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Lilians Verfuehrung

Lilians Verfuehrung

Titel: Lilians Verfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Schneider
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sie nur kurz und folgte ihm die Treppe hinunter. Auch er hatte sich umgezogen und trug eine enge, schwarze Hose, dunkle Schuhe und ein braunes Hemd, das perfekt mit seiner Augenfarbe harmonierte. Die Ärmel waren lässig hochgerollt, so dass sie seine muskulösen, leicht gebräunten Unterarme mit den hellen Härchen sehen konnte.
    „Treibst du Sport?“
    „Wie?“ Er drehte sich zu ihr um, da er einige Stufen voraus war, und blieb stehen.
    „Dein Körper - er ist wunderschön.“ Ihre Wangen wurden heiß, aber sie lächelte tapfer. Noch nie hatte sie einem Mann ein Kompliment gemacht, schon gar nicht für seinen Körper. Marc wirkte nicht irritiert, sondern lachte.
    „Ja, ich jogge und ab und zu gehe ich in eine sogenannte Muckibude, um Gewichte zu schwingen.“
    „Oh.“ Plötzlich schämte sie sich dafür, selbst gar nichts für ihre Figur zu tun. Ihre Beine waren dünn, aber nicht muskulös, ihr Hintern vom vielen Sitzen zu dick, und die Pölsterchen an Hüften und Bauch ... nun ja.
    „Du bist schön, so wie du bist“, sagte er, als habe er ihre Gedanken erraten. „Weiblich und kurvig an den richtigen Stellen. Muskulöse Frauen mag ich nicht.“
    „Danke.“ Sie lachte fröhlich und hüpfte an ihm vorbei die Treppe hinunter. „Rechts oder links?“
    „Rechts!“
    Lilian hörte, wie er ebenfalls seinen Gang beschleunigte, um sie einzuholen, was ihm natürlich spielend gelang, schließlich trug er keine neun Zentimeter hohen Absätze.
    Ein Pärchen kam ihnen im Flur entgegen, das Marc freundlich grüßte.
    „Wie viele Schüler sind eigentlich gleichzeitig hier an der Schule?“, fragte sie, nachdem er sie eingeholt hatte und wieder neben ihr her ging .
    „Zwanzig, glaube ich. Auf jeden Fall nicht mehr.“
    „Und ebenso viele Betreuer?“
    Er lachte.
    „Nein. Nicht jeder Schüler hat einen persönlichen Betreuer oder eine Betreuerin.“
    Sie blieb stehen und zog die Stirn kraus.
    „Warum habe ich einen?“
    „Nun ...“ Was gab es da zu drucksen? Neugierig musterte sie ihn. Irgendetwas schien er verheimlichen zu wollen, aber was? Warum wand er sich so bei dieser doch eigentlich einfachen Frage?
    „Madame Petrowitsch teilt die Schülerinnen in Kategorien ein. Und die etwas schwierigen Fälle bekommen einen persönlichen Betreuer“, platzte es dann aus ihm heraus, und er biss sich umgehend auf die Unterlippe.
    Lilian tippte sich an die Stirn.
    „Das kannst du deiner Großmutter erzählen, mein Lieber. Aber warte nur, ich werde es schon herausfinden.“
    Er schluckte und sah seltsamerweise plötzlich verlegen und besorgt aus.
    „Daran zweifele ich nicht“, murmelte er und zog sie am Arm weiter. „Komm jetzt, sonst verpassen wir den Einstieg.“
    Die Tür am Ende des Flures war breit und zweiflügelig, was einen großen Raum dahinter erwarten ließ. Und tatsächlich öffnete sich das Portal zu einem Spielzimmer der Sonderklasse. Lilian sog die Luft scharf durch die Zähne ein und sah sich mit aufgerissenen Augen um. Noch war niemand dort, aber der Raum war groß genug, um die gesamte Schülerschaft auf einmal fassen zu können.
    Die hohe Decke war mit Stuck verziert, und als sie genauer hinsah erkannte sie frivole Motive in den Gipsfiguren, die ihr die Röte in die Wangen trieben. Zum Glück waren die Kunstwerke weit genug entfernt, so dass sie versuchen konnte, sie zu ignorieren.
    In der Mitte des Raums thronte ein riesiges Bett mit einem Holzgitter am Kopfende und einer weichen Lederrolle am Fußende, die vermutlich besonders ausgefallenen Positionen diente .
    An den Wänden aufgereiht standen kleine Sofas und Cocktailsessel, allesamt altmodisch wie aus den Zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts, mit dunklen Stoffen bezogen und goldfarbenen Kordeln verziert. Große Bilder hingen vor den roten Stiltapeten mit Blattmustern, auf denen kunstvolle Aktfotografien zu sehen waren, die sie begeisterten.
    „Hui“, sagte sie und ging mutig ins Zimmer hinein. Marc folgte ihr, ohne die Tür hinter sich zu schließen.
    „Das ist eigentlich der Partyraum“, erklärte er. „Hier finden auch Abschlussprüfungen und die Abschiedsfeste statt.“
    „Abschiedsfeste?“ Lilian fuhr herum und sah ihn fragend an.
    „Jede Woche am Freitag, vor der Abreise der Wochengäste. Manche Damen buchen ihre Woche hier nur wegen der Party am Schluss .“ Er lachte und zwinkerte ihr zu.
    Sie sog die Wangen ein und fragte sich, was es mit diesen Partys auf sich hatte, aber wenn sie an die rothaarige Carla auf der

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