Lieder von Sternen und Schatten
die NASA.
Lizak erklärte ihn gern vor Leuten, die ihn für verrückt hielten. Lizak machte sogar eine Laufbahn daraus, Pete zu erklären. »Man muß ihn einfach verstehen«, pflegte Lizak zu sagen. »Er ist nicht wahnsinnig, er hält sich nur für den heiligen Georg.« Aber das sagte er nur, wenn er glaubte, Pete besitze eine mäßige bis gute Aussicht, den Kampf zu gewinnen, den er gerade bestritt. Wenn Lizak der Ansicht war, die Sache sei zum Scheitern verurteilt, sagte er statt dessen: »... er hält sich nur für Don Quichotte.«
Pete liebte Wein, Bier, schnelle Autos, das Fliegen, Mädchen, Dichtung, Pizza, französisches Stangenbrot, Nebel, einen guten Kampf oder ein schönes Gewitter, und interessante Leute, die interessante Dinge taten. Er haßte den Krieg, Leber, kaltes Wetter und langweilige Menschen, die Sakkos und Krawatten trugen. Das, was er am meisten liebte und am meisten haßte, war der Weltraum.
Er liebte die Idee des Weltraumprogramms und haßte die Verwirklichung. Einmal, in seiner Collegezeit, hatte der Filmklub der Universität eine sonderbare Doppelvorführung veranstaltet, einen alten Science Fiction-Film über die erste Mondlandung, gefolgt von Videoband-Höhepunkten der wirklichen Landung. Der Film und die Landung waren beide vor seiner Zeit gewesen, aber auf seiner Liste der Dinge, die er tun wollte, stand die Raumfahrt obenan.
Er nahm an der Vorführung teil und bevorzugte den Film.
»Die Wirklichkeit war langweilig«, erzählte er Lizak hinterher. »Sie machen das ganz falsch. Die Erde ist schon geschmacklos und homogenisiert genug, sie sollten dem Raum seine Wildheit lassen. Diese verdammten Astronauten benehmen sich eher wie Buchhalter, statt wie Forscher. Und verdammt noch mal, der erste Satz nach der Landung war einer von den schlimmsten, die ich je gehört habe. Armstrong hatte ihn offensichtlich eingeübt. Wahrscheinlich hatte ihn ihm ein PR-Mann der NASA verfaßt.«
Danach stieg er stark in die Weltraum-Masche ein, und das meiste mißfiel ihm. Er regte sich sehr über die sowjetische Landung auf dem Mars auf, als die erste Verlautbarung aus einer langen Folge von Meßdaten bestand. Immerhin, er unterstützte das Weltraumprogramm. Er rechnete damit, daß sie es vielleicht später richtig machen würden, erklärte Lizak.
Pete besuchte auf Wunsch seines Vaters die Graduierten-Schule und wurde ein wenig gereifter, aber er blieb immer Pete. Er verbrachte einige Zeit in den Büros auf dem CBC-Wolkenkratzer, um als Assistent seines Vaters eingeschult zu werden, und er erzielte sogar ein paar kleinere Geschäftscoups, bevor er anfing, sich zu langweilen. Dann begann er sich nach interessanteren Dingen umzusehen.
Pete war gerade sechsundzwanzig Jahre alt geworden, als die Russen ihre Jupiter-Mission ankündigten. Die ›Jupiter‹ (Pete behauptete immer, das russische Weltraumprogramm sei gänzlich phantasielos) wurde an ihren Orbitaldocks gebaut, für ein Startdatum, das fast ein Jahr in der Zukunft lag.
Die NASA-Mitteilung über den Bau der ›Patrick Henry‹ erfolgte nicht ganz eine Woche später und erregte erhebliches Interesse. Der Vorbeiflug am Jupiter schien das erste echte Wettrennen in der fünfzigjährigen Geschichte des Weltraum-Rennens zu werden; zwei Schiffe, die fast zur selben Zeit starteten, zum selben Ziel.
Pete gehörte zu den Leuten, die interessiert waren. Er bewarb sich um einen Platz auf der ›Patrick Henry‹.
»Warum nicht?« sagte er zu einem Reporter, als die Presse davon erfuhr. »Ich bin jung, ich kenne mich mit Lasergeräten und Computern und Fusionsmotoren aus, ich habe genug geflogen. Der Flug ist ein großes Abenteuer, und ich wäre für die Besatzung entschieden eine Bereicherung.«
Die NASA war nicht erfreut. Jemand erkundigte sich bei der Pressekonferenz nach Pete, als man Donaldson als Kommandeur der ›Patrick Henry‹ vorstellte. Der Leiter der Mission schüttelte nur den Kopf.
»Das ist ein wissenschaftliches Forschungsunternehmen, kein Abenteuer. Wir brauchen keine Abenteurer. Sie neigen zur Unzuverlässigkeit.«
Pete hätte vermutlich geantwortet, aber der Zeitplan war der falsche. Nur Stunden nach dieser Konferenz starb Clifford Van Dellinore. Es gab ein Begräbnis und eine Trauerzeit und einen Machtkampf, und Pete äußerte sich monatelang nicht in der Öffentlichkeit.
Er hatte siebenunddreißig Prozent der Aktien des Van Dellinore-Konzerns geerbt. Seiner jüngeren Schwester gehörten zehn Prozent, andere Verwandte teilten sich
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