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Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ein suendiger Engel
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überließ ihn seinen Erinnerungen, die er bisher nur mit Mühe
unterdrückt hatte.
    Nachdem er
nun endlich aufstehen konnte, ohne sich der Peinlichkeit preiszugeben, schenkte
er sich einen doppelten Brandy ein und stürzte ihn in einem Zug hinunter. Aber
nicht einmal das konnte das Bild von Bonnie als Braut auslöschen oder die
Erinnerung an jene Nacht, in der er sie unwiderruflich an Eli McKutchen
verloren hatte.
    Forbes
lächelte, trotz seiner Qual. Bonnie war hier und McKutchen ganz woanders.
Vielleicht war der Verlust doch nicht so unwiderruflich, wie er immer vermutet
hatte ...
    Er setzte
sich an seinen Schreibtisch zurück und begann eine Liste von Farben zu
erstellen, von denen er annahm, daß sie Bonnie stehen würden. Ihre Maße hatte
er schon erraten. Er brauchte jetzt nur noch dafür zu sorgen, daß ihr
Unternehmen > Laden < ein Mißerfolg wurde und die Kleider, die sie als Tanzmädchen
im Brass Eagle brauchen würde, bereitlagen.

4

    Bonnie war fort.
    Eli hatte
über einen Monat Zeit gehabt, sich mit der Tatsache abzufinden, aber das große
leere Haus, das einst so erfüllt von ihrem Lachen und ihrer Persönlichkeit
gewesen war, erinnerte ihn pausenlos an ihre Abwesenheit. Er war krank und
brauchte seine Frau, und sie war fort.
    Seth
Callahan, Elis Anwalt und bester Freund, hatte ihm oft genug seine Ansicht zu
der Lage kundgetan. Es sei Elis eigene Schuld, daß Bonnie geflohen war wie ein
erschreckter Vogel. Hatte er sie nach Kileys Tod in gewisser Weise nicht auch
verlassen und bei einer endlosen Menge gesichtsloser Frauen Trost gesucht? War
er nicht in den Krieg gezogen, ohne sich im geringsten um Bonnies Gefühle zu
kümmern? Eli wußte heute, daß er nach dem unerwarteten Tod seines kleinen
Sohnes völlig falsch gehandelt hatte.
    Er schloß
die Augen vor der Erinnerung, seine Hände umklammerten die Lehnen des
Rollstuhls, an den er nach seiner Rückkehr in die Vereinigten Staaten gebunden
war. Vorher hatte er sechs Monate in einem kubanischen Krankenhaus gelegen.
    Kiley
erfüllte seine Gedanken, ob er wollte oder nicht. Noch heute glaubte er den
weichen, warmen Kinderkörper in seinen Armen zu spüren und das Zittern, das ihn
durchlaufen hatte, bevor ihn der Tod ereilte.
    Eli öffnete
die Augen wieder und ersetzte die Erinnerungen durch den Anblick all jener
Dinge, die das Zimmer eines Kranken ausmachten. Die Schüssel, die Karaffe mit dem
Eiswasser, nach dem er sich nach Ansicht der Ärzte nun sein Leben lang
verzehren würde; die Bücher und Zeitschriften und den Sessel, auf dem diese
verdammte Krankenschwester saß. Vierundzwanzig Stunden am Tag, und ihn immer
bloß wortlos anstarrte.
    Die Ärzte
hatten gesagt, daß jemand, der das Gelbfieber überlebt hatte, eine lange
Erholungsperiode benötigte. Ein Gutes hatte die schreckliche Sache allerdings
gehabt: Eli würde von nun an immun gegen die Krankheit sein.
    Wieder
schlich sich Bonnie in seine Gedanken ein. Warum kam sie nicht zurück? Sie
hätte hier bei ihm sein müssen, bei ihrem Mann, anstatt dreitausend Meilen
entfernt in Northridge!
    Seufzend
rollte Eli den Stuhl vor den kleinen Sekretär unter dem Fenster, wo Genoas
letzter Brief lag. Ohne ihm etwas Genaues mitzuteilen, schien sie ihm
übermitteln zu wollen, daß nicht alles zum Besten stand, was seine Frau betraf.
    Ärgerlich
zerknüllte er den Brief. Wahrscheinlich redete er sich das nur ein, weil er
Bonnie vermißte. Er liebte sie mehr, als ihm je bewußt gewesen war, aber falls
es ihr so wichtig war, sich ihre Unabhängigkeit zu beweisen, war er bereit, ihr
diese kurze Zeitspanne zuzugestehen. Falls sie andererseits jedoch im Begriff
war, irgendwelchen Unsinn anzuzetteln ...
    Eli
schleuderte den zerknüllten Brief quer durch den Raum. Er prallte gegen ein
Foto von Bonnie, Kiley und ihm selbst, das auf Fire Island aufgenommen worden
war, im Sommer vor Kileys Tod. Für einen Moment erfaßte ihn der Schmerz so
stark, daß er die Augen schloß.
    Er war froh,
als die Tür aufsprang und Seth Callahan hereinkam.
    Sein bester
Freund war ein kleiner Mann mit rötlichem Schnurrbart und Goldrandbrille, der
wie immer zu warm für diese Jahreszeit angezogen war. Unter dem Arm trug er ein
großes Paket.
    »Guten
Tag«, sagte er mit einem höflichen Nicken. Seth war immer überaus korrekt.
    Eli nicht.
»Wie zum Teufel hältst du es bei diesem Wetter in einem gestärkten Kragen aus?«
fuhr er ihn gereizt an.
    Seth legte
umständlich das Paket ab. »Dumme Frage. Viel wichtiger ist, daß du

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