Liliane Susewind – Mit Elefanten spricht man nicht! (German Edition)
daran fest. Dann drehte der Bär um und schwamm mit Lilli auf dem Rücken wieder zurück. Er reckte sich vor dem niedrigsten Felsen seines Geheges aus dem Wasser, und Lilli klammerte sich an dem Vorsprung fest. Es gelang ihr jedoch nicht, sich allein hochzuziehen. Der Bär schob daraufhin seinen großen Kopf unter Lillis baumelnde Beine, streckte sich noch einmal aus dem Wasser und beförderte Lilli so hinauf.
An der Mauer verfolgten Herr Gümnich und die Schüler diese Rettungsaktion mit fassungslosem Staunen. Niemand konnte glauben, was er sah. Der Einzige, der noch etwas Geistesgegenwart besaß, war Jesahja. Er hatte inzwischen eine Hängeleiter gefunden, die er Lilli nun von der Mauer aus zuwarf. Lilli nahm pudelnass und völlig erschöpft ihre letzten Kräfte zusammen und kletterte an der Leiter hoch.
»Hast du irgendwas damit zu tun?«, wandte sich Herr Gümnich in strengem Ton an Trixi.
Noch bevor Trixi antworten konnte, war plötzlich ein seltsames Geräusch zu hören. Es klang wie ein dumpfes Stampfen, ein regelrecht erderschütterndes Donnern, das sich schnell näherte. Lilli bemerkte zuerst, aus welcher Richtung das Geräusch kam. Sie sah zum Elefantenhaus. Die Tür des Gebäudes war aus den Angeln gebrochen worden, zertreten von einer hochbesorgten Elefantenkuh, die einen Schrei um Hilfe gehört hatte.
Als die Schüler die Elefantin mit großen Schritten auf sich zuhetzen sahen, sank den meisten das Herz in die Hose. Einige fingen an zu rempeln und wollten weglaufen, andere waren vor Furcht wie gelähmt. Dann geschah jedoch etwas, was niemand für möglich gehalten hätte: Liliane Susewind lief dem heranstürmenden Elefanten entgegen, hielt eine Hand in die Höhe und rief: »Halt, Marta, halt!« Und unfassbarerweise blieb der Elefant tatsächlich stehen. Er trötete laut, und Lilli rief ihm zu: »Es geht mir gut! Der Eisbär hat mir geholfen. Es ist alles in Ordnung.« Der Elefant fuhr vorsichtig mit dem Rüssel durch Lillis zerzaustes, nasses Haar. Für einen Augenblick lehnte Lilli dankbar ihre Stirn gegen den Rüssel.
Sowohl die Schüler als auch der Lehrer waren dermaßen erschrocken und verwirrt, dass niemand etwas tat oder sagte. Dann bemerkten sie eine große Frau mittleren Alters, die mit festem Schritt auf sie zumarschierte. Sie wurde von zwei Männern begleitet, die offenbar Tierpfleger waren.
»Liliane!«, rief die Frau. »Was hat das alles zu bedeuten?« Sie stemmte die Hände in die Hüften und zog streng eine Augenbraue hoch.
»Oh«, erwiderte Lilli kleinlaut. »Das ganze Durcheinander tut mir leid. Ich bin … ins Wasserbecken des Eisbären gefallen, und ich kann nicht schwimmen. Da habe ich um Hilfe gerufen.«
»Und im ganzen Zoo gibt es nicht ein einziges Tier, das dich nicht gehört hätte. Sämtliche Tiere führen sich auf wie wild. Hörst du das?«
»Ja.« Lilli schaute schuldbewusst nach allen Seiten und lauschte den Tierrufen. »Ich könnte …«
»Aber bitte gleich. Das muss sofort aufhören!«
Lilli holte tief Luft. »Es geht mir gut!«, schrie sie so laut sie konnte. »Kein Grund mehr zur Sorge! Ihr könnt jetzt aufhören.«
Schlagartig verstummte der Lärm, und es wurde totenstill im Zoo.
»Gut«, sagte die Frau, ohne auch nur im Geringsten überrascht auszusehen. »Aber wie kommt die Elefantin hierher?«
»Äh, sie hat sich wohl … freigemacht …«
»Das scheint mir auch so.« Die Frau betrachtete die eingetretene Tür des Elefantenhauses und warf Lilli einen tadelnden Blick zu. Diese ließ beschämt den Kopf sinken.
»Wie wäre es, wenn du Marta sagst, dass sie wieder in ihr Haus gehen soll?«
Lilli nickte und sprach mit Marta. Das Tier drehte augenblicklich um und trottete in Richtung Elefantenhaus davon. Die beiden Tierpfleger begleiteten sie.
Da trat Jesahja vor. »Sind Sie die Zoodirektorin?«
»Das will ich meinen«, antwortete die Frau spitz und musterte argwöhnisch den Jungen, der einige Geldscheine und einen Scheck über 100 Euro aus der Tasche zog.
»Das hier ist für Sie«, sagte er und hielt ihr die Scheine hin.
»Was soll ich damit?«
»Damit können Sie Martas Baby zurückkaufen.«
»Wie bitte? Junger Mann, ich glaube kaum, dass das ausreicht. Weißt du, wie viel ein Elefant – selbst ein Jungtier – kostet?«
Jesahja schüttelte verunsichert den Kopf.
»Jedenfalls sehr viel mehr als das hier.«
»Sie müssen ja das Lama nicht kaufen, dann würde es doch –«
»Wer will denn ein Lama kaufen? Wer hat dir das erzählt?«
»Der
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