Liliane Susewind – Schimpansen macht man nicht zum Affen (German Edition)
und sag, dass du einen Scherz gemacht hast! Jungs machen so was dauernd!«
Jesahja schüttelte mit Nachdruck den Kopf. »Nein. Was du gemacht hast, war grausam. Es wäre nicht richtig, wenn du ohne Strafe davonkommen würdest.«
Lilli hörte Jesahja zu und spürte ein warmes Gefühl der Bewunderung in sich aufsteigen. Sie wusste, wie schwer diese Worte für ihn sein mussten. Denn wenn Kornelius ins Gefängnis kam, war Jesahja allein. Dennoch tat er, was richtig war.
Bevor Kornelius weitersprechen konnte, hörten sie über sich schweres Fußgetrappel. Die Polizei war da.
Hause
Gleich darauf liefen mehrere Polizisten die Kellertreppe hinunter. Bevor sie unten waren, öffnete Lilli Armstrongs Käfig, ließ den kleinen Schimpansen heraus und nahm seine Hand. Um nichts in der Welt würde sie dieses Haus ohne ihn verlassen! King Olli griff nach ihrer anderen Hand, und Lilli drückte sie fest.
»Wer von Ihnen ist Jesahja Sturmwagner?«, fragte der erste der Polizisten, ein großer Mann mit Bart. Während er fragte, blickte er sich bestürzt im Keller um. Der Gestank und die winzigen Tierkäfige schienen auch ihn zu erschüttern.
»Ich habe Sie angerufen«, antwortete Jesahja.
Im selben Moment sank Kornelius zu Boden. »Verhaften Sie mich!«, keuchte er. »Ich bin ein Tierschmuggler!« Er schlug die Hände vors Gesicht. »Es stimmt, ich hätte das nicht tun dürfen, egal, in welchen Schwierigkeiten ich gesteckt habe.«
»Nun mal ganz langsam«, sagte der Polizist. Jesahja berichtete ihm ausführlich, dass er Telefonate zwischen seinem Onkel und Magnus Obscura belauscht und so herausgefunden hatte, was in der Villa vor sich ging.
Der Polizist hörte ihm aufmerksam zu, und einer seiner Kollegen schrieb alles, was Jesahja sagte, auf einen Notizblock. Schließlich fragte er: »Und wieso hast du uns nicht angerufen, als du dies alles erfahren hast?«
Jesahja schwieg, und der Polizist blickte ihn durchdringend an. »Hast du dir gedacht, dass ihr der Sache lieber allein auf die Spur gehen wollt?« Er seufzte. »Ich muss dich fragen, was du in diesem Haus zu suchen hast, junger Mann. Wie bist du hier hereingekommen?«
Lillis Augen weiteten sich. Plötzlich wurde ihr klar, worauf dieses Gespräch hinauslaufen konnte. Die Polizei würde sie wegen Einbruchs verhaften! Schlimmer noch: Die Polizei würde wissen wollen, wie sie es geschafft hatten, die Alarmanlage auszutricksen, und dann mussten sie zugeben, dass ein Schimpanse und ein Otter ihnen geholfen hatten!
Da sagte Kornelius: »Die Kinder sind mir gefolgt! Ich war hier, um die Tiere zu füttern und ihnen Wasser zu geben. Ich habe Obscuras Schlüssel. Mein Neffe und seine Freundin sind mir anscheinend heimlich nachgeschlichen.«
Lilli konnte kaum glauben, was sie hörte. Auch Jesahja sah Kornelius verwundert an.
»Diesen Affen da« – Kornelius deutete auf Armstrong – »diesen Affen habe ich vor zwei Tagen aus dem Zoo gestohlen.«
»Ach, Sie waren das?«, fragte der Polizist interessiert. »Wir konnten in dieser Sache bisher keinen Verdächtigen ausmachen.« Er kratzte sich am Bart. »Und der andere Affe?«
Lilli erstarrte. Wie konnten sie nur King Ollis Anwesenheit erklären?
»Der ist auch aus dem Zoo«, erwiderte Kornelius, bevor Jesahja oder Lilli antworten konnten. »Ich bin heute Nacht wieder in den Zoo eingebrochen und habe den großen Schimpansen dort und diesen Otter gestohlen.« Er wies auf Captain Carusos Schwanz, der unter dem Käfig hervorlugte.
Lilli sog hörbar die Luft ein. Sie konnte kaum fassen, dass Kornelius log, um ihnen aus der Patsche zu helfen! Offenbar hatten sie sich nicht so sehr in ihm getäuscht, wie sie dachten. Lilli starrte ihn verwirrt an. Konnte jemand ein guter Mensch sein, obwohl er so schlimme Dinge tat?
»Wir sollten sofort den Zoo anrufen«, entschied der Polizist. »Die Zooleitung muss wissen, wo die Tiere sind.«
Lilli stieß erleichtert die Luft aus. Armstrong und die anderen würden noch in dieser Nacht nach Hause kommen!
Der Polizist telefonierte nun. Wie es schien, sprach er mit Frau Essig-Steinmeier. Danach stellte er Kornelius endlos viele Fragen über die Schmuggler, den Millionär und die Tiertransporte. Kornelius antwortete bereitwillig.
Nach einer Weile klingelte es, und kurz darauf führte ein Polizist die Zoodirektorin die Treppe hinunter.
»Himmel!«, entfuhr es ihr. »Hier stinkt es ja bestialisch!« Sie schaute sich um. »Liliane! Jesahja! Was macht ihr denn hier? Und was hat King Olli hier zu
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