LIEBESTRAUM AN DER COTE D'AZUR
einer Hand den Picknickkorb. Sein schwarzes Haar schimmerte in der Sonne, während seine muskulösen Beine das Wasser teilten. Gut, dass sie ihre Sonnenbrille aufhatte. So fühlte sie sich wenigstens ein bisschen geschützt.
Zu ihrer Erleichterung verhielt Xavier sich völlig normal. Genauso gut hätten sie vollständig bekleidet im Hotelrestaurant sitzen können.
Er holte eine Decke aus dem Korb und breitete sie aus. Danach förderte er eine Auswahl verschiedener Köstlichkeiten zutage: Oliven, frisches Brot, Käse, Schinken, gebratenes Hühnchen und Leberpastete.
„Das reicht ja für eine ganze Armee.“
„Nun, ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich habe einen Bärenhunger.“
„Ich weiß gar nicht, womit ich anfangen soll.“
„Warum nicht hiermit?“ Er entkorkte eine Flasche Champagner, die in einer Kühlmanschette kalt gehalten wurde, füllte zwei Gläser und hielt ihr eins hin.
„Auf … die Begegnung mit dir.“
„Auf die Begegnung mit dir“, wiederholte sie, weil sie nicht wusste, was sie sonst sagen sollte.
Jane beschlich ein seltsames Gefühl, während sie den ersten prickelnden Schluck nahm. Die Art, wie Xavier ihr einen Teller füllte, hatte etwas Erprobtes – so, als hätte er das schon hundertmal gemacht.
„Kommst du oft hierher?“, fragte sie leichthin.
Er hielt mitten in der Bewegung inne und blickte sie scharf an. „Wenn du wissen willst, ob ich Frauen hergebracht habe, lautet die Antwort Ja.“
Seine Aufrichtigkeit erstaunte sie. Es gefiel ihr, dass er nicht versucht hatte, ihr etwas vorzumachen. Andererseits verspürte sie einen Stich bei dem Gedanken, dass sie die vorläufig letzte in einer langen Reihe unzweifelhaft schönerer Frauen als sie war.
„Allerdings ist das letzte Mal schon eine Weile her“, fuhr er fort. „Außerdem waren es nicht so viele, wie du dir vielleicht vorstellst. Ich bevorzuge diesen Strand seit meiner Teenagerzeit. Er ist ein wunderbarer Platz für entspannte Stunden mit Freundinnen und Freunden – und nicht in erster Linie ein Ort, um Frauen zu verführen.“
„Oh … natürlich nicht. Das habe ich auch keine Sekunde geglaubt.“
„Hast du doch“, sagte er und reichte ihr den Teller, „aber vermutlich kann ich es dir nicht einmal übel nehmen.“
Jane wurde rot und konzentrierte sich auf das Picknick. Wenn es etwas gab, womit sie sich ablenken konnte, dann war es Essen. Genüsslich ließ sie es sich schmecken. Erst nach einer Weile schaute sie wieder auf und bemerkte, dass Xavier sie anstarrte.
„Was ist?“ Sie wischte sich mit der Serviette den Mund ab. „Habe ich irgendwo Essensreste im Gesicht?“
Er schüttelte den Kopf und nahm die Sonnenbrille ab. „Ich glaube, ich habe noch nie eine Frau so essen sehen wie dich. Du siehst aus, als würdest du erst aufhören, wenn der letzte Bissen vertilgt ist.“
Sie lächelte selbstironisch. „Mein Appetit ist legendär. Ich war schon immer ein guter Esser.“
„Bitte, lass dich nicht stören. Es gefällt mir, einer Frau zuzusehen, die ihre Mahlzeit offensichtlich genießt.“
Plötzlich verlegen, trank sie einen Schluck Champagner, um ihre trockene Kehle anzufeuchten, und versuchte dann, unbefangen weiterzuessen. Aber da er ständig auf ihren Mundsah, fiel es ihr schwer. Mit Mühe schluckte sie ein Stück Käse hinunter.
„Die Geschichte deiner Insel ist hochinteressant … nach dem, was ich im Museum gelesen habe. Ist es wahr, dass deine Familie seit Jahrhunderten hier lebt?“
Endlich nahm er den Blick von ihren Lippen. „Ja. Meine Vorfahren bekamen sie im zwölften Jahrhundert von der französischen Königsfamilie geschenkt. Ursprünglich stammen wir aus Aragonien in Spanien. Meine Ahnen fügten den Namen der Insel an ihren an, und daraus wurde Salgado-Lézille.“
„Gibt es außer dir noch Nachkommen?“
Sein Gesicht wurde ausdruckslos. „Nein, ich bin der Einzige. Kaum zu glauben, aber die Familie könnte mit mir aussterben. Ich bin Einzelkind, meine Mutter starb, als ich fünf war, und mein Vater hat nie wieder geheiratet. Er starb, als ich Anfang zwanzig war.“
Jane schob die Sonnenbrille hoch ins Haar. „Das tut mir leid“, sagte sie teilnahmsvoll. „Er muss sie sehr geliebt haben. Mein Vater starb auch, als ich klein war … noch ein Baby. Aber ich habe wenigstens meine Mutter.“
Xavier sah ihr in die Augen, erfasst von einem ungewohnten Gefühl. So als würde er den Boden unter den Füßen verlieren. Wie waren sie plötzlich auf dieses Thema
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