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Liliane Susewind – Ein kleines Reh allein im Schnee (German Edition)

Liliane Susewind – Ein kleines Reh allein im Schnee (German Edition)

Titel: Liliane Susewind – Ein kleines Reh allein im Schnee (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Stewner
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einem Fernsehscherz zu tun hatten.
    Lillis Vater nutzte den Moment. »Kennt jemand von Ihnen vielleicht den Besitzer des Kräuterladens?«, fragte er. »Oder gibt es hier im Dorf einen Arzt?«
    »Unser Arzt ist über die Feiertage weggefahren«, antwortete ein Dorfbewohner. »Aber –«
    Die alte Frau klopfte mit ihrem Stock auf den Boden. »Ich.« Sie kicherte. » Ich bin die Besitzerin des Kräuterladens.«
    »Oh!« Lillis Vater lachte erleichtert. »Womöglich können Sie uns helfen …«
    »Das kann ich bestimmt.« Die Frau beugte sich in den Schlitten und legte Jesahja die Hand auf die Stirn. »Oje … sein Kopf verbrennt regelrecht.« Sie befühlte mit geübten Handgriffen seinen Hals. »Ich würde ihm Belladonna verabreichen«, erklärte sie. »Das wird das Fieber senken.«
    Lillis Vater nickte heftig. »Haben Sie das denn da?«
    »Selbstverständlich!«, antwortete die alte Frau und warf Lilli einen beruhigenden Blick zu, der zu besagen schien, dass alles gut werden würde.
    Lilli atmete auf.
    »Kommen Sie mit zum Laden, dann können wir dem Jungen helfen«, sagte die Frau. »Dort habe ich auch etwas für das Reh.«
    Lillis Vater stieß einen tiefen Seufzer der Erleichterung aus, und Lilli fiel ihm vor Freude um den Hals.

Im Kräuterladen
    Lillis Vater half der alten Frau, die sich ihnen als Wilhelmine vorstellte, auf den Kutschbock. Der kleine blonde Junge, der Moritz hieß und ihr Urenkel war, quetschte sich neben sie und starrte Lillis Vater mit glänzenden Augen an. Offenbar glaubte er noch immer, dass er den Weihnachtsmann vor sich hatte.
    Herr Susewind grinste verlegen und schnalzte mit der Zunge. Die sechs stolzen Hirsche setzten sich augenblicklich in Bewegung.
    »Hui!«, rief Moritz begeistert. »Fliegen wir jetzt los?«
    »Der Schlitten fliegt nicht!«, erklärte Wilhelmine schmunzelnd. Aber Moritz sah trotzdem aus, als erwarte er, dass sie jeden Moment abheben und zum Nordpol oder zu den Sternen fliegen würden.
    Während der Schlitten nun die Straße entlangglitt, blickten die Dorfbewohner ihnen mit großen Augen nach. Es war bestimmt noch nicht allzu oft passiert, dass am Heiligabend ein Hirschschlitten durch das Dorf fuhr …
    »Der Kräuterladen ist gleich da vorn«, erklärte Wilhelmine, und in der Tat fanden sie sich schon kurz darauf vor einem kleinen, vollgestopften Laden wieder, aus dem es wohlig nach Kräutern und Tee duftete.
    »Bringen Sie den Jungen und das Reh zu mir herein«, sagte Wilhelmine zu Lillis Vater, während sie auf ihren Stock gestützt den Laden betrat. »Moritz hilft Ihnen«, fügte sie hinzu und winkte Lilli zu sich.
    Lilli folgte ihr in den Kräuterladen und fühlte sich gleich wie zu Hause. Alles war ein bisschen unordentlich und vollgequetscht, aber es roch einfach wunderbar.
    »Ich habe hier alle Kräuter, die du dir nur vorstellen kannst.« Wilhelmine wies auf die vielen Regale, auf denen sich unzählige Kistchen, Dosen und Fläschchen drängten. Dann ließ sie sich auf einem knarrenden Stuhl nieder. »Liliane …«, sagte sie langsam und nachdenklich, als verberge sich hinter dem Namen etwas Besonderes für sie. »Da stehst du nun in meinem Laden …« Sie lachte leise in sich hinein und schien sich über irgendetwas zu freuen. Dann richtete sie ihre alten, faltigen Augen auf Lilli und fragte: »Zu Kräutern hast du ein ganz besonderes Verhältnis, oder?«
    »Ähm … ja«, stimmte Lilli zu. »Mein Vater ist von Beruf Heilpraktiker.«
    »Ist er das?« Wilhelmine lächelte. »Das ist schön. Aber das meine ich nicht.«
    Lilli wusste nicht, auf was die alte Frau hinauswollte. »Ich … mag Kräuter«, versuchte sie erneut eine Antwort. Diese war allerdings sehr viel unsinniger als die erste.
    Wilhelmine nickte jedoch. »Das kann ich mir vorstellen. Schließlich besitzt du nicht nur die Gabe, mit Tieren zu sprechen, sondern du kannst auch Pflanzen beeinflussen, nicht wahr?« Sie schmunzelte zufrieden. »Das habe ich zumindest in der Zeitung gelesen.« Einladend wies sie nun auf den Stuhl neben sich.
    Lilli setzte sich und überlegte, was sie sagen sollte. »Das ist richtig«, brachte sie schließlich unsicher hervor.
    Vor dem Laden hörte sie ihren Vater und Moritz darüber diskutieren, ob der Weihnachtsmann unter bestimmten Umständen leugnen würde, dass er der Weihnachtsmann war …
    Wilhelmine lächelte Lilli aufmunternd an. »Welche Wirkung hast du genau auf Pflanzen, Liliane?«
    »Ich …«, begann Lilli, aber sie sprach nicht weiter. Weswegen wollte

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