Linda Lael Miller
einer
Hand die Zügel. Die andere ruhte wieder auf dem Griff seines Schwerts, obwohl
es in der Scheide steckte.
»Sag mir«,
bat der Onkel und schaute zu seinem Neffen auf, »wie wirst du dich nennen, wenn
Gareth und ich nicht mehr sind und du Herr der drei größten Ländereien im
ganzen Königreich bist? Wirst du Hadleigh oder Merrymont sein?«
»Kenbrook«,
gab Dane ruhig zur Antwort. Dann lenkte er sein prächtiges Pferd in Richtung
Tore, und niemand versuchte, den Herrn und die Herrin aufzuhalten, als sie aus
der Burg ritten, endlich wieder zusammen, und das für alle Zeiten.
Epilog
Kenbrook Hall
einige Monate später ...
Das
wütende Geschrei
des jungen Aric St. Gregory, zukünftiger sechster Baron von Kenbrook und Erbe
der Besitzungen von Hadleigh und Merrymont, schallte durch den Korridor vor dem
Turmzimmer, kraftvoll und voller Zorn. Dane, der schon fast den ganzen Morgen
auf dem Korridor verbracht hatte, stürzte zur Tür, doch Merrymont und Gareth
hielten ihn zurück. Edward wäre vielleicht auch dabeigewesen, aber er hatte
kurz zuvor Mariette de Troyes geheiratet, und sie waren zu einer Reise nach
London aufgebrochen.
»Laß deiner
Frau Zeit, ihre Arbeit zu erledigen, Junge«, riet Gareth freundlich, während er
Dane am Arm zurückhielt. »Das ist eine private Angelegenheit, und sie werden
dich rufen, wenn es schicklich ist.«
Dane war
außer sich vor Aufregung; er wollte das Kind natürlich sehen, aber wichtiger
noch als das war für ihn, sich zu überzeugen, daß Gloriana nichts geschehen war
daß sie nicht ihr Leben hatte opfern müssen, um einen breitschultrigen St.
Gregory zur Welt zu bringen, wie seine eigene zarte junge Mutter es getan
hatte.
»Gloriana
...?« keuchte er.
»... ist
stark«, schloß Merrymont für ihn. Seit ihrem Duell hatten Dane und der ältere
Mann sich angefreundet.
Nach schier
unendlich langer Zeit, wie es Dane vorkam, öffnete sich endlich die massive
Tür, und Elaina erschien auf der Schwelle.
»Komm«, forderte
sie Dane lächelnd auf. »Deine Gemahlin und ein gesunder Sohn erwarten dich.«
Dane
schüttelte Merrymonts und Gareths Hände ab und hätte seine Schwägerin fast
umgerannt in seiner Hast, zu Gloriana und dem Kind zukommen, wenn Elaina nicht
rasch zurückgetreten wäre.
Gloriana
lag in dem großen Bett, in dem sie so viele glückliche Stunden verbracht
hatten, und obwohl ihr Haar gebürstet war, glänzte es noch vor Feuchtigkeit,
und ihre Haut war stark gerötet. Ihre Augen strahlten vor Stolz, als sie Danes
plötzlich verschleierten Blick suchte.
In ihren
Armen lag der Säugling rot, häßlich und nicht viel kleiner als ein Ferkelchen.
Gloriana
lachte über Danes Gesichtsausdruck und strahlte, als ihr Mann sich bückte, um
sie auf die Stirn zu küssen. Sie hatte schon immer seine Gedanken lesen können,
und dies war keine Ausnahme. »Keine Angst, mein Liebster«, meinte sie. »Er wird
eines Tages so groß und stattlich sein wie du, und niemand könnte mehr verlangen.«
»Hat er
dich verletzt?« flüsterte Dane. Da Dane von Anfang an sicher gewesen war, daß
es ein Junge sein würde, hatten sie sich schon vor einiger Zeit darauf geeinigt,
daß er Aric heißen würde, nach einem besonders tapferen Vorfahren der St.
Gregorys, aber nicht einmal seine schlimmsten Befürchtungen hatten Dane auf die
beeindruckende Größe des Säuglings vorbereitet.
Sanft
streichelte Gloriana das seidenweiche blonde Haar des Jungen. »Arie hat sich
nur seinen Weg in die Welt erkämpft«, sagte sie mit leiser, müder Stimme. »Die
Hebamme sagt, ich sei gut gebaut zum Kindergebären, und die nächsten würden
leichter kommen.«
So
ehrfürchtig, als berührte er das Kreuz, legte Dane eine Fingerspitze an die
runde Wange seines Sohnes. »Es gab Momente«, gestand Kenbrook, »da habe ich
daran gezweifelt, daß ich diesen Augenblick erleben würde.«
Mit ihrer
freien Hand strich Gloriana ihm über das wirre Haar. »Wirst du das alles
überhaupt ertragen?« scherzte sie. »Mir scheint, daß die Vaterschaft bereits
ihren Zoll von dir gefordert hat.«
Danes Augen
füllten sich mit Tränen der Erleichterung, der Freude
und der Liebe. »Ich hatte noch nie so große Angst«, bekannte er, denn Elaina
und die Dienerinnen waren gegangen, und sie waren allein in dem runden
Turmzimmer, das für eine Weile ihr Gefängnis gewesen war..
»Habe ich
dir nicht gesagt, daß ich das Kindbett überstehen würde – und noch viel mehr,
mein Liebster?«
»Ich hörte
dich schreien«, sagte er
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