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Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hundert Jahre Zaertlichkeit
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Gerichtssaal kam, der in
Wirklichkeit das Schulhaus war, in dem man die Pulte an die Wände geschoben
hatte.
    Der Richter
nahm den Platz der Lehrerin ein, und in seiner Erscheinung und seinem Verhalten
war nichts, das Elisabeth beruhigt hätte. Seine Augen waren gerötet, die Haut
seines Gesichts hing über den Knochen wie ein zu großes Kleidungsstück, und die
unzähligen roten Äderchen an seiner Nase sagten noch mehr über seinen Zustand
aus.
    »Dieses
Gericht tritt nun zusammen«, verkündete er mit dröhnender Stimme, nachdem er
sich geräuspert hatte.
    Elisabeth
bewegte sich unruhig auf ihrem Stuhl neben Rodcliff, ihrem Anwalt. Farley
stand an der Wand, seinen Hut in den Händen. Er fing ihren Blick auf und
nickte, als wollte er sie ermutigen.
    Sie schaute
weg, weil sie Farleys wahre Gefühle kannte. Er wollte sie hängen sehen, weil er
glaubte, daß sie seinen Freund ermordet hatte.
    Die erste
Zeugin war Ellen, Jonathans Haushälterin. Unter Tränen erzählte die schlichte
Frau, wie Elisabeth eines Tages scheinbar aus dem Nichts auftauchte und den
armen Doktor irgendwie verhext hatte. Rodcliff stellte nur ein paar Fragen, als
er an die Reihe kam.
    Vera sagte
aus, Trista habe ihr erzählt, Elisabeth wäre ein Engel vom Himmel und hätte
eine magische Halskette und würde sonderbare Musik spielen und behaupten, sie
wisse genau, wie die Welt in hundert Jahren sein würde.
    Rodcliff
warf Elisabeth einen vorwurfsvollen Seitenblick zu, als wollte er sie fragen,
wie er sie denn gegen solche Vorwürfe verteidigen sollte. Als der Ankläger sich
setzte, erhob sich Elisabeths Anwalt seufzend und erklärte dem Richter, er habe
nichts zu sagen.
    Farley
wurde aufgerufen. Er sah nicht Elisabeth an, sondern die Geschworenen, sechs
Männer, die unter einer Weltkarte saßen. Er leistete den Eid und sagte aus, er
wäre zur Fortner-Farm gerufen worden, zusammen mit der Freiwilligen Feuerwehr,
und zwar von einem von Efraim Lutes Söhnen, den das aufgeregte Vieh geweckt und
der die Flammen gesehen hatte.
    Als er
eintraf, sagte Farley, habe er sofort versucht, über die Haupttreppe nach oben
zu gelangen, weil er wußte, die Mitglieder des Haushalts würden schlafen. Er
schilderte, wie der Weg von Flammen und Rauch blockiert gewesen war, weshalb er
die beiden anderen Treppen mit dem gleichen Mißerfolg ausprobiert hatte.
Allerdings habe er Miss Lizzie halb bewußtlos in der Küche gefunden und ins
Freie getragen.
    Erst
später, als sie sonderbare Dinge sagte, habe er Verdacht geschöpft. Und als er
erfuhr, daß sie wegen ihrer Identität gelogen hatte, erhob er Anklage.
    Während
Farley sprach, starrte Elisabeth ihn an, und er begann, sich auf seinem Stuhl
zu winden.
    Rodcliff
machte sich nicht die Mühe, eine Frage zu stellen, und zuletzt wurde Elisabeth
in den Zeugenstand
gerufen. Sie hatte schreckliche Angst, aber sie stand auf, ging in stolzer
Haltung nach vorn, legte ihre linke Hand auf die Bibel und hob die rechte.
    »Schwören
Sie feierlich, die Wahrheit zu sagen, die ganze Wahrheit und nichts als die
Wahrheit?« fragte der Gerichtsdiener, der Marvin Hite war, Besitzer eines Lebensmittelladens.
    »Ich
schwöre«, sagte Elisabeth klar und deutlich, auch wenn sie wußte, daß sie nicht
die »ganze Wahrheit« sagen konnte.
    Es folgte
eine lange Befragung, in der Elisabeth erklären sollte, wer sie war. »Lizzie«,
war die einzige Antwort, die sie darauf gab. Sie wurde gefragt, woher sie kam,
und sie sagte Seattle, was bei den Zuschauern skeptisches Murmeln auslöste.
    Schließlich
fragte der Ankläger, ob Elisabeth in der Tat den Brand ausgelöst habe, bei dem
ein gewisser Dr. Jonathan Fortner und seine kleine Tochter Trista umkamen.
    Die Frage
empörte Elisabeth, auch wenn sie sie erwartet hatte. »Nein«, antwortete sie
nach außen hin ruhig, aber innerlich schrie sie in ihrer Wut und Unschuld auf.
»Ich liebte Dr. Fortner. Wir wollten heiraten.«
    Die Frauen
flüsterten und murmelten hinter ihren Fächern. Elisabeth vermutete, daß viele
von ihnen entweder gehofft hatten, Jonathan zu heiraten oder ihn mittels
Heirat zu ihrem Neffen oder Schwiegersohn zu machen.
    »Sie
liebten ihn«, sagte der Ankläger in einem Ton, bei dem Elisabeth ihn gern in
sein grinsendes Gesicht geschlagen hätte. »Und trotzdem haben Sie einen Mord
begangen, Miss ... Lizzie. Sie töteten den Mann und sein Kind, als sie
ahnungslos in ihren Betten schliefen!«
    Eine
Gestalt schob sich durch die offene Tür, und dann übertönte eine vertraute
Stimme das

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