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Liliane Susewind – Delphine in Seenot (German Edition)

Liliane Susewind – Delphine in Seenot (German Edition)

Titel: Liliane Susewind – Delphine in Seenot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Stewner
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schaudernd, was die Katze ihr brachte: eine tote Maus.
    Leichtfüßig schlich Frau von Schmidt zu ihnen herüber und legte Lilli den kleinen toten Körper vor die Füße. »Ich habe ein Geschenk für Sie, Madame von Susewind. Diesen äußerst delikaten Leckerbissen habe ich frisch für Sie erlegt.« Stolz betrachtete die Katze das tote Tierchen. »Ich bedanke mich damit schon einmal im Voraus dafür, dass Sie sich um die Entfernung der Nordsee-Wasserwiese kümmern.«
    »Ich, äh …« Lilli wusste kaum, was sie sagen sollte. Es half auch nicht, dass Jesahja neben ihr in lautes Gelächter ausbrach und rief: »Will sie sich mit der Maus bei dir einschleimen? Ha! Astreiner Bestechungsversuch, Schmidti!«
    Zum Glück verstand Frau von Schmidt ihn nicht. Mit selbstzufriedenem Gesichtsausdruck leckte die Katze sich das Mäulchen. Sie hielt ihr Geschenk offenbar für sehr großzügig und geschmackvoll.
    »Also, ich …«, stammelte Lilli. »Das ist … sehr … nett.«
    »Eine Maus im besten Alter. Ausgesprochen zart«, sinnierte die Katze.
    Lilli wurde flau im Magen. »Äh, ich werde sie mir für später aufheben. Wegen der Nordsee kann ich aber leider nichts machen. Ich glaube, damit müssen Sie sich abfinden.«
    Frau von Schmidt bedachte Lilli mit einem eingeschnappten Blick und wandte sich ab. »Herr von Bonsai, folgen Sie mir. Wir erkunden das Revier auf eigene Faust.«
    Die Katze entfernte sich hocherhobenen Hauptes, und Bonsai trabte ihr fröhlich nach. Obwohl er kein Katzisch verstand, erkannte er inzwischen an den Gesten der kleinen Tigerin, wann sie ihn zu einem Ausflug aufforderte.
    »Ich glaube, sie ist beleidigt«, stellte Lilli fest. Sobald die beiden Tiere außer Sichtweite waren, hob sie die tote Maus mit spitzen Fingern am Schwanz hoch.
    »Guten Appetit«, wünschte Jesahja und lachte.
    Lilli knuffte ihn zwischen die Rippen. »Sehr witzig.« Sie sah das tote Tierchen an. »Tut mir leid, Maus.«
    »Was machen wir jetzt mit ihr?«, fragte Jesahja.
    »Wir beerdigen sie.«
    Lilli und Jesahja durchstöberten Genovevas Garage und fanden dort eine Handschaufel. Andächtig begruben sie die Maus kurz darauf unter einem der Kirschbäume. Anschließend streunten sie um Haus Ferienglück herum. Dabei kamen sie schließlich zur Nordseite des Hauses, und mit einem Mal prangte die Nordsee wieder vor ihnen. Sie standen vor einer riesigen Terrasse, die an das Wohnzimmer der Pension grenzte. Lilli hatte solch herrschaftliche Terrassen schon häufiger auf Postkarten gesehen. Was sie allerdings überraschte, war der Rollstuhl, der darauf stand. Und in dem Rollstuhl saß ein blondes Mädchen. »Das muss Feline sein«, wisperte Jesahja. »Sollen wir zu ihr gehen?«

    »Ja, warum nicht?«, erwiderte Lilli, obwohl sie nicht viel Erfahrung damit hatte, jemanden einfach so anzusprechen. Jesahja konnte das viel besser als sie. Deswegen ließ Lilli ihn vorangehen und folgte ihm mit etwas Abstand.
    Langsam näherten Jesahja und Lilli sich der Gestalt auf der Terrasse. Es war Abend, und der Rollstuhl wirkte im Licht der tief stehenden Sonne wie ein riesiges metallenes Ungetüm mit Rädern. Das Mädchen, das darin saß, war zierlich und schien zwischen den großen Armlehnen regelrecht zu versinken.
    Lilli stellte fest, dass sie nervös war. Zusätzlich zu ihrer Schüchternheit verunsicherte sie der Rollstuhl. Würde man ganz normal mit dem Mädchen reden können?
    Feline blickte aufs Meer und hatte die beiden noch nicht bemerkt. Sie hatte glattes Haar, das ihr weit über die Schultern fiel, und sie schien völlig in Gedanken versunken zu sein.
    »Hallo Feline«, grüßte Jesahja freundlich.
    Das Mädchen drehte den Kopf, und Lilli war sofort wie gebannt. Feline hatte wunderschöne grüne Augen. Ihre Haut war blass, wie die einer Porzellanpuppe, und die schmale Nase und die feinen Brauen unterstrichen den puppenhaften Ausdruck. Neidlos stellte Lilli fest, dass Feline sehr schön war.
    Feline musterte Jesahja und Lilli ihrerseits. Lilli empfand das als unangenehm, denn sie hielt sich selbst für alles andere als hübsch. Sie hatte ein breites Gesicht mit weit auseinanderstehenden Augen, und ihre wilde rote Löwenmähne stand in alle Himmelsrichtungen vom Kopf ab.
    Jesahja hingegen war ein äußerst gut aussehender Junge. Er hatte dichtes, lockiges, schwarzes Haar und schöne braune Augen. In der Schule schwärmten unzählige Mädchen für ihn.
    »Hallo«, sagte Feline leise.
    Ohne lange nachzudenken, platzte Lilli heraus: »Du hast

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