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Liliane Susewind – Delphine in Seenot (German Edition)

Liliane Susewind – Delphine in Seenot (German Edition)

Titel: Liliane Susewind – Delphine in Seenot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Stewner
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Hannelore gerade am Steg festmachte, hörten sie entfernte Motorengeräusche. Ein Motorboot fuhr auf dem Meer herum! Es jagte mit hoher Geschwindigkeit über das Wasser, und selbst über die Entfernung hinweg brummte Lilli das Geräusch unangenehm in den Ohren. Sie runzelte die Stirn. Wo waren die Delphine? Waren sie noch in der Nähe? Lilli konzentrierte sich und schloss die Augen, doch sie hörte nur das Motorendröhnen und keine Delphinstimmen. Dann entfernte sich das Gefährt und es herrschte wieder Stille.
    Lilli und Jesahja kletterten aus dem Boot und gingen langsam über den Steg und die Rampe hinauf zur Terrasse. Dort wurden sie von Bonsai und Frau von Schmidt begrüßt, die sie offenbar schon vermisst hatten.
    »Lilli! Mensch, Lilli!«, kläffte Bonsai und sprang aufgeregt an seinem Frauchen hoch.
    »Haben Sie sich bei Ihrem feuchten Ausflug amüsiert?«, fragte Frau von Schmidt mit Blick auf die nassen Haare und Anziehsachen der Kinder. Ihr säuerlicher Gesichtsausdruck verriet Lilli, dass irgendetwas nicht nach ihrem Sinne war.
    »Ja, wir haben –«, begann Lilli, doch Frau von Schmidt fuhr ihr sogleich dazwischen: »Könnten Sie mir dann vielleicht erklären, wieso Sie das Wasserwiesenungetüm zurückgeholt haben? Ich dachte, Sie hätten es auf meinen Wunsch hin entfernen lassen!«
    »Nein, ich … das hat mit der Flut zu tun«, versuchte Lilli zu erklären, doch die Katze hörte nicht zu.
    »Ich möchte Sie noch einmal in aller Dringlichkeit um sofortige Beseitigung dieses Ärgernisses bitten. Wasser ist einfach völlig stillos.« Mit diesen Worten drehte sich die kleine Tigerin um und stolzierte davon.
    Bonsai sah ihr zaghaft schwanzwedelnd nach. »Schmidti?«
    »Sie ist sauer.« Lilli zuckte mit den Schultern und erklärte Bonsai und Jesahja, was der Katze so sehr gegen den Strich ging. Bonsai riet Lilli daraufhin, die Nordsee wieder »wegzuschaffen«, damit Frau von Schmidt besänftigt war. Lilli seufzte lediglich.
    Jesahja fuhr sich durch das schwarze, klatschnasse Haar. »Wie wär’s, wenn wir uns auf die Wiese neben der Terrasse legen und unsere Haare in der Sonne trocknen lassen?«, fragte er, und Lilli stimmte zu. Nach einer kleinen Pause schob Jesahja nach: »Sollen wir uns dafür was zum Lesen holen?«
    Lilli grinste. Jesahja war ein richtiger Bücherwurm. »Okay!« Sie liefen in ihre Zimmer und zogen sich trockene Sachen an. Bewaffnet mit zwei Büchern, machten sie es sich kurz darauf auf dem Rasen neben der Terrasse bequem. Bonsai gesellte sich zu ihnen. Er rollte sich auf den Rücken, streckte alle viere von sich und schlief beinahe augenblicklich ein. Jesahja las ein Sachbuch mit dem Titel »Die Nordsee in Wort und Bild«, und Lilli musste noch eine Geschichte für den Deutschunterricht lesen. Überraschenderweise war diese Geschichte sehr lustig, sodass Lilli beinahe ununterbrochen vor sich hin schmunzelte. Als sie an einer besonders witzigen Stelle angekommen war, kicherte sie leise in sich hinein.
    Plötzlich rief Jesahja: »Oh, Mist!«, und Lilli zuckte erschrocken zusammen. Jesahja sog laut die Luft durch die Zähne und machte ein Gesicht, als hätte sie auf einer weißen Tischdecke rote Soße verschüttet. Was war nur los? Da sah Lilli es auch: Um sie herum stand das Gras mindestens dreißig Zentimeter hoch! Als sie sich hingesetzt hatten, war es raspelkurz gewesen! Durch ihr Schmunzeln und Kichern musste es so schnell gewachsen sein.
    »Ach du meine Güte!«, stieß Lilli hervor.
    In diesem Augenblick drang das leise Quietschen der Rollstuhlräder aus dem Wohnzimmer. Lillis Herz setzte einen Schlag lang aus. »Feline kommt!«
    Bonsai schreckte aus dem Schlaf. »Alarm?«, wuffte er.
    »Verdammt«, ächzte Jesahja.
    Wenn Feline ausgerechnet jetzt auf die Terrasse rollte, würde der Anblick, der sich ihr bot, mehr als verräterisch sein. Um Lilli herum stand das Gras so hoch, dass sie beinahe darin verschwand.
    Jesahja sprang auf. »Sag Bonsai, dass er Feline ablenken soll!«, raunte er und lief davon.
    Lilli hatte keine Ahnung, was er vorhatte, doch sie wusste aus Erfahrung, dass Jesahjas Ideen die besten waren. »Bonsai, lauf zu Feline!«, flüsterte sie ihrem Hund zu. »Halte sie davon ab, herzukommen!«
    Bonsai setzte sich sofort in Bewegung und trippelte über die Terrasse ins Wohnzimmer. Lilli hörte ihn bellen: »Hallo! Mädchen im Rädersessel! Hallo! Beachte mich! Beachte mich!« Lilli hatte keine Ahnung, was sich zwischen Feline und Bonsai abspielte, aber anscheinend war

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