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Lila Black 01 - Willkommen in Otopia

Lila Black 01 - Willkommen in Otopia

Titel: Lila Black 01 - Willkommen in Otopia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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ihrer Hose, den sie sich an dem Aktenschrank zugezogen hatte, war nichts zu machen. Sie klebte ihn von innen mit einem Stück Fasersicherungsband, das sie mit ihrer übrigen Spurensicherungsausrüstung in einem Behälter bei sich trug, der wie eine Brieftasche in die Innentasche ihrer Jacke passte. Dann kehrte sie ins Aufnahmestudio zurück.
    Sie wäre am liebsten nach draußen gegangen, um den Empfänger der Funksignale zu orten, aber dabei hätte sie sich zu weit von Seiner Hoheit entfernt. Sie musste sich wohl oder übel neben Jelly in die Aufnahmekabine setzen und von da aus zusehen, wie alle außer Zal zehnmal denselben Song wiederholten, während Jelly am Mischpult herumfummelte und seine Assistenten in der Gegend herumflitzten und sich geschäftig gaben.
     
    Während der endlosen Wiederholungen beobachtete sie alle genau. Die Musiker waren diese Prozedur so gewohnt, dass sie ihren Part geduldig immer wieder spielten. Einmal lächelte Poppy Lila zu, und der Take musste abgebrochen werden.
    Jelly schrie sie an: »Hören Sie auf zu grinsen! Wir machen hier Mode-X und verkaufen keine Hamburger!«
    Zal, der zwischen Takes von Lukes Basstrack mit der DJane gesprochen hatte, sah, als er sich wieder umwandte, Lila durch die Glasscheibe an. Er formte mit dem Mund etwas, was nicht dazu gedacht war, dass sie es verstand, aber Lila konnte es von seinen Lippen ablesen, wenn sie auch ihre Hörfilter nicht so schnell auf die Laute selbst hatte einstellen können. Es waren elfische Worte, ein Satz, von dem sie ziemlich sicher war, dass ihn noch kein Elf je gesagt hatte.
    Zo na kinkirien. Was ungefähr so viel hieß wie Geile Hose.
    Sie war verblüfft, schaffte es aber immerhin, nicht an sich hinunterzuschauen, als ihr aufging, dass das aufgerissene Nahtstück sichtbar sein musste, und dass er sie veralberte, weil sie weggegangen war, statt an seiner Seite zu kleben. Ehe sie ihn mit einem frostigen Blick bedenken konnte, hatte er sich schon abgewandt.
    Jelly hörte über seine Kopfhörer mit und wippte auf seinem Stuhl. »Noch mal. Alle außer dem Fürsten der Dunkelheit selbst – Zal, du bist fertig«, sagte er über sein Mikrophon und setzte dann hinzu: »Bitte jetzt alles geben, Ladys und Gentlemen.« Er gab die komplizierte, treibende Drumline mit dem Zeigefinger vor und warf einen Blick zu Lila hinüber. »Hey, schlagen Sie sich Zal aus dem Kopf. Verstehen Sie, ich muss das sagen. Sobald hier ein Mädel reinkommt, endet’s damit, dass die Jungs … Okay, das sind meistens welche von der Technik oder vom Büro und so … Aber jedenfalls, es läuft drauf raus, dass sie … na, Sie wissen schon.«
    Lila wusste gar nichts, konnte es sich aber denken. Sie nickte und vermerkte mit Interesse, dass das nach so vielen Jahren immer noch die übliche Praxis war – der Neuen erst mal auf die Finger zu klopfen, die Intelligenz des weiblichen Bodyguards zu beleidigen, ihr klarzumachen, dass sie ein Nichts war. Sie lächelte ihn vage zustimmend an, während sie innerlich schäumte.
    »Gut. Weil Sie nämlich die ganze Zeit um ihn rum sein werden … Und ich sage Ihnen, das ist kein Zuckerschlecken. Sagen Sie ihm nicht, was er tun und lassen soll. Und sagen Sie ihm nicht, was er nehmen und nicht nehmen soll. Sagen Sie einfach gar nichts, weil ihn das alles nur sauer macht und wir am Montag auf Tour gehen und ich ihn Jolene nicht total angefressen übergeben kann, weil gute Tourmanager nämlich so rar sind wie Mist vom Schaukelpferd, und wenn sie die Brocken hinschmeißt, sind wir verratzt. Und lassen Sie ihn nicht wieder auf so einen verdammten Trip gehen. Letzten Monat hat er zwei Termine verpasst, weil er völlig zugedröhnt irgendwo im Wald rumgelaufen ist, und wir haben vier Tage gebraucht, um ihn auch nur zu finden, und sind nie dahintergekommen, was er genommen hat, vielleicht Pilze oder irgend so ein Elfenzeug, das er irgendwo aufgetrieben hat. Und er wird Sie hassen. O Mann, er hasst Sie jetzt schon. Aber er würde Sie noch mehr hassen, wenn Sie ein Typ wären, falls Ihnen das irgendwas hilft. Das ist alles, was ich sagen kann.« Jelly hielt inne, als die Band zu spielen begann, wandte sich dann wieder Lila zu. »Müssen Sie auch mit ihm unter die Dusche?«
    »Nein«, sagte Lila.
    Jelly machte ein Gesicht, das besagte, wie leid es ihm tat, dass ihm das entging, und setzte sich dann die Kopfhörer wieder auf.
    Lila strapazierte ihre Geduld bis zum Anschlag, indem sie die ganze nächste Stunde still sitzen blieb und lernte, dass

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