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Liliane Susewind - So springt man nicht mit Pferden um

Liliane Susewind - So springt man nicht mit Pferden um

Titel: Liliane Susewind - So springt man nicht mit Pferden um Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya Stewner
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können ja zur Weide zurückgehen, und dann sucht jeder von euch sich dort ein Pferd aus«, schlug Wolke vor.
    Jesahja war Feuer und Flamme. Auch Lilli freute sich und nahm sich vor, Storm vorerst aus ihrem Kopf zu verbannen. Im Gänsemarsch liefen sie zu der Koppel mit den Pferden zurück. Die Köpfe der Tiere schossen allesamt in die Höhe, als Lilli sich abermals näherte.
    »Da bist du ja wieder, Lilli-i-i!«, wieherte der Schimmel und trabte flugs zum Gatter. »Weißt du noch? Ich bin Merlin, das berühmtbeste Pferd der Welt!«
    »Das habe ich nicht vergessen.« Lilli tätschelte Merlin die breite, weißgraue Brust.
    »Ich springe am höchstbesten! Von allen! Das stimmt.«
    »Du springst?«
    Wolke schaltete sich ein. »Erzählt er das gerade?« Man sah ihr an, dass es für sie regelrecht ein Wunder war, dass Lilli auf diese Weise mit dem Pferd redete. »Merlin war früher ein sehr erfolgreiches Turnierpferd«, erklärte sie.
    Lilli betrachtete den großen Schimmel nun genauer. Er hatte einen edlen Körperbau und lange, kräftige Beine. Sein hellgraues Fell war mit zahllosen weißen Flecken gesprenkelt, und seine dunkelgraue Mähne machte einen sehr gepflegten Eindruck. Lilli lächelte. Merlin war ein schöner Kerl, auch wenn er nicht mehr ganz jung zu sein schien.
    Wolke fuhr fort: »Merlin hat früher jede Menge Preise gewonnen und war eines der besten Springpferde des Landes. Aber dann hat er sich bei einem Turnier am Bein verletzt und konnte nicht mehr springen. Seine Besitzer wollten ihn damals einschläfern lassen.«
    Lilli erschauderte.
    »Meine Mutter und Slavika haben Merlin gekauft, bevor er eingeschläfert werden konnte. Sie wollten nicht mit ansehen, wie ein Pferd, das einen solch guten Charakter hat, einfach getötet wird. Und nun bekommt Merlin bei uns sein Gnadenbrot.«
    »Kann er denn noch springen?«
    »Nein, durch seine Beinverletzung …«, begann Wolke, doch Lilli konnte ihr nicht zuhören, denn Merlin mischte sich wieder ein. »Natürlich kann ich noch springen! Ganz wunderherrlich springe ich!«, sprudelte er hervor. »Am besthöchsten von allen! Im Ernst! Das stimmt. Ich habe es nur lange nicht mehr gemacht …«
    Bevor Lilli übersetzen konnte, fragte Jesahja: »Dürfen wir uns wirklich ein Pferd aussuchen? Irgendeins?«
    »Ja«, bestätigte Wolke. »Zucker wurde früher sowohl von meiner Mutter als auch von Slavika geritten, aber seit wir den Hof und die beiden Pferde geerbt haben, reitet Slavika meistens Rasputin. Zucker ist also das Pferd von meiner Mutter, Rasputin das von Slavika, und Darling ist mein Pferd. Trotzdem könnt ihr euch aussuchen, welches ihr wollt.«
    »Ich würde gern auf dem Pferd da hinten reiten!« Jesahja wies auf das hellbraune Pferd mit den vier weißen Fesseln.
    »Wayomi«, sagte Wolke. »Eine gute Wahl.«
    »Es sieht nett aus«, überlegte Jesahja laut, »… als käme es niemals auf den Gedanken, jemanden abzuwerfen.«
    Wolke lachte. »Das hat sie auch noch nie.«
    »Und auf wem reite ich?«, fragte Lilli. Sie hatte den Satz noch nicht ganz zu Ende gesprochen, da brachen sämtliche Pferde auf der Koppel gleichzeitig in lautes Wiehern aus. »Nimm mich!«, »Nein, mich! Ich bin kleiner, da kommst du besser rauf!«, »Aber ich bin hier der Flottbeste!« Die letzte Bemerkung kam von Merlin, der vor Lilli herumtänzelte. »Sollen wir? Ja? Wir zwei?«
    Lilli lachte und sagte Wolke, dass sie gern auf Merlin reiten würde. »Juhu-u-u!«, johlte der Schimmel, rannte los und drehte ein paar ungestüme Runden auf der Weide. Lilli beobachtete ihn lächelnd. Sein Bein schien ihn nicht zu behindern.
    »Dann lasst uns mal die Sättel, das Zaumzeug und die Reitkappen holen«, schlug Wolke vor. Lilli und Jesahja folgten ihr zu einem der Ställe und stürmten in den Sattelraum. Kaum waren sie durch die Tür gelaufen, stießen sie mit jemandem zusammen.
    »Hey, immer langsam!« Vor ihnen stand ein älterer Junge mit verstrubbeltem Haar.
    »Tom! Du stehst im Weg!«, rief Wolke.
    »Ich stehe, wo ich will«, gab der Junge zurück und zog Wolke die Kapuze ihres alten Sweatshirts über den Kopf.
    Wolke zog sie sogleich wieder zurück. »Finger weg!«
    »Willst du mich deinen Gästen nicht vorstellen?«, fragte der Junge und verschränkte die Arme vor der Brust.

    »Nein.« Wolke schob ihn grinsend beiseite. »Ignoriert ihn einfach«, sagte sie zu Lilli und Jesahja.
    Aber der Junge ließ sich nicht ignorieren. »Ich bin Tom«, stellte er sich vor. »Wolkes Bruder.«
    »Das war

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