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Liliane Susewind – Schimpansen macht man nicht zum Affen (German Edition)

Liliane Susewind – Schimpansen macht man nicht zum Affen (German Edition)

Titel: Liliane Susewind – Schimpansen macht man nicht zum Affen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Stewner
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Hände vors Gesicht.
    Lilli starrte ihn betroffen an. Jesahja weinte! Unsicher legte sie ihm die Hand aufs Knie und ließ ihn weinen. So saßen sie eine Weile lang.
    Schließlich nahm Jesahja die Hände runter und wischte sich mit dem Ärmel übers Gesicht. Seine Augen waren von der Müdigkeit und vom Weinen so gerötet, dass er regelrecht krank aussah. Er schniefte und erklärte mit erstickter Stimme: »Vor ein paar Tagen, als wir bei der Villa von diesem Millionär waren …« Er verstummte. Dann holte er tief Luft und sprach weiter: »… da habe ich ein Auto vor dem Haus gesehen.«
    »Ein Auto?« Lilli konnte sich an kein Auto erinnern. »Was war denn damit?«
    »Es … also … es war der Wagen von Kornelius.«
    »Was?« Lilli versuchte, diese Information zu verarbeiten. »Heißt das, dass Kornelius diesen Obscura kennt?«
    »Also, es sieht so aus, als ob … er für ihn arbeitet.«
    Lilli konnte kaum glauben, was sie da hörte. »Dein Onkel … arbeitet für …«, stammelte sie. »Bist du sicher?«
    »Ich bin mir sicher.« Jesahja begann, nervös mit einem Blatt herumzuspielen. »Nachdem ich seinen Wagen dort gesehen hatte, habe ich ein paar Nachforschungen angestellt und ihn genau beobachtet. Er hat mehrere Male mit Obscura telefoniert und ist jeden Tag zum Flughafen und zur Villa gefahren.«
    »Zum Flughafen? Aber … was hat er denn da gemacht?«
    »Er trifft sich am Flughafen mit Tierschmugglern, die seltene Tiere aus dem Ausland ins Land schleusen.« Jesahja zerriss das Blatt in seiner Hand.
    In Lillis Kopf begann sich alles zu drehen. Sie hatte noch nie etwas von Tierschmugglern gehört.
    Jesahja sah ihr ratloses Gesicht und erklärte: »Diese Tierschmuggler fangen in Afrika, Südamerika oder Asien exotische Tiere und schmuggeln sie im Flugzeug über die Grenzen. Sie verstecken sie in ihrem Handgepäck oder in ihren Koffern. Meistens sind es Tiere, die vom Aussterben bedroht sind – seltene Papageien, Affenbabys, Schlangen, Spinnen, Leguane oder Schildkröten. Viele sterben beim Transport, weil sie sich stundenlang nicht rühren können und kaum Luft und kein Wasser bekommen …«
    Lilli schlang die Arme um ihre Beine. Ihr war auf einmal sehr kalt. »Und was passiert mit denen, die überlebt haben?«, fragte sie tonlos.
    »Kornelius nimmt sie den Schmugglern am Flughafen ab und bringt sie zu Obscura.«
    »Benutzt der sie dann … für Tierversuche?« Lilli brachte die Frage kaum über die Lippen.
    Jesahja antwortete: »Nein, ich glaube, es gibt gar kein Versuchslabor in dem Haus. Das war eine falsche Vermutung von mir. Soweit ich herausfinden konnte, hat Obscura die Tiere allein zum Spaß. Als Haustiere sozusagen.«
    Lilli atmete auf, aber da fügte Jesahja schon hinzu: »Das ist kaum besser, als Tierversuche zu machen! Obscura hält die Tiere unter übelsten Bedingungen – das hat Armstrong uns doch erzählt! Er hat von winzigen Käfigen gesprochen und davon, dass er und die anderen Tiere Angst hatten.«
    Lilli erinnerte sich an die Furcht in Armstrongs Augen. Sie fror entsetzlich.
    Jesahjas Augen verengten sich. »Obscura quält die Tiere, aber das scheint Kornelius egal zu sein – er wird schließlich gut für seine Arbeit bezahlt.«
    Lilli blickte ihn fragend an, und Jesahja schnaubte bitter. »Ich habe sie verhandeln gehört. Obscura zahlt Unsummen für jedes neue Glanzstück in seiner Sammlung.«
    »Sammlung?« Lilli biss sich auf die Lippe. »Magnus Obscura sammelt Tiere, so wie ich Porzellanfigürchen?«, stieß sie fassungslos hervor. Tiere waren schließlich lebendige Wesen mit Gefühlen und eigenen Persönlichkeiten! »Wie kann er das nur tun? Und wie kann Kornelius da mitmachen?«
    »Ich habe keine Ahnung.« Jesahja schnitt eine Grimasse. »Das hätte ich nie von ihm gedacht.«
    Lillis Gedanken überschlugen sich. Kornelius musste der Mann sein, der die Harpyie in der Kiste zum Haus des Millionärs gebracht hatte! Lilli erzählte Jesahja nun hastig, was sie in jener Nacht beobachtet hatte.
    »Ja, das muss Kornelius gewesen sein«, erwiderte Jesahja daraufhin ernst. »Wie hat der Wagen ausgesehen?«
    »Das weiß ich nicht mehr. Ich achte nicht so auf Autos.«
    Jesahja nickte nur.
    Dann fragte Lilli das, was ihr schon die ganze Zeit auf der Seele lag. »War es Kornelius, der Armstrong aus dem Zoo entführt hat?«
    Jesahja sah sie traurig an. »Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich glaube, ja. Nach dem, was du mir von Kornelius’ Besuch im Zoo erzählt hast, könnte er an diesem Tag deinen

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