Liebst du ihn noch immer
protestierte Rusty.
Kate, die hinter ihm stand, drückte seine Schultern und meinte neckend: „Was ist los! Wirst du alt?"
„Nimm!" sagte er und reichte seiner Tochter das Messer. „Würdest du deinen Brüdern bitte vom Kuchen abschneiden? Ich habe ein Wörtchen mit deiner Mutter zu reden. Wenn sie sich innerhalb der nächsten dreißig Sekunden nicht hierher setzt..." und damit deutete er auf seinen Schoß, ,,... dann bekomme ich meine Midlifekrise."
Gehorsam ließ Kate sich auf seinen Schoß plumpsen. Sie blickte in seine fröhlichen Augen und gab ihm einen Geburtstagskuß. „Das ist für jetzt", sagte sie. Ohne daß die Kinder es sehen konnten, fuhr sie mit der Hand unter sein Hemd und kitzelte ihn kurz oberhalb des Gürtels. „Und das für später."
Ihre Befürchtungen, Rusty könne eines Tages von ihr fortgehen, waren längst vergangen. Sie wußte, daß sie sich auf ihn verlassen konnte.
„Wieviel später?" flüsterte er.
„Sobald die Kinder draußen sind und die Tiere füttern."
„Wenn das so ist." Er hob sie von seinem Schoß: „Laßt uns mit der Party beginnen. Die, Tiere da draußen sind wahrscheinlich ziemlich hungrig."
„Reiten wir heute aus, Daddy?" fragte der neunjährige Steven und nahm einen großen Bissen von seinem Kuchen.
„Ja, Daddy, laß uns reiten!" echote der fünfjährige Sam. „Darf ich Rebell ein Stück Kuchen geben? Er wird auch alt."
Rusty lächelte seine Söhne und seine Tochter an, und das Herz floß ihm über vor Stolz. Seine Familie bedeutete ihm alles. „Mach das. Gib ihm ein großes Stück und sing auch für ihn ,Happy birthday'. Später am Nachmittag gehen wir reiten, wenn es kühler ist."
Als die Kinder ihren Kuchen gegessen hatten und loszogen, um die Geschenke für ihren Vater zu holen, meinte Kate: „Ich habe heute einen Brief von Doug bekommen."
„Lebt er immer noch in Kalifornien?"
„Ja, er und seine neue Frau, Mimi, versuchen sich im Schreiben von Filmmanuskripten. Bei der Phantasie, die er hat, könnte er darin gut sein."
Kate brachte das schmutzige Geschirr in die Küche und setzte sich neben Rusty. „Ich weiß, es war unrecht, was er getan hat, aber ich bin doch froh, daß er nicht ins Gefängnis mußte. Wahrscheinlich meinte die Luftfahrtbehörde, es lohne sich nicht, den Helikopter zu bergen."
„Also, ich würde nicht soweit gehen zu behaupten, ich sei froh, daß er nicht bestraft wurde. Aber wenigstens hat er seinen Teil der Abmachung eingehalten. Das Ehrenhafteste, was er je vollbracht hat, war mich Shanna adoptieren zu lassen", erwiderte er.
Shanna wußte, daß Doug Cramer ihr leiblicher Vater war. Es störte sie nicht, daß sie ihn nie sah und niemals Kontakt zu ihm hatte. Sie erhielt so viel Liebe, daß es keinen Raum gab für Wut oder Schmerz.
„Wenn Doug nicht eine Midlifekrise durchgemacht hätte, hätten wir beide uns nie kennengelernt", sagte Kate.
„Und ich wäre immer noch Junggeselle und würde die Welt durchwandern auf der Suche nach Liebe..."
„Und nach besseren Weidegründen", setzte Kate hinzu.
„Nein, das Beste beider Welten habe ich hier. Durch die Arbeit habe ich den Kopf in den Wolken und durch meine Familie die Füße fest auf dem Boden."
„Gleich kommen die Kinder mit deinen Geschenken. Für Sams gebe ich dir einen Tip. Wir mußten Löcher in den Deckel des Kartons machen, da mit das, was drin ist, Luft kriegt."
Rusty lachte in sich hinein. „Vielleicht packe ich das lieber auf dem Innenhof aus."
„Gute Idee."
„Und dann komme ich ins Haus zurück und öffne das Geschenk, das Mommy für mich im Schlafzimmer hat."
Kate sah zu, wie die Kinder ihm ihre Geschenke überreichten und sich dann dicht um ihn drängten; während er eines nach dem anderen auspackte und jedes Geschenk behandelte, als sei es das Schönste, was er je be kommen hatte. Er war ein wunderbarer Vater, geduldig und liebevoll.
Und er war ein prachtvoller Ehemann. Noch nach elf Jahren hatte Kate keinen Grund zur Klage. Sie war glücklicher, als sie sich je hätte vorstellen können. Sie machte sich keine Sorgen mehr, daß sein nächster Flug der letzte sein würde oder daß ihn der Drang überfiel, seine Sachen in den Pickup zu laden und davonzufahren.
Er sammelte seine Geschenke, einschließlich der Eidechse von Sam, ein, und lockte die Kinder zum Stall.
„Bitte, Shanna, paß auf Sam auf", bat Kate.
„Mach ich, Mom. Er mag so gern die Küken beobachten."
„Und sorgt dafür, daß die Pferde genug Wasser haben! " rief Rusty
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