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Liliane Susewind – Delphine in Seenot (German Edition)

Liliane Susewind – Delphine in Seenot (German Edition)

Titel: Liliane Susewind – Delphine in Seenot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Stewner
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Rauschen? Das ist die Nordsee.«
    »Ich muss Pipi.« Bonsai tippelte zu einem Baum und schnüffelte. »Erst mal das Revier markieren«, murmelte er geschäftig und machte sich daran, seinen besonderen Trick auszuführen: Er stellte sich mit Schwung auf die Vorderpfoten, machte sozusagen einen Handstand, und pinkelte. Damit erreichte er, dass andere Hunde, die später seine Reviermarkierung entdeckten, glaubten, er sei um einiges größer, als er tatsächlich war.
    Lilli rief ihm zu: »Vorsicht, Bonsai, du kippst nach vorn über!« Aber da war es schon geschehen, wie so oft, wenn Bonsai seinen Trick vollführte. Lilli gluckste in sich hinein, doch als ihre Mutter ihr einen strengen Blick zuwarf, wurde sie schlagartig wieder ernst.
    Da öffnete sich die himmelblau gestrichene Eingangstür von Haus Ferienglück und eine Frau in ausgefallener Aufmachung trat heraus. Sie trug ein knatschgrünes, wehendes Gewand, das bis zu ihren Knöcheln reichte und bei jedem Schritt um ihre Beine wogte. Ihr langes blondes Haar hatte sie zu zwei Zöpfen geflochten, und in jedem Zopf steckten bunte Bänder, die wie Fähnchen hinter ihr herflatterten. Die Frau war groß und schlank, und sie bewegte sich wie eine Königin. Hocherhobenen Hauptes und mit offenen Armen schritt sie auf Lilli, ihre Familie und Jesahja zu. »Da seid ihr ja, meine Lieben!«, rief sie in singendem Tonfall. »Ich bin Genoveva.« Kurzerhand schloss sie Lillis Oma, die sie als Erste erreichte, in die Arme. Lillis Oma ließ das mit überraschtem Gesichtsausdruck über sich ergehen. Dann umarmte Genoveva nacheinander Lillis Vater, Lilli, Jesahja und schließlich Lillis Mutter.
    Regina Susewind befreite sich so schnell sie konnte aus der Umklammerung und warf Genoveva einen warnenden Blick zu. Genoveva schien das jedoch wenig zu beeindrucken. »Ach, meine Liebe«, sagte sie und strich Lillis Mutter über das rote Haar, »nun gucken Sie doch nicht gleich so feindselig. Ich bin sehr nett!«
    Lillis Mutter starrte die Frau in Grün sprachlos an.
    Genoveva ging vor Bonsai in die Hocke. »Hallo Hündchen!«, rief sie und zog ihn ebenfalls in ihre Arme. Bonsai blickte verdattert zu Lilli auf, aber sie reagierte nicht darauf, denn nach dem Gespräch mit ihrer Mutter musste sie sich ihrem Hund gegenüber unauffällig verhalten.
    Da wehte ein Windstoß dem Hund die bunten Bänder aus Genovevas Zöpfen in das kleine Gesicht. Lilli ahnte, dass Bonsai sich nun wehren würde, und so war es auch. »Angriff! Überfall! Alarm!«, bellte er, befreite sich aus Genovevas Griff und schoss davon. In sicherem Abstand blieb er stehen. »Lilli, die Frau hat mich gequetscht!«, beschwerte er sich gellend.
    »Was für ein süßer kleiner Schnuckel.« Genoveva beobachtete verzückt den lauthals kläffenden Bonsai. »Was ist das für eine Rasse?«
    »Er ist ein Winzling«, erwiderte Lillis Vater, der diese Frage immer so beantwortete.
    »Reinrassig«, fügte Lillis Oma trocken hinzu.
    Genoveva klatschte in die Hände. »Ihr seid lustige Leute, da bin ich aber froh!« Sie warf schwungvoll ihre Zöpfe über die Schultern zurück. »Gehen wir doch rein.«

    Jesahja, Lilli und ihre Familie folgten ihr zögerlich.
    Bevor sie das Haus betraten, hörte Lilli noch, wie ihre Mutter ihrem Vater verärgert zuraunte: »Ferdinand, was hast du da nur für eine Pension ausgesucht?«
    »Das Haus ist doch toll«, erwiderte Lillis Vater gelassen. »Mal was anderes …«
    »Quatsch!«, widersprach Frau Susewind. »Diese Tussi da« – sie wies auf Genoveva – »kann nicht ganz dicht sein!«
    Lillis Vater lächelte unbeirrt. »Warte doch erst mal ab.«
    Haus Ferienglück war auch im Inneren überladen mit auffallend fröhlichem Krimskrams. Über der Tür hingen Glöckchen, die zu klingen begannen, sobald jemand eintrat. An den farbenfroh gestrichenen Wänden prangten gerahmte Ölbilder, auf denen ausschließlich Blumen zu sehen waren, und darüber hinaus standen in jedem Winkel des Hauses Topfpflanzen. Sie waren einfach überall – auf Schränken, unter Bänken, im Schirmständer.
    Zwischen Lillis Augenbrauen bildete sich eine steile Falte. So viele Blumen! Das war ganz und gar nicht gut. Wie sollte sie ihr Pflanzengeheimnis in einer solchen Umgebung bewahren? Ihre Mutter schien das Gleiche zu denken. Ihre Miene spiegelte deutlich ihre Beunruhigung wider. Auch Lillis Vater und ihre Oma blickten sich mit sorgenvollen Gesichtern um. Wahrscheinlich hatte Lillis Mutter sie vor der Abfahrt gebeten, ihr zu helfen, Lillis

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