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Lila Black 01 - Willkommen in Otopia

Lila Black 01 - Willkommen in Otopia

Titel: Lila Black 01 - Willkommen in Otopia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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ungünstigsten Fall zumindest.«
    Lila sah Zal an, auf eine sarkastische oder sonst wie irritierende Bemerkung gefasst, aber er wählte diesen Moment, um seine Jacke auszuziehen, und schaute nicht mal her. Sie sah Luke an, dann Poppy. »Sie sind ernst zu nehmen. Doublesafe hat die Security für alle Hotels und Hallen verdoppelt. Ich werde die ganze Zeit bei euch sein.«
    Jolene verdrehte die Augen, und ihre ganze Miene sagte: Na, besten Dank.
    Lila versuchte sie zu beruhigen. »Kümmert euch gar nicht drum. Das ist mein Job.«
    »Leicht gesagt«, meinte Luke. »Hast du eine Waffe?«
    »Mehrere«, versicherte ihm Lila.
    »Wo?« Er beugte sich vor und musterte ihren Oberkörper. Viridia trat ihn gegen den Knöchel. »Autsch!«, sagte er lachend und trat zurück.
    In dem Moment kam die Kellnerin. Alle außer Zal und Lila bestellten Bier. Lila wollte nichts trinken, um nicht abgelenkt zu sein. Zal trank Wasser. Sie vermutete, dass er keinen Alkohol trinken wollte, weil er eine merkwürdige Zigarette rauchte, die er von Sand hatte, und seine Pupillen mit jeder Sekunde weiter wurden. Jolene gab ein paar Kommentare dazu ab, aber er beachtete sie gar nicht.
    Sie redeten die meiste Zeit miteinander, als wäre Lila gar nicht da. Das war ihr ganz recht. So konnte sie sie genau beobachten, weil sie sich nicht darauf konzentrieren musste, etwas zu sagen. Poppy entschuldigte sich gerade in dem Moment, als das Essen kam, und Lila verfolgte, wohin sie ging, während die Menschen sich über Pizza oder Burger hermachten. Die Feen aßen seltsame Fruchtgelees, Wabenhonig und große Portionen von süßem Milchpudding. Als Lila sah, was Zal tat, traute sie ihren Augen nicht.
    Sie hatte geglaubt, er könne nicht singen, aber das war ein totaler Irrtum gewesen.
    Sie hatte damit gerechnet, dass er sie verächtlich behandeln würde, aber was er ihr auch immer entgegenbrachte – Verachtung war es nicht.
    Und jetzt saß sie einem Elfen gegenüber, einem Elfen mit unverkennbaren Oberkastenmerkmalen, den man jederzeit für den Obergroßkotz der Bruderschaft der Makellosen Überwesen hätte halten können, einem Angehörigen einer strikt vegetarischen Spezies, und was tat er? Er aß ein halb rohes Steak.
    Luke neben ihr lachte schnaubend und sagte, den Mund voller Fritten: »Als ob man zuguckt, wie Bambi Klopfer verspeist, was?«
    Zal sah ihn an, und er verstummte. Zal sah Lila an, mit einem Blick, nicht unähnlich dem eines Zoolöwen zur Fütterungszeit, der Sorte Blick, der man nicht länger ausgesetzt sein möchte. Sie zuckte die Achseln und wandte sich wieder ihrem Sandwich zu. Bis eben hatte sie schon fast geglaubt, Zal hätte einfach eines Tages Alfheim verlassen, um aus einer Laune heraus eine Zeit lang das Leben der niederen Sterblichen zu kosten. Bestimmt konnten doch Elfen durch irgendwelche psychischen Traumata genauso schräge Charaktere werden wie menschliche Rockstars oder Songwriter? Und es gab doch wohl auch bei ihnen rebellische Söhne und Töchter, die vom Fernweh getrieben waren? Oder vielleicht war er ja auch einfach mit einem ungewöhnlichen Talent zur Welt gekommen, das in Lyrien und den anderen Elfenlanden einfach kein Ventil gefunden hatte? Aber jetzt musste sie all diese Theorien über Bord werfen. Noch nie hatte man davon gehört, dass Elfen Fleisch aßen, nicht mal in extremen Situationen. Lieber würden sie sterben.
    Ein paar Minuten später entschuldigte sich Lila, vergewisserte sich, dass der Raum sicher war, scannte die Umgebung des Gebäudes und ging dann zur Damentoilette. Dort wartete Poppy schon auf sie.
    Poppy schnatterte, während sie ihr Make-up auffrischte, aufgeregt drauflos: Wie gespannt sie auf die Tour sei, dass sie auf ein paar gut aussehende männliche Groupies hoffe, wie toll es sei, dass Lila auch dabei sein werde. Es war die Sorte Redeschwall, die keine Reaktion verlangte: Feenfreundlichkeit äußerte sich genau wie Feenunfreundlichkeit als diffuses Sperrfeuer, das jeden traf, der in Reichweite war.
    Lila musterte ihr eigenes Gesicht – sie sah sauber aus und das Metall war nicht zu erkennen. Sie sah wieder weg. Sie mochte den Anblick ihres neuen Gesichts nicht. Die Chirurgen hatten so gute Arbeit geleistet, dass sie sogar ganz passabel aussah, aber es war nicht ihr Gesicht. Von innen fühlte es sich so an – bis sie es von außen sah.
    Lila hatte einmal weiche Züge und runde Wangen gehabt, ein hübsches Gesicht. Jetzt war sie nicht mehr hübsch, und sie wusste kein Wort, um ihr neues Aussehen zu

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