Lieder von Sternen und Schatten
in weitere zehn Prozent. Die beiden großen Pakete befanden sich in den Händen der Freunde seines Vaters. Pete setzte sich ans Telephon und war am Ende Aufsichtsratsvorsitzender. Die Geschäftsfreunde seines Vaters waren ein wenig erschrocken darüber, daß Van Junior den Posten haben wollte, aber sie waren gern bereit, ihm eine Chance zu geben. Den alten Van Senior hätte das glücklich gemacht, dachten sie.
Ha.
Inzwischen hatte die NASA die Besatzung für die ›Patrick Henry‹ bekanntgegeben. Pete gehörte nicht dazu.
Das Schiff war in der Umlaufbahn bei der Shepard-Station halb fertig. Es war ein stumpfschwarzes Skelett, das Innere größtenteils dem Weltraum geöffnet, damit die EVA-Reparaturen mühelos durchgeführt werden konnten. Nur der Bugteil sollte mit Lebenserhaltungssystemen ausgestattet werden. Manche Kommentatoren verglichen das Raumschiff mit einem unfertigen Wolkenkratzer.
Das ging in Ordnung. Nachrichten-Holos der Russen vom Komarow-Rad ließen die ›Jupiter‹ wie eine riesige graue Tomate erscheinen.
Beide Schiffe sollten im Februar die Reise antreten.
Im Juli hielt Pete oben auf dem CBC-Gebäude eine Pressekonferenz ab. Alle Medien waren zur Stelle, zumeist durch Spitzen-Wirtschaftsredakteure vertreten. Sie verliehen Pete bereits den Spitznamen ›Wunderknabe der Oberen Wallstreets obwohl er nichts Wundersameres getan hatte, als einen Titel anzunehmen.
Bis dahin.
»Sie werden sich alle fragen, warum ich Sie heute hierher gerufen habe«, begann er grinsend. Lizak, Petes Medienmitarbeiter, war der einzige, der lachte. Das waren Wirtschaftsredakteure. »Ich mache es kurz und sachlich. Der Van Dellinore-Konzern schickt ein Raumschiff zum Jupiter. Zur Sicherung unserer Investition fliege ich mit.«
Es herrschte verwirrte Stille. Jemand lachte.
»Sie machen Witze«, rief ein anderer.
»Kaum«, sagte Pete.
»Sie meinen, Sie bauen wirklich ein Schiff? Wo denn?«
Pete grinste.
»In meinem Garten, versteht sich. Wo denn sonst?«
Vito landete auf dem silbernen Schiff, kaum einen Meter von der Luftschleuse entfernt. Beinahe augenblicklich tönte Jans Stimme aus dem kleinen Lautsprecher.
»Was ist es?«
»Ich weiß es noch nicht«, sagte Vito geduldig. Seine Stiefel hielten ihn auf dem Rumpf fest. Er löste den Metallator von seinem Bein, bückte sich und nahm schnell eine Messung vor. »Der Rumpf ist aus Dural«, meldete er. »Sagt dir das etwas?«
»Dann kann er nicht älter als sechzig Jahre sein«, meinte sie. »Dural-Legierung hat Stahl erst anfangs des einundzwanzigsten Jahrhunderts verdrängt.«
Vito befestigte das Meßgerät wieder und bewegte sich auf die Luftschleuse zu. Er hatte keine Schwierigkeiten, hineinzugelangen. Die Außentür stand weit offen. Er erreichte den Eingang, bückte sich und packte zu, zog sich hinunter. Die Schleusenkammer war groß, größer als ihr Gegenstück auf der ›Flycaster‹. Und die Innentür stand ebenfalls offen.
»Alles auf«, meldete Vito. »Das Ding ist ohne Luft, was es auch sonst sein mag.« Er schob sich mit einem Stoß aus seiner Luftpistole durch die Schleuse hinunter, in das hinein, was die Steuerkabine hätte sein müssen.
Es war dunkel dort, aber nicht völlig schwarz. Die Bugwand war halb durchsichtiger Kunststoff, ein dickes gewölbtes Fenster zu den Sternen. Vito konnte tief unten die Erde sich drehen sehen, und davor abgezeichnet die ›Flycaster‹. Jan war in eine Parellelumlaufbahn in dreihundert Meter Entfernung eingeschwenkt.
Im widergespiegelten zurückgeworfenen Licht der Erde, das durch das Plastikfenster hereindrang, sah Vito sich die Kabine an.
»Warum so still?« fragte Jan. »Ist alles in Ordnung?«
»Ja«, sagte er. »Sehe mich nur um.«
»Wie sieht es dort aus?«
»Demontiert«, sagte Vito. »Es ist ein Raumschiff oder war eines, aber es ist nichts mehr da. Nur eine leere Kabine. Sockel für zwei Liegen, aber keine Liegen. Steuertafeln, aber keine Bedienungselemente. Nur Löcher, wo die Knöpfe und Tastaturen sein sollten. Und allerhand Abfall schwebt hier herum. Werkzeuge und Drucktuben und Drahtgewirr; von der Art.« Er stieß sich von einer Schottwand ab und schwebte zu einer Reihe von Schränken hinüber. »Keine Lebensrnittel«, sagte er, nachdem er einige Türen geöffnet hatte. »Auch keine Raumanzüge im Anzugschrank.« Er durchsuchte lange Minuten die Kabine, öffnete jede Tür, die sich öffnen ließ, stemmte Wandtafeln auf und erstattete Jan laufend Bericht. »Keinerlei Strom. Die
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