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Lila Black 03 - Elfentod

Lila Black 03 - Elfentod

Titel: Lila Black 03 - Elfentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justina Robson
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in Anschlüsse und Prozessoren verwandelte, mit denen sie die Informationen darauf an ihre KI übertragen konnte. Schriften, Gestalten, Fotografien, Blaupausen leuchteten vor ihren Augen auf und drängten Malachi und seine gemütliche Jurte in den Hintergrund.
    Sie hätte eine Woche gebraucht, all diese Dokumente durchzusehen, aber ihre KI, die sich schon lange darauf eingestellt hatte, Informationen für sie zusammenzufassen, filterte die wichtigen Informationen heraus und präsentierte sie ihr. Sie schien es mit regelrechtem Eifer zu tun, was bei einer Maschine gänzlich unpassend erschien. Lila verdrängte diesen Gedanken sofort und konzentrierte sich stattdessen auf die Informationen.
    Ein Jahr nach dem Bombenvorfall hatte jemand dem Geheimdienst anonym einige verschlüsselte Dateien über den Weltenbaum zugeschickt, der sich aus dem altmodischen Internet entwickelt hatte. Nach langen Monaten des vergeblichen Versuchs, den Code zu knacken, tauchte eine Agentin wieder auf, die während einer der ersten Missionen in den neuen Welten verschwunden war. Sie sagte, ein nicht identifiziertes Wesen, das die Gestalt eines Mannes angenommen hatte, habe ihr den Code gegeben. Zuerst hatte sie ihn für das Mitglied eines Rettungsteams des Geheimdienstes gehalten, das ihr Team aus dem Schwindelgolf retten sollte. Diese Gegend des Feenreichs ergoss sich direkt in das Nichts.
    Sie erstattete hysterisch Bericht, sprach von Wesen aus der I-Region, die sich aus dem Nichts formten, sie angriffen und wegschleppten. Dieser Mann hatte ihr vom Feenreich aus eine Art Seil zugeworfen und sie im letzten Moment vor den Kiefern eines krakenartigen Wesens gerettet. Erst als sie sah, dass nur er allein in ihrem Lager aufgetaucht war, wurde sie misstrauisch, und in diesem Moment hatte er ihr ein Stück Pergament in die Hand gedrückt und ihr gesagt, dass sie es ihren Vorgesetzten bringen und ihnen mitteilen solle, Freunde hätten es geschickt. Dann verschwand er mit all seiner Ausrüstung und sogar dem einzigen Kanister mit Trinkwasser. Sie war ungezählte Tage lang hungernd durch die Wildnis geirrt, bis sie auf eine freundliche Fee getroffen war, die sie zurückbrachte. Der Code auf dem Pergament stellte sich als Schlüssel zu den Blaupausen heraus, aber es sollte noch acht Monate dauern, bis jemand das herausfand.
    Die Blaupausen sorgten erneut für Hysterie. Sie umfassten normale Pläne für Schaltkreise, Prozessoren und Robotik, die allein schon das Normale weit überstiegen; doch für diese Bauteile wurden auch ätherische Artefakte und Substanzen benötigt, die es in Otopia nicht gab. Natürlich kam es zu den üblichen Diskussionen darüber, ob man es tun könnte, tun sollte und was sich daraus ergeben mochte, aber schlussendlich besorgte man sich die benötigten Materialien, suchte oder stahl sie, baute sie ab, lieh sie sich oder kaufte sie schlicht, und man stellte einige der Dinge her. Und nichts passierte.
    Das ging so weiter, bis eines Tages ein Techniker zufällig (oder nicht ganz so zufällig, wie eine Fußnote anmerkte, die auf eine langatmige Abhandlung über den Zufall verwies: Würfelt Gott, oder ist der Vorsatz entscheidend?) mit einem dieser mysteriösen Dinge herumspielte. Er hatte an diesem Tag bei einem Unfall mit der Garagentür einen Schlag auf den Kopf bekommen und sich einen Schnitt am Finger zugezogen. Als er das Ding nun aufnahm, um es an eine gewöhnliche CPU anzuschließen – was der einzige Zweck war, den sie bisher entdeckt hatten, und was in etwa so war, als schlösse man die gesammelte Rechenleistung der Westlichen Küste an eine CPU an –, reagierte das Gerät seiner Aussage nach auf das Blut an seiner Hand. In diesem Augenblick erkannte er, dass die Blaupausen Cyborg-Bauteile darstellten. In seinem schriftlichen Bericht ergänzte er später: »Seit der Fertigung der Bauteile habe ich stetig eine Anwesenheit im Raum gespürt, als blicke mir etwas über die Schulter. Als ich das Ding dann angefasst habe, hat es meine Hand heruntergedrückt, und für einen Moment sah ich … ich weiß auch nicht … eine Art komisches Gesicht im Glas [des Schutzglases, das die Arbeitsfläche umgibt].«
    Man hatte aufgrund der wenig vertrauenswürdigen Natur der Maschinen auch alle weiteren Analysen nur mit normalen, von Menschen geschaffenen Computern durchgeführt, bis ein Agent, der verdeckt in Dämonia gearbeitet hatte, mit einem Arm weniger zu Hause abgegeben wurde. Man bot ihm eine hohe Entschädigung und Frührente bei

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