Vaters Büro und war mehr als verärgert. So sorgfältig und zuverlässig mein Vater seine Arbeit am Hof erledigte, so schlampig war er mit seinen Bürounterlagen. Tausend Quittungen und Zettelchen lagen herum, und ich hätte am liebsten alles gepackt und in die Papiertonne gekippt.
Vater ahnte wohl, dass ich nicht sonderlich gut auf ihn zu sprechen war. Nach der Kirche war er seit Langem wieder mal zu einem sonntäglichen Frühschoppen gegangen. In der Wirtschaft wollte er auch gleich zu Mittag essen und anschließend mit Michi zum Fußballspiel fahren. Ich gönnte Vater ja mal einen freien Tag. Er arbeitete wirklich hart genug. Aber ich hätte lieber mit einer Sense die große Wiese hinter dem Haus gemäht, als diese verflixten Belege zu sortieren.
Es war ein ziemlich heißer Tag heute, und ich hatte die Fenster im Büro weit geöffnet. So überhörte ich auch nicht, dass ein Wagen in den Hof fuhr.
Ich ging hinaus. Matthias stieg aus dem Wagen.
»Hallo Matthias«, begrüßte ich ihn überrascht.
»Ich hoffe, ich störe dich nicht?«
»Was heißt stören? Ganz im Gegenteil! Du bist sogar eine willkommene Ablenkung.« Alles war besser, als Belege zu sortieren.
»Ich möchte dir gerne was zeigen. Hast du eine halbe Stunde Zeit?«, fragte er.
»Klar.« Ich war heilfroh, mal eine Weile von den Kontoauszügen wegzukommen. Er öffnete die Beifahrertüre seines Wagens.
»Steig ein.«
Wir fuhren ungefähr die halbe Strecke bis Passau. Dann bog er ab in eine kleine Landstraße, bis er an einem Hang neben einem Wald anhielt. Was wollte er mir zeigen? Um in die Schwammerl zu gehen, war es noch zu früh. Ich war etwas ratlos.
»Wie gefällt es dir hier?«, fragte er.
»Es ist sehr schön«, antwortete ich wahrheitsgemäß. Ich schaute mich um. Es war tatsächlich ein traumhaft schönes Plätzchen mitten im Grünen mit herrlicher Aussicht auf Wälder und Wiesen ringsherum.
»Hier werde ich mein neues Haus bauen«, sagte er begeistert.
»Wirklich? Toll.« Auch wenn es mir persönlich ein wenig zu abgelegen wäre. Was ich ihm aber nicht sagte. Jeder sollte dort glücklich werden, wo es ihm gefiel. Warum er allerdings noch ein Haus brauchte, verstand ich nicht so ganz. Wie ich inzwischen erfahren hatte, gab es neben seiner Villa, dem kleinen Haus mit dem weißen Schlafzimmer noch eine schicke Terrassenwohnung im angrenzenden Österreich. Und jetzt hier noch eines? Ob er Häuser sammelte wie andere Leute Oldtimer?
Ich fand es auch verwunderlich, dass er gerade mir an einem Sonntagnachmittag dieses Grundstück zeigte.
»Ich dachte, da wir ja bald, natürlich großzügig betrachtet, fast Nachbarn sein werden, interessiert es dich«, meinte er mit einem Lächeln.
Nachbarn? Aus ländlicher Sicht betrachtet stimmte das wohl. Was waren da schon ein paar Kilometer Abstand? Ich musste lachen.
»Mein Chef als Nachbar? Da kann ich ja gar nicht mehr blaumachen und in der Sonne liegen«, witzelte ich.
»Kommt drauf an, wie knapp dein Bikini ist. Kann sein, dass ich da mal ein Auge zudrücken würde«, sagte er und zwinkerte.
Er holte aus dem Auto eine Mappe und eine große Decke. Er breitete sie aus und sagte: »Hier wird einmal die Terrasse sein. Komm, setz dich.«
Ich machte es mir bequem, und leise beschlich mich ein mulmiges Gefühl. Er wollte doch nicht schon wieder mit mir schlafen?!
»Keine Sorge, Lene, ich würde zwar gerne mit dir schlafen,
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