Liebesschmarrn und Erdbeerblues - Wie alles begann
so aus meinem Leben davonfuhr.
Wir schauten uns an. Und dann begannen wir gleichzeitig zu sprechen:
»Lene, hast du Lust…« »Michi, möchtest du…«
Wir lachten beide erleichtert.
»Du zuerst«, forderte ich ihn fröhlich auf.
»Hast du Lust, heute Abend essen zu gehen?«, fragte er.
Ich nickte mit strahlenden Augen.
»Und was wolltest du sagen?«, hakte er nach.
»Dich fragen, ob du mit mir ins Kino gehen magst.«
Und wir taten beides. Zuerst gingen wir italienisch essen, und danach schauten wir uns die Spätvorstellung eines Actionfilms an. Allerdings bekamen wir nicht sonderlich viel von der Vorstellung mit. Und so war es auch eine gute Entscheidung, den Schluss des Filmes nicht mehr abzuwarten. Händchenhaltend schlichen wir aus dem Kino. Und wir verbrachten unsere erste richtige wundervolle Nacht zusammen.
Claudia fiel schier aus allen Wolken, als ich ihr erzählte, dass Michi und ich was am Laufen hatten. Sie konnte es kaum glauben, dass er es tatsächlich ernst mit mir meinte.
Aber es war so. Michi konnte kaum die Finger von mir lassen, und es verging kein Tag, an dem wir uns nicht mindestens 99 Kurznachrichten hin und her schickten oder telefonierten. So oft es ging, waren wir zusammen.
Anfangs holte Michi mich meist mit seinem schnittigen Sportwagen zu Hause ab. Was meinem Vater aber nicht sonderlich gefiel. Ganz abgesehen davon, dass er solche Fahrzeuge für sinnlose Energiefresser hielt, hatte er Angst, dass uns etwas passierte. Meine Mutter war bei einem Autounfall ums Leben gekommen, und für Vater waren schnelle Autos ein rotes Tuch. Ich konnte ihn verstehen. Und da ich seinen sorgenvollen Blick nicht mehr aushielt, fuhr ich zukünftig in meinem Wagen zu Michi.
Von ihm aus unternahmen wir Spritztouren in die Umgebung, gingen Essen, ins Theater oder machten uns schöne Abende bei ihm zu Hause.
Michi liebte es auch, mit mir shoppen zu gehen, und ermunterte mich, mehr figurbetonte Kleider und Röcke zu tragen, als ich das bisher tat. Um meinen Körper noch besser in Form zu bringen, besuchte ich jetzt regelmäßig mit Michi das Fitness-Studio und achtete sorgfältiger auf mein Äußeres.
Tief in mir schlummerte immer ein wenig die Angst, Michi zu verlieren, wenn ich mich gehen lassen würde.
Und Michi verlieren wollte ich auf gar keinen Fall! Er war mein absoluter Traummann!
An einem warmen Frühlingsabend machte ich mich in meinem kleinen Badezimmer ganz besonders hübsch zurecht. Michi und ich waren auf die Vernissage des Passauer Künstlers Severin Bayerl eingeladen. Bayerl war schon seit Jahren ein Mandant von Michi und die Veranstaltung vor allem ein Pflichtbesuch für uns.
Ich trug einen kurzen dunklen Rock mit einer hellgrauen Bluse, die Michi und ich einige Tage zuvor gekauft hatten. Zusammen mit einem knallroten engen Minikleid, das er mir regelrecht aufgedrängt hatte. Nie im Leben hätte ich zu so einem Kleid gegriffen.
Die junge Verkäuferin in der kleinen exklusiven Boutique war gleichzeitig begeistert über den spendierfreudigen Michi, aber offensichtlich auch ein wenig neidisch. Es war ihr anzusehen, dass sie sich auch einen so großzügigen Freund wünschte.
Mir war es eher unangenehm, dass Michi immer wieder darauf bestand, mir neue Kleider zu schenken.
»Bitte, Michi, ich möchte nicht, dass du so viel Geld für mich ausgibst!«, protestierte ich jedes Mal.
»Lass mich doch, das macht mir so viel Spaß!«, sagte er mit so einem glücklichen Strahlen in den Augen, dass ich ihm die Freude nicht nehmen wollte.
Nachdem ich mich für den Abend sorgfältig geschminkt hatte, schlüpfte in meine neuen Sandalen und machte mich auf den Weg zu Michi ins Büro.
Die neue hochgelobte Bürohilfe, die ohne meinen Fehler im Saunaclub gelandet wäre, saß noch am Empfang. Inzwischen waren wir uns schon einige Male begegnet. Sie hieß Sabine und war eine für meinen Geschmack zu stark blondierte Solariumschönheit in etwa meinem Alter. Zumindest dachte ich, dass sie um die Dreißig sein könnte.
Sabine war tatsächlich eine sehr höfliche Mitarbeiterin. Allerdings immer nur solange Michi im selben Raum war. Kaum waren wir alleine, fiel die nette Fassade ab, und sie machte keinen Hehl daraus, dass sie mich nicht sonderlich mochte. Da ich aber keine Petze war und nicht vorhatte, eine zu werden, erzählte ich Michi nichts davon. Ich ließ ihn in der Illusion, dass seine Mitarbeiterin die Freundlichkeit in Person war.
Es wunderte mich, dass Sabine heute noch da war, denn offiziell
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