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Liliths Hexentanz

Liliths Hexentanz

Titel: Liliths Hexentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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dem Dach des Steuerhauses.
    »Kann man damit auf der Nordsee kreuzen?« fragte ich unseren Begleiter.
    Dawson hob die Schultern. »Wie sagte man noch bei Radio Eriwan? Im Prinzip schon, nur sollte man sich nicht unbedingt auf die offene See hinauswagen und immer in Sichtweite der Küste bleiben…«
    »Haben die Frauen das getan?«
    Der Mann neben mir nickte. Er hatte seine Hände in die Taschen geschoben. Die Mütze saß fest auf seinem Kopf. »Ja, sie kreuzten nur in Sichtweite der Küste. Dort muß sie auch der Killer erwischt haben.«
    »Der Killer?« fragte Jane. »Könnte es nicht sein, daß es mehrere Personen gewesen sind?«
    »Zweifelsohne. Ich tendiere dahin. Man hat ja oft genug über moderne Piraten gelesen. Sie waren immer zu mehreren, wenn sie die Schiffe enterten. Wie dem auch sei, Sie werden es hoffentlich herausfinden. Was immer Sie an Unterstützung benötigen, Sie können voll und ganz auf mich zählen.«
    Für die Hilfsbereitschaft bedankte ich mich. Wir hatten den Anlegeplatz erreicht. Die Schiffe waren an den Pollern vertäut. Autoreifen schützten sie vor der Kaimauer. Planken, über die wir an Bord gelangen konnten, gab es nicht.
    Gil Dawson machte den Anfang. Er wartete ab, bis das Boot nach vom geschoben wurde, und mit einem großen Schritt stand er an Deck. Dort hielt er sich an einem Bugmast fest, drehte sich um und streckte Jane seinen freien Arm entgegen. »Fassen Sie meine Hand, dann klappt alles wie am Schnürchen, Miß Collins.«
    Er hatte nicht zuviel versprochen. Auch Jane schaffte es ohne Schwierigkeiten, an Bord zu gelangen. Nur bei mir wurde es kritisch. Ich brauchte zwei Anläufe und schaute in Dawsons grinsendes Gesicht, als er sagte: »Ein alter Seemann sind Sie aber nicht gerade.«
    »Stimmt. Nicht mal ein junger.«
    Er lachte, und es war das letzte Lachen für eine Weile, denn nun wurde es ernst. Wir wußten ja, was uns erwartete. Ich hatte bereits das Gefühl, mich auf einem Totenschiff zu befinden. Noch hatten wir keine Leiche entdeckt, aber ich glaubte schon, den Blutgeruch wahrzunehmen, trotz des relativ starken Windes. Jane stand mit bleichem Gesicht neben mir, den Blick in die Ferne gerichtet, als gäbe es draußen auf dem Wasser etwas Besonderes zu sehen.
    Dawson schob sich an uns vorbei auf einen Niedergang zu. Wir gingen hinter ihm her und blieben auch stehen, als er seine Schritte vor einer Tür stoppte. Er drehte sich noch einmal um, schaute zu uns hoch. »Die Tür ist versiegelt. Ich muß sie aufbrechen.«
    Ich nickte ihm zu. »Tun Sie das.«
    Es dauerte nur einen kurzen Moment, dann war das Polizeisiegel aufgebrochen. Er öffnete die Tür, hielt sie aber an der Klinke fest, damit der Wind sie nicht packen und nach innen schlagen konnte. »Soll ich zuerst hineingehen, oder wollen Sie es tun?«
    »Lassen Sie uns«, sagte Jane mit gepreßt klingender Stimme und tat den ersten Schritt, nachdem ich genickt hatte.
    Ich spürte in meinem Magen einen Kloß. Jane erging es bestimmt nicht anders. Wir schoben uns an Gil Dawson vorbei, dessen Gesicht zu einer Maske erstarrt war.
    Draußen war es kalt gewesen. Die Kühle des Decks verschwand, kaum daß wir die Kabine betreten hatten. Unwillkürlich hatte ich den Kopf eingezogen, und wir waren genau dorthin gegangen, wo die schreckliche Tat geschehen war.
    Ich spürte nichts. Es war plötzlich eine Leere da. Ich kam mir vor wie jemand, der neben sich selbst stand und einfach nicht wahrhaben wollte, was da passiert war.
    »O Gott, das ist – das darf doch nicht wahr sein«, hörte ich Jane flüstern.
    Dann wandte sich die Detektivin ab, taumelte an Dawson vorbei und polterte die Stufen hoch zum Deck.
    Sie hatte recht. Es sah furchtbar aus, und ich fragte mich wirklich, ob das ein Mensch getan hatte…
    ***
    Auch wenn ich es gewollt hätte, mir fehlten einfach die Worte, um das Grauen zu beschreiben. Hinter mir hörte ich das Schaben des Stoffs über eine Wand, dann ging auch Gilbert Dawson, denn dieser Anblick war nichts für Menschen mit schwachen Nerven. Auch nicht für welche mit harten Nerven, und ich mußte mich verdammt zusammenreißen, um nicht ebenfalls einfach wegzulaufen.
    Ich blieb, und ich ging durch die Kabine, wobei ich achtgab, nicht in die Blutlachen zu treten. Ich hielt auch die Luft an, um den Geruch nicht einatmen zu müssen.
    Ich fand keine Worte für das hier stattgefundene Verbrechen. Dabei mußte ich schon genau hinschauen, um erkennen zu können, daß hier drei Frauen getötet worden waren.
    Gil Dawson

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