Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liliane Susewind – Ein kleines Reh allein im Schnee (German Edition)

Liliane Susewind – Ein kleines Reh allein im Schnee (German Edition)

Titel: Liliane Susewind – Ein kleines Reh allein im Schnee (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Stewner
Vom Netzwerk:
starrten den Hirschschlitten, Lilli und ihren Vater mit offenen Mündern an. Lilli konnte sich vorstellen, dass der Anblick, den sie boten, alles andere als gewöhnlich war …
    Herr Susewind brachte den Schlitten mitten auf der Straße zum Stehen. »Ähm … guten Tag!«, rief er den Dorfbewohnern zu.
    Niemand antwortete.
    »Sie starren uns alle an, als wären wir Außerirdische!«, wisperte Lilli aufgeregt.
    Immer mehr Einwohner traten nun vor ihre Türen, kamen langsam näher und bestaunten den Hirschschlitten.
    Hinter einem großen Mann standen zwei Kinder, denen vor Verblüffung beinahe die Augen aus dem Kopf fielen. »Papi …«, rief eines der beiden. »Das ist ein Wunder! Ein Weihnachtswunder!«
    »Wunder gibt es gar nicht!«, konterte das andere Kind, schien sich dessen aber gar nicht so sicher zu sein.
    »Der Weihnachtsmann ist da!«, krähte ein kleiner Junge mit blondem Haar, der gerade aus einem Haus gelaufen kam. »Das ist der Weihnachtsmann! Hat er Geschenke dabei?«
    Eine alte Frau mit Stock folgte dem blonden Jungen. Als sie den Schlitten sah, kniff sie überrascht die Augen zusammen. Dann lächelte sie. »So einen Schlitten habe ich zum letzten Mal vor siebzig Jahren gesehen«, sagte sie versonnen. »Aber damals wurde er von Pferden gezogen, nicht von Hirschen!« Sie lachte und fasste sich an die Stirn. »Hirsche! Ich glaube, ich werde wohl langsam ein bisschen tatterig im Kopf …«
    »Nein, Oma!«, rief der blonde Junge. »Ich sehe die Hirsche auch! Die sind echt! Und der Weihnachtsmann auch!«
    »Aber …«, rief eine andere Frau mit starkem österreichischem Akzent. »Wenn das der Weihnachtsmann wäre, müsste er doch einen weißen Bart haben!«
    »Genau«, stimmte eine Frau neben ihr zu. »Also, ich hab ihn mir irgendwie anders vorgestellt …«
    »Und wer ist das da neben ihm?«, fragte jemand und deutete auf Lilli.
    »Vielleicht das Christkind …«
    Einer der Männer verschränkte abwehrend die Arme. »Das Christkind hat rote Haare?«
    »Warum denn nicht?«, fragte eine Frau neben ihm schnippisch. Sie hatte selbst rotes Haar.
    Die alte Frau mit dem Stock kam nun ganz nahe an den Schlitten heran. Sie schien unglaublich alt zu sein, denn ihr Gesicht war voller tiefer Falten, und ihr weißes Haar war zu einer Frisur hochgesteckt, die wohl vor hundert Jahren modern gewesen war. »Sind Sie wirklich echt?«, fragte die Frau Lillis Vater und stieß ihm mit dem Stock gegen das Knie.
    »Au!«, rief Herr Susewind.
    »Er ist echt!«, verkündete die alte Frau. »Aber dass Sie keinen weißen Bart haben, ist wirklich eine Enttäuschung«, fügte sie an Lillis Vater gewandt hinzu.
    »Ich bin nicht der Weihnachtsmann!«, protestierte er und hob die Hände. »Ich bin ein ganz normaler Mensch. Mein Name ist Susewind.«
    »Susewind?«, wiederholte die alte Frau und runzelte die Stirn. »Den Namen hab ich irgendwo schon mal gehört …« Plötzlich leuchtete etwas in ihren Augen auf, und ihr Blick richtete sich auf Lilli. Da wusste Lilli, dass die Frau sie erkannt hatte.
    »Jetzt weiß ich’s!«, quiekte nun eines der Kinder. »Das ist das magische Mädchen aus dem Fernsehen!« Es wies mit dem Finger auf Lilli. »Das Mädchen, das mit Tieren sprechen kann!«
    Die Dorfbewohner verstummten und blickten Lilli fragend an.
    »Das … stimmt«, gab Lilli leise zu. »Ich bin Liliane Susewind.«
    Ein Raunen ging durch die Reihen der Leute. Inzwischen standen mindestens zwanzig oder dreißig Dorfbewohner um den Schlitten herum, und alle gafften Lilli an, als sei sie das achte Weltwunder. Einige schauten sich außerdem um und suchten ganz offensichtlich nach Kameras.
    Eines der Kinder hob nun wie in der Schule die Hand.
    »Äh, ja?«, fragte Lilli.
    »Fährst du immer in einem Hirschschlitten herum?«, wollte es wissen. »Das fänd ich cool.«
    Der blonde Junge setzte nach: »Kann der Schlitten fliegen?«
    »Nein, ich fahre nicht immer in so einem Schlitten! Und er kann auch nicht fliegen!« Lilli lachte schüchtern. »Die Hirsche waren nur so nett, uns von unserer Berghütte herunter ins Tal zu bringen. Wir mussten nämlich ganz dringend ins Dorf kommen, weil mein bester Freund Jesahja schlimmes Fieber hat. Außerdem hat dieses Reh sich das Bein gebrochen und eine Entzündung bekommen. Beide brauchen dringend Hilfe!« Lilli deutete hinter sich in den Schlitten.
    Die Leute bemerkten erst jetzt, was sich dort befand, und schienen nun langsam zu begreifen, dass sie es weder mit einem Weihnachtswunder noch mit

Weitere Kostenlose Bücher