Lila Black 03 - Elfentod
die regungslose Gestalt an. Sie fühlte sich wie eine Flamme, die darauf wartete aufzulodern, und sie wollte brennen, bis der ganze Tag zu Asche würde.
Zal stöhnte, ein Laut uneingeschränkter Genugtuung, und sie flammte auf.
Später, als wieder Ruhe eingekehrt war, fragte sie: »Was ist heute passiert?«
»Fehler«, sagte Zal.
Diese Antwort genügte ihr nicht, sie brauchte eine bessere. Also machte sie sich daran, Teazles Wunden zu versorgen.
Sie kehrten einer nach dem anderen nach Otopia zurück, Lila zuerst. Als sie durch das Portal kam, war es in Bay City Nacht, und Regen ließ die Straßen funkeln und dampfen. Soldaten mit scharfen Waffen brachten sie durch die Absperrung und ließen sie dann, nach diesem ganzen Trara, einfach so auf der Straße allein, warfen ihr aber dann und wann Blicke zu. Einer sagte etwas über ihre Augen, und der andere meinte: »Mann, ich kann solche Linsen nicht tragen. Verdammt eisig.«
Sie kaufte bei einer Straßenhändlerin eine Atemmaske und zog sie sich über das Gesicht. Das Mädchen behauptete, der Regen habe den Staub aus der Luft gewaschen, aber man konnte nicht vorsichtig genug sein. Sie kaufte ein Motorrad, so groß und schwarz und böse wie das erste, das sie besessen hatte. Doch es war unter der schicken Fassade leider ganz normal – nicht so wie das Motorrad, das der Geheimdienst ihr gegeben hatte und das so clever gewesen war, dass es sich beinahe wie ein Teil von ihr angefühlt hatte. Bei diesem hier musste sie den Motor selbst starten. Der Verkäufer runzelte verwundert das Gesicht, weil die Federung bei einer so kleinen Frau so weit nachgab.
»Ich lasse das mal prüfen«, sagte er.
»Nee.« Sie versuchte gar nicht erst zu handeln und fuhr trotz lauter Proteste ohne Helm los, sobald der Verkäufer den Tank gefüllt hatte. Die Maschine war so groß, dass ihre Zehenspitzen gerade noch den Boden berührten.
Sie nahm den langen Weg zum Gebäude des Geheimdienstes, über Frisco – ein Umweg von mehreren hundert Kilometern – und als sie ankam, wusste sie, dass Malachi ihr nicht alles über die Motten erzählt hatte, denn nichts war so, wie sie es in Erinnerung hatte. Es war ruhig. Die Straßen gehörten allein dem Regen, und in den Häusern waren alle Vorhänge zugezogen. Auf dem Land bewegten sich seltsame Gestalten. Riesige, ungelenke Kreaturen flogen einzeln und paarweise über sie hinweg. Etwas folgte ihr, aber sie hängte es mit brüllendem Motor ab. Auf einem entlegenen Weg zwischen zwei Farmen hielt sie an und lauschte in die Stille. Der Regen hinterließ schlammige Spuren aus grauem Staub auf ihrem Tank. Als sie ihr Ziel erreichte, war sie bereit.
In der Zentrale war beinahe jeder, den sie kannte, nach Hause gegangen. Dr. Williams schlief auf der Ausziehcouch in ihrem Büro. Lila musterte die alte Frau, deren Hände wie die einer Nonne unter dem Kinn gefaltet waren, und schlich dann wieder aus dem Raum. Sie durchquerte das Großraumbüro der Verwaltung und ging in den kleinen und klitschnassen Garten, in dem Solarlichter den Weg zu Malachis Jurte wiesen.
Sie duckte sich unter der Türklappe hindurch und richtete sich auf, wobei die Anhänger gegen ihr Schlüsselbein stießen. Der schwarze Feenmann erhob sich, als er sie bemerkte, und rieb sich den Hals.
»Es gibt tausend Dinge«, sagte er als Antwort auf ihre fragend erhobenen Brauen. »Wo soll ich anfangen? Gestadenläufer, Motten, Zal oder Paxendale?«
»Paxendale?« Er bedeutete ihr, sich zu setzen, und sie ließ sich auf den Haufen aus Tierhäuten sinken, auf denen er bei Tage schlief. Es war ein niedriges Lager, aber das machte ihr nichts aus. Er ging um seinen Schreibtisch herum und ignorierte den verzierten Stuhl, setzte sich stattdessen lieber an den Stützpfeiler in der Mitte, auf einige Kissen gelehnt.
»Ein menschlicher Wissenschaftler. Im Moment ist er sicher verwahrt im Schlummerland, aber morgen wird er aufwachen und mit seinen Behauptungen über die Bombe zurückkehren. Einen Drink?«
»Ja.«
Er trat zu einem kleinen Kühlschrank, holte zwei Flaschen Feen-Lite hervor, öffnete beide, gab ihr eine und kehrte zu seinem Sitzplatz zurück. Die Flasche zitterte in ihrer Hand, während der Zauber den Inhalt anpasste, und als sie trank, erlebte sie den leichten erfrischenden Geschmack von Kräutern und Alkohol. Genau das, was sie gewollt hätte, wenn sie gewusst hätte, dass es so ein Getränk gab. Das Logo auf dem Label der Flasche, eine hübsche, grüne kindliche Fee, lächelte und
Weitere Kostenlose Bücher