Liebhaberstück Xenia (German Edition)
Tschüss!“
„Xenia!“ , rief Doris. „Danke!“
Ich drehte mich noch mal um. „Keine Urs ache!“
„Hoffentlich kriegen Sie keinen Ärger mit dem Herrn Do ktor.“ Doris strich über das Köpfchen ihres Babys. „Er hat doch gesagt, dass Sie in zehn Minuten zu ihm kommen sollen. Und ich glaube, das ist jetzt schon eine Stunde her.“
„Na wenn schon! Meine Aufgabe ist es, Mutter und Kind zu versorgen. Und jedes Blabla mit i rgendwelchen Ärzten kann warten.“
Schwester Margot kicherte wie über einen Scherz. „Man merkt, dass Sie nicht hier im Krankenhaus arbeiten. Sie sind die Vertretung für Rita Schrotberger, nicht wahr? Welcher Arzt war das? Dr. Rössner vielleicht?“
„Nein.“ Ich unterdrückte ein Gähnen. „Rössner ist doch dieser unreife Junge von vorhin. Der hat zur Verstärkung seinen Chef geholt.“
Schwester Margot runzelte die Stirn. „Der Stationsarzt hier ist Dr. Messinger, und der hatte Urlaub, das weiß ich. Weil ich mit ihm Urlaub hatte. Heute ist für uns beide der erste Arbeitstag, und ich habe ihn gerade erst hereinkommen sehen.“
„ Dann eben seine Vertretung.“
„Normalerweise wäre das Dr. Lahn, aber die ist krank. Wir sind zurzeit u nterbesetzt.“
„ Es war keine Frau.“
„ Vielleicht einer aus der Notaufnahme. Die sind immer mit erfahrenen Ärzten besetzt, die auch in anderen Stationen aushelfen. Schauen Sie doch dort mal nach!“
„Ach nein, dazu habe ich jetzt auch keine Lust mehr. Ich gehe lieber heim.“ Immerhin hatte ich die ganze Nacht durchgemacht u nd spürte nun, wie eine wohlverdiente Müdigkeit meine Gedanken verlangsamte.
Schwester Margot runzelte besorgt die Stirn. „Ich an Ihrer Stelle würde trotzdem mal kurz runter in die Notaufnahme schauen, denn kein Arzt, den ich kenne - und ich kenne viele, glauben Sie mir! - würde es dulden, wenn man eine direkte Anweisung missachtet.“
„Na schön. “ Schließlich wollte ich Rita keinen Ärger machen. „Wo ist noch mal die Notaufnahme?“
„Erdgeschoss links.“
Mit der zufriedenen Erschöpfung einer Frau, die heute Nacht ihr Bestes gegeben hatte, stieg ich die breite Treppe hinunter.
Eigentlich hätte ich auch den Lift nehmen können, doch ich hoffte, dass mich die Bewegung etwas munterer machen würde für die Autofahrt nach Hause.
In der Eingangshalle zeugten vereinzelt umherwuselnde Putzfrauen und drei zum Dienst antretende Schwestern von der Geschäftigkeit, die hier sicher bald anschwellen würde. Suchend schaute ich mich nach dem Eingang zur Notau fnahme um.
„Xenia!“ Es war ein donnernder Männerschrei, der alle Anwesenden zusammenfahren ließ – die Putzfrauen, die Schwestern, den Portier. Und mich.
Schon wurde ich am Arm gepackt und herumgerissen. U nd schaute auf eine breite, in grüne OP-Kleidung gehüllte Brust und dann in ein funkelndes Löwenaugenpaar.
„Woher wissen Sie meinen Namen ?“, fragte ich verblüfft.
„Die Frau, die das Baby gekriegt hat, hat ihn oft genug g ebrüllt.“ Seine tiefe Stimme knisterte vor Wut und vor Testosteron. „Habe ich nicht klar und deutlich gesagt, dass ich Sie in meinem Büro sehen will?“
„Ich war gerade auf dem Weg zu I hnen.“
Sein Knurren legte noch etwas zu an Aggressivität. „Mein Büro ist aber zufällig nicht hier, sondern im dri tten Stock.“
Nun stieg auch in mir ein heilsamer Zorn hoch. „Woher soll ich denn wissen, wo Ihr blödes Büro ist? Sie hatten ja nicht die Güte, mir den Weg zu beschreiben.“ Meine Müdigkeit war wie weggeblasen. Ich versuchte, ihm den Arm zu entreißen.
Dessen ungeachtet zerrte er mich zum Lift. „Jeder, der hier arbeitet, weiß, wo mein verdammtes Büro ist.“ Rüde schob er mich in den Aufzug und drückte einen Knopf.
„Zufällig arbeite ich nicht hier !“ Noch immer kämpfte ich um meinen Arm. Die Aufzugtür schloss sich hinter uns.
„Ach nein?“ Sein mächtiger Körper presste mich gegen die Fahrstuhlwand. „Und was haben Sie vorhin dann hier gemacht?“ Die Handgriffleiste drückte kompromisslos gegen meine Wirbelsäule.
Ich sah nach unten, wo seine Hüfte beinahe an meinem Bauch klebte. Wie war das noch mal im Selbstverteidigungskurs? Mein Knie zwischen seine Beine und dann…
„Denken Sie nicht mal dran!“ Er sprach die Worte m it einer derart sanften Gefährlichkeit, dass mir das Blut in den Adern gefror. Verschreckt ruckte mein Blick nach oben.
Und verfing sich in diesen funkelnden Augen.
Die Tür des Lifts öffnete sich, und der Riese zerrte mich
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