Liebesschmarrn und Erdbeerblues - Wie alles begann
mit weit aufgerissenen Augen an.
War das jetzt eine Liebeserklärung gewesen? Ja, das war eine Liebeserklärung gewesen, beantwortete ich meine Frage selbst.
Aber so konnte man doch einer Frau nicht sagen, dass man sie liebte!
Sein »I hob mi sakrisch in di valiabt« hallte in mir nach. Wie hörte sich das denn an!?
Es war, als ob mir jemand einen Eimer Eiswasser über den Kopf geschüttet hätte.
Plötzlich wollte ich nur noch runter von diesem Tisch und weg von hier. Weg von Michi.
Der sah mich weiterhin gespannt an. Er wartete auf meine Reaktion auf seine Liebeserklärung. Und die bekam er jetzt. Allerdings völlig anders, als er sich das sicherlich vorgestellt hatte. Ich machte mich hastig von ihm los, schlüpfte in Rock und Bluse.
»Lene? Was ist los?«, fragte er völlig perplex. »Hab ich irgendwas Falsches gesagt?«
Ich wand mich innerlich. Er hatte nicht das Falsche gesagt, sondern er hatte das Richtige falsch gesagt. Doch das konnte ich ihm jetzt bestimmt nicht so ohne weiteres begreiflich machen.
»Das spielt doch überhaupt keine Rolle! Jetzt spinn nicht so rum, Lene!« schalt ich mich selber. Vor mir stand einer der begehrtesten Junggesellen Passaus, und ich störte mich an seiner Ausdrucksweise bei einer Liebeserklärung? Was war denn nur los mit mir?
»Jetzt sag doch endlich was!«, drängte er mit einem besorgten Blick.
»Tut mir leid, ich muss gehen«, stammelte ich leise. Mehr brachte ich nicht heraus.
»Gehen?«, fragte er verwirrt.
Ich hatte einen dicken Kloß im Hals, als ich in meine Sandalen schlüpfte.
Michi wirkte, als ob ihm jemand eine Ohrfeige gegeben hätte, und zog reflexartig seine Hose hoch.
»Du kannst doch jetzt nicht einfach gehen!«, rief er, und seine Stimme überschlug sich fast.
Doch. Gehen konnte ich. Ich konnte ihm nur nicht erklären, was mit mir los war.
An der Türe drehte ich mich noch einmal zu Michi um. Ich sah den ungläubigen Ausdruck in seinem schönen Gesicht und meinen BH, der noch auf dem Schreibtisch lag. Ich ging zum Tisch, schnappte mir das rosa Teil und stopfte es in meine Handtasche.
Mit Tränen in den Augen eilte ich aus dem Büro.
Wollen Sie wissen, wie es mit Lene weitergeht?
Am 16.07.2012 erscheint der Roman
VON
ANGELIKA SCHWARZHUBER
Printausgabe ISBN: 978-3-442-37955-2
E-Book ISBN: 978-3-641-07505-7
Hörbuch ISBN: 978-3-86717-889-1
Lesen Sie jetzt das erste Kapitel!
Kapitel 1
»Wenn du jetzt gehst …« Mehr hörte ich nicht mehr. Die Tür des Fahrstuhls schloss sich, und ich machte die Augen zu.
Ich muss zu Claudia! Sofort!, dachte ich aufgeregt.
»Lene? Geht’s dir nicht gut?«
Erschrocken riss ich die Augen auf. Verdammt, ich hatte nicht mal bemerkt, dass noch jemand auf dem Weg zur Tiefgarage war. Dr. Heribert König. Mein Zahnarzt, seit ich denken kann. Er hatte seine Praxis gleich neben Michaels Kanzlei im vierten Stock.
»O doch, doch … Mir geht’s prächtig, Herr Doktor.«
Ein Blick in den Spiegel des Aufzugs, und mir war klar: Sollte Dr. König mir tatsächlich glauben, dann würde er in Zukunft ein Sexmonster in mir sehen. Im günstigsten Fall eine sehr aufgeschlossene junge Frau.
Meine rotbraune Lockenmähne war wild zerzaust. Der rosa Lippenstift verschmiert und – o nein! Der farblich zum Lippenstift passende neue BH hing halb aus meiner Handtasche, in die ich ihn eilig gestopft hatte, bevor ich aus Michaels Büro geflüchtet war. Jetzt war es auch schon egal, dass ich die Bluse mit der Naht nach außen trug. Ich setzte mein breitestes Lächeln auf, um Dr. König von der Handtasche abzulenken. Schließlich war er immer sehr stolz auf meine prachtvollen Beißerchen, die er mit viel Draht von Zahnstellung »windschief« in ein Gebiss verwandelt hatte, für das jedes Model gestorben wäre. Puh. Es funktionierte. Dr. König sah nicht nach unten, bis der BH gänzlich in der Tasche verschwunden war. Bevor ich meine Haare so unauffällig wie möglich zurechtzupfen konnte, waren wir auch schon in der Tiefgarage angekommen.
Erleichtert verabschiedete ich mich und trippelte in den todschicken, aber völlig unbequemen neuen Sandalen zu meinem Wagen. Im Rücken spürte ich Dr. Königs Blicke. Ob ich mich jemals wieder unbefangen auf seinen Behandlungsstuhl setzen konnte? Der Gedanke an die ungewisse Zukunft meines Gebisses wurde rasch von der Erinnerung an die Erlebnisse der vergangenen halben Stunde verdrängt. Alles war schrecklich! Ich musste dringend zu Claudia.
Claudia Zanolla war meine beste Freundin. Wir
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