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Lieblingsgedichte der Deutschen - Die 101 beliebtesten und schönsten Gedichte aller Zeiten (Illustrierte Ausgabe) (German Edition)

Lieblingsgedichte der Deutschen - Die 101 beliebtesten und schönsten Gedichte aller Zeiten (Illustrierte Ausgabe) (German Edition)

Titel: Lieblingsgedichte der Deutschen - Die 101 beliebtesten und schönsten Gedichte aller Zeiten (Illustrierte Ausgabe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Wolfgang von Goethe , Rainer Maria Rilke , Friedrich Schiller , Heinrich Heine , Eduard Mörike , Theodor Storm , Joseph von Eichendorff , Clemens Brentano , Theodor Fontane
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Ibykus, den wir beweinen,
Den eine Mörderhand erschlug!
Was ist's mit dem? Was kann er meinen?
Was ist's mit diesem Kranichzug?"

Und lauter immer wird die Frage,
Und ahnend fliegt's mit Blitzesschlage
Durch alle Herzen. "Gebet acht!
Das ist der Eumeniden Macht!
Der fromme Dichter wird gerochen,
Der Mörder bietet selbst sich dar!
Ergreift ihn, der das Wort gesprochen,
Und ihn, an den's gerichtet war."

Doch dem war kaum das Wort entfahren,
Möcht er's im Busen gern bewahren;
Umsonst, der schreckenbleiche Mund
Macht schnell die Schuldbewussten kund.
Man reißt und schleppt sie vor den Richter,
Die Szene wird zum Tribunal,
Und es gestehn die Bösewichter,
Getroffen von der Rache Strahl.

Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen
- Rainer Maria Rilke -
    Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen,
die sich über die Dinge ziehn.
Ich werde den letzten vielleicht nicht vollbringen,
aber versuchen will ich ihn.

Ich kreise um Gott, um den uralten Turm,
und ich kreise jahrtausendelang;
und ich weiß noch nicht:
bin ich ein Falke, ein Sturm
oder ein großer Gesang.

Leise zieht durch mein Gemüt
- Heinrich Heine -
    Leise zieht durch mein Gemüt
Liebliches Geläute.
Klinge, kleines Frühlingslied,
Kling hinaus ins Weite!

Kling hinaus bis an das Haus,
Wo die Blumen sprießen;
Wenn du eine Rose schaust,
Sag, ich lass sie grüßen.

Liebeszauber
- Friedrich Hebbel -
          
    Schwül wird diese Nacht. Am Himmelsbogen
Ziehn die Wolken dichter sich zusammen,
Breit beglänzt von Wetterleuchtens Flammen
Und von roten Blitzen scharf durchzogen.
    Alles Leben ist in sich verschlossen,
Kaum nur, dass ich mühsam Atem hole;
Selbst im Beete dort die Nachtviole
Hat den süßen Duft noch nicht ergossen.
    Jedes Auge wär schon zugefallen,
Doch die Herzen sind voll Angst und zittern
Vor den zwei sich kreuzenden Gewittern,
Deren Donnergrüße bald erschallen.
    Jene Alte schleppt sich zur Kapelle,
Doch sie wird den Heilgen nicht erblicken,
Eh die Wolken ihre Blitze schicken,
Betend kauert sie sich auf der Schwelle.
    Ist das nicht des Liebchens taube Muhme?
Ja! So will ich hier nicht länger weilen,
Will zu ihr, zu ihrem Fenster eilen,
Und dort lauschen, statt am Heiligtume.
    Weiß ichs denn? Kann nicht ein Blitz da zünden?
Kann ich, wenn ich aus der Glut sie rette,
Nicht - o dass er schon gezündet hätte! -
Ihr mein süß Geheimnis endlich künden?
    Sieh, da bin ich schon! Beim Lampenlichte
Sitzt sie, in die weiße Hand das Köpfchen
Stützend, mit noch aufgeflochtnen Zöpfchen,
Stillen Schmerz im blassen Angesichte.
    Horch, der erste Donnerschlag!
Es krachenTür und Tor! Sie scheint es nicht zu hören!
Wessen denkt sie? Wüsst ichs, würd ich schwören:
Heut noch will ich den Garaus ihm machen.
    Sie erhebt sich. Willst du dich entkleiden?
Gute Nacht! Warum? Zur rechten Stunde
Löscht sie selbst das Licht, und gibt dir Kunde:
Mehr ist nicht erlaubt! Dann magst du scheiden!
    Was? Sie knüpft ein Tuch um ihre Locken?
Hüllt sich in der Muhme alten Mantel?
Ist sie - Oder stach mich die Tarantel?
Wird sie - Die Besinnung will mir stocken!
    Ja, schon knarrt die Tür. Da kommt sie. Nimmer
Würd ich selbst sie, so vermummt, erkennen,
Hätt ich nicht - - Die Lampe lässt man brennen,
Dass es scheint, man sei im frommen Zimmer.
    Rasch an mir vorbei! Sie ist, wie alle!
Folg ich ihr? Ja freilich! Um schauen,
Ob man ihr mit braunen oder blauen
Augen - schwarze hab ich selbst - gefalle.
    Waldhorn-Klänge aus dem Jägerhäuschen!
Beim Gewitter? O, das ist ein Zeichen!
So ist das der Jüngling sondergleichen?
Wohl! Doch nächstens pflücken wir ein Sträußchen.
    Und weshalb? Hat sie dir was versprochen?
Nein! Und dennoch muss ich sie verklagen,
Dass sie, ja, so darf, so darf ich sagen,
Einen stillen Bund mit mir gebrochen.
    Weiter! Weiter? So vergib, Geliebte!
Doch wohin? Hier zieht der Wald sich düster,
Und dort wohnt die Alte an der Rüster,
Die in mancher dunklen Kunst geübte.
    Gilt es der? Halt ein! Dein Herz muss klopfen!
Rastlos donnerts ja, zur Feuergarbe
Schwillt der Blitz, blutrot wird seine Farbe,
Und noch immer fällt kein milder Tropfen.
    Fort! Und fort! Und unter falschen Bäumen,
Die der Blitz - - Ihr näher! dass sie keiner
Treffen kann, der mich verschont, nicht einer!
Schritt auf Schritt ihr nach! Wer Würde säumen!
    Ist sie nun am Ziel? Da ist die Hütte!
Ja, sie pocht. Man öffnet ihr. Ich spähe
Durch den Ritz. Wer weiß, was ihr geschähe,
Wenn ich nicht - - Ein Kreis! Sie in der Mitte!
    Wie sie da steht, fast

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