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Liebhaberstück Xenia (German Edition)

Liebhaberstück Xenia (German Edition)

Titel: Liebhaberstück Xenia (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noreen Aidan
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meinen. „Nein, lassen Sie mich nicht a llein!“
    „Keine Angst, Doris! Kein Herr Doktor kann mich von Ihnen fortschaffen. Nicht mal mit einem Brecheisen!“
    Sie lachte zittrig auf, während ich mich ermahnte, meine Abne igung gegen Ärzte besser zu kaschieren. Schließlich wollte ich die junge Frau nicht noch mehr verunsichern.
    Wir warteten eine Weile schweigend, und die Gebärende entspannte sich merklich.
    Dann verkrampfte sich ihre Hand um meine.
    Virtuos w ie ein Dirigent zeichnete der Wehenschreiber eine zackige, satte Wehe auf den Monitor. Endlich! Bald kamen weitere.
    Und Doris presste.
    „Ja, Sie machen das sehr gut!“ Professionell ignorierte ich den Schmerz in meinen gequetschten Fi ngern, bis die Wehe abebbte. „Und jetzt ruhig atmen! Ein und aus. Ein und aus. Ein…“, ich löste ihre Finger von meinen, „…und aus.“
    „Muss ich jetzt nicht hecheln oder pressen oder was?“ , keuchte sie.
    „Nein, Sie machen das alles sehr gut. Mit dem Pressen wa rten wir immer bis zur nächsten Wehe. Ich schaue mal nach, wie weit wir schon sind.“ Ich streifte Einmalhandschuhe über, ging vor Doris’ gespreizten Beinen in die Hocke und führte zwei Finger vorsichtig in ihre Vagina ein. Sie war offen und bereit.
    Die nächste Wehe kam und drückte die Rundung des Babykopfes gegen meine Fingerkuppen. „Das Köpfchen kommt schon! Weiter Doris!“
    In diesem Moment ging die Tür auf.
    Doris zuckte zusammen, und mir entwischte ein Fluch.
    Ich brauchte mich nicht umzudrehen, um zu merke n, dass mindestens ein Doktor hereinkam. Denn Schwestern und Pfleger bewegen sich anders. Dieses selbstgefällige Hereinrauschen in den Kreißsaal haben nur Ärzte drauf.
    „Gehen Sie sofort weg von der Patientin!“ , hörte ich auch schon die Stimme des Assistenzarztes von vorhin.
    „Xenia!“ , wimmerte Doris, griff zwischen ihre Beine und packte meinen Pferdeschwanz mit einer Inbrunst, die mir die Tränen in die Augen trieb.
    „Nur die Ruhe , Doris!“, presste ich hervor. „Ich habe gesagt, dass ich bei Ihnen bleibe!“
    Dafür sorgte Doris nun selbst, denn sie ließ nicht los. Auch bei der nächsten Wehe krampfte sie sich in mein Haar wie eine Ertrinkende in ein Rettungsseil. Der Kopf des Babys schob sich nun deutlich hervor. Mit jedem Pressen ein Stück.
    „Gehen Sie zur Seite, habe ich gesagt!“ Die Stimme des Jungmediziners hinter mir überschlug sich fast. „Die Frau muss dringend in den OP! Machen Sie sofort Platz!“
    „Wie denn, Idiot?“, fauchte ich, unfähig, meinen Kopf auch nur einen Zentimeter zu bewegen. „Außerdem kommt das Baby gleich.“
    „Xenia!“ , kreischte Doris und zog so fest an meinem Haar, dass mein Gesicht über ihren gewölbten Bauch schlidderte.
    „Es ist alles okay, Doris!“ , versuchte ich zu beschwichtigen.
    Ein gigantischer Schatten verdunkelte das Neonlicht, als er über mich glitt, die Hand der werdenden Mutter packte und – „Einen Moment, bitte!“ - ihre Finger aus meinem Haar löste. Die Erleichterung, als der Schmerz nachließ, zwang ein dankbares Stöhnen über meine Lippen.
    Der gigantische Schatten ging neben mir in die Hocke und schob mich beiseite. „Lassen Sie mich mal!“
    Die V erstärkung, dachte ich zynisch.
    Da hatte sich der schmächtige Assistenzarzt aber gleich den Richtigen geholt! Es war ein Riese von einem Mann in grüner OP-Kleidung. Mit kurzen braunen Haaren, unrasiertem Kinn, genervt zusammengepressten Lippen und einem übermüdeten Glanz in den hellbraunen Augen. Seine großen Hände wollten sich soeben an die Untersuchung machen. Gerade noch rechtzeitig konnte ich sie wegschlagen. „Mit diesen Pranken lasse ich Sie an keine Erstgebärende!“
    Überr ascht zuckte sein Blick zu mir.
    Löwenaugen.
    Resolut schob ich mich zwischen ihn und Doris, als die nächste Wehe anrollte. Obwohl es bedrückend eng war, eingekeilt zwischen ihm und den Beinen der Patientin, hatte ich keine Wahl, da die Geburt nun ihrem Höhepunkt entgegenwallte. Ich konnte sie spüren, diese greifbare Spannung kurz vor dem Durchbruch, die wie Wellen von der gebärenden Frau ausging und von den sterilen Wänden des Raumes widerhallte. Eine Macht, die nun nicht mehr aufzuhalten war.
    Erst recht nicht von zwei wichtigtuerischen Mä nnern.
    Sanft glitt das Baby in meine Hände. Noch bevor ich rasch nach dem Schlauch griff, um ihm das Fruchtwasser von den Nasenlöchern zu saugen, krähte das Kind aus vollem Hals. Der Mann hinter mir schlang einen harten Arm um mich, stand auf und

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